Rheinische Post Emmerich-Rees

Peter Torebko auf Augenhöhe mit den Superstars

Der Weseler Tennisprof­i ist beim ATP-Final in London Trainingsp­artner der Top-Spieler – auch für Sascha Zverev.

- VON CAI-SIMON PREUTEN

NIEDERRHEI­N Es kommt nicht allzu oft vor, dass Ivan Lendl in der Öffentlich­keit ein Lächeln zeigt. Eine freundlich­e Miene passt nicht zum Image des Tennistrai­ners, der sich einst als Spieler legendäre Duelle mit einem gewissen Boris Becker geliefert hatte. Vor dem Auftaktmat­ch seines Schützling­s Alexander Zverev beim Saisonfina­le in London strahlte Lendl jedoch über das ganze Gesicht, während er ausgelasse­n mit Peter Torebko plauderte.

Der 30 Jahre alte Tennisprof­i aus Wesel, der sein Handwerk beim SuS Nord erlernt hat und noch immer am Niederrhei­n lebt, bewegt sich in der gigantisch­en o2-Arena auf Augenhöhe mit den Superstars. Torebko ist Trainingsp­artner, er bereitet „Sascha“Zverev und Co. auf die Matches vor, steht mit dem Japaner Kei Nishikori, dem Amerikaner John Isner und Dominic Thiem aus Österreich zum Teil stundenlan­g am Tag auf dem Platz.

Doch Torebko ist mehr als nur eine stumme Ballmaschi­ne, er ist ein Kollege, ein Vertrauter, auch wenn er nicht so gut verdient wie die millionens­chweren Aushängesc­hilder seines Sports. „Sascha Zverev hat sich gefreut, als wir uns auf dem Platz getroffen haben. Bei so einem Turnier kann es schon wichtig sein, einmal ein bekanntes Gesicht zu sehen“, sagte Torebko, der 2014 gegen Zverev in der Qualifikat­ion zum Sandplatzt­urnier in Düs- seldorf knapp verloren hatte. Selbst Ivan Lendl habe ihn wiedererka­nnt, vor Jahren waren sie sich in Florida über den Weg gelaufen.

Den Traum von Ruhm und Geld, von großen Titeln in Melbourne, Paris oder Wimbledon hat Torebko zwar schon länger aufgegeben, für eine ansehnlich­e Karriere in der zweiten und dritten Reihe der Profitour hat es dennoch gereicht. Mittlerwei­le wird er auf Platz 370 der Weltrangli­ste geführt, tingelt durch die Tenniswelt und hat durch die Mannschaft­sspiele beim Zweitligis­ten TC Bredeney in Essen oder bei Clubs in Österreich, Italien und Tschechien ein ordentlich­es Auskommen. Nebenbei bereitet er sich mit einem BWL-Fernstudiu­m auf die Zeit nach dem Tennis vor.

So viel Aufmerksam­keit wie in London hat Torebko bislang jedoch noch nie bekommen. Auch wenn er nur der Zuarbeiter der Stars ist, muss er Autogrammw­ünsche erfüllen, stand für den Pay-TV-Sender Sky vor der Kamera und sorg- te damit für Gänsehaut bei seiner Mutter Ursula. „Mein Training mit Sascha Zverev wurde übertragen. Sie hat mich sofort angerufen, weil sie mich zum ersten Mal überhaupt im Fernsehen spielen gesehen hat“, sagte Torebko.

Der frühere Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums hatte sich selbst bei der ausrichten­den Spielerver­einigung ATP um den Job beworben, als Fan wäre er ohnehin nach London geflogen, nun ist er mittendrin statt nur dabei. Geld bekommt er für sein Engagement nicht, dafür jede Menge Motivation für die kommenden Aufgaben. „Wenn man mit diesen Spielern und Trainern auf dem Platz steht, brennt das Feuer weiter“, sagte er. Die Intensität in jeder Einheit sei hilfreich für alle kommenden Matches. Bereits am Samstag steht er in Metz selbst wieder im Mittelpunk­t.

Mit nach Frankreich nimmt Torebko, der ab und an beim SuS mit Wesels Rekord-Stadtmeist­er Jörg Ahrens trainiert, die Erfahrung aus zahlreiche­n hochklassi­gen Ballwechse­ln, auch wenn er sich bei seinem ersten Auftritt am Sonntag „wie ein kleiner Junge am ersten Schultag“gefühlt habe. Vor der Einheit mit Nishikori, der sich auf seine Partie gegen den Schweizer Großmeiste­r Roger Federer vorbereite­te, „war ich wahnsinnig nervös“, sagte Torebko: „Man will ja keine Fehler machen, aber merkt dann schnell, dass dort auch nur Menschen auf der anderen Seite stehen.“

Menschen, die zwar ihren Sport besser beherrsche­n als der Rest der Welt, die den Ball aber auch einmal unsauber treffen. Nishikoris Trainer Michael Chang, wie Ivan Lendl Grand-Slam-Champion und Becker-Rivale, nahm Torebko die Nervosität. Der French-Open-Sieger von 1989 testete den Weseler beim Einschlage­n – und gab nach einigen Ballwechse­ln sein Okay. Torebko kommt an bei den Stars, nicht nur durch seine spielerisc­he Qualität. Er bringt sogar Ivan Lendl in aller Öffentlich­keit zum Lachen.

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FOTO: KN Ein Selfie geht immer: Auch mit dem österreich­ischen Profispiel­er Dominic Thiem (rechts) hat Peter Torebko trainiert.

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