Erkelenz baut Heimatmuseum im Internet
Ein virtuelles Museum dient künftig als Erinnerungsstätte für die durch den Bergbau verlorene Heimat.
ERKELENZ Erkelenz besitzt ein neues Heimatmuseum, das nur im Internet besteht. Zunächst aufgebaut wurde eine Abteilung über jene Dörfer, die dem Tagebau Garzweiler II weichen müssen. Abteilungen über die weiteren insgesamt 46 Dörfer sowie die Geschichte der 46.000-Einwohner-Stadt zwischen Mönchengladbach und Aachen werden folgen. Nach der Eröffnung des „Virtuellen Museums der verlorenen Heimat“erfuhr dieses viel Zuspruch. „Hierbei handelt es sich um ein Pilotprojekt für andere Regionen und Museen“, urteilte die NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.
Vor drei Jahren hatte der Heimatverein der Erkelenzer Lande bei einer wissenschaftlichen Tagung über die Heimat in Literatur, Sprache und Kunst mit dem Düsseldorfer Professor Helmut Brall-Tuchel die Idee entworfen, für jene Dörfer, die für den Tagebau unwiederbringlich zerstört werden, im Internet eine Er- innerungsstätte zu schaffen. Rasch entwickelte sich daraus das Projekt, ein gesamtstädtisches Heimatmuseum aufzubauen, dessen Inhalte Heimatforscher ehrenamtlich zusammentragen, sich dabei aber wissenschaftlich und technisch professionell unterstützen lassen. Begonnen wurde mit Keyenberg, weil dieser Ort noch besteht, bald aber dem Braunkohlenabbau geopfert sein wird.
Keyenberg ist von den Besuchern des Virtuellen Heimatmuseums auf unterschiedliche Weise zu entdecken. Sie können sich beispielsweise in einer 360-Grad-Ansicht durch den Ort bewegen und überall dort, wo ihnen zusätzliche digitale Informationen angezeigt werden, diese abrufen. Das können Sachtexte oder Geschichten über Menschen sein, Grafiken, Animationen, Zeitleisten, Videos, Karten oder auch Panoramen.
Geachtet haben die Konstrukteure darauf, ein möglichst echtes Museumsgefühl zu kreieren. Deshalb weist zum Beispiel jeder Artikel am Schluss auf eine Fortsetzung hin, so dass die Besucher immer vorwärts gehen können.
Besonders an diesem Heimatmuseum im Internet ist – außer dass es weltweit und jederzeit besucht werden kann –, dass es darauf ausgelegt ist, kontinuierlich zu wachsen und seine Inhalte stetig anzupassen. So musste das Kapitel über die historische Immerather Mühle, die im Erkelenzer Land als Symbol gegen den Braunkohlenabbau galt, bereits überarbeitet werden, nachdem sie für den Tagebau Garzweiler II abgerissen worden war.
„Das Virtuelle Heimatmuseum kann dabei helfen, Heimat als Gefühl zu erhalten, auch wenn diese für den Braunkohlentagebau verlorengegangen ist“, sagte Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg, bei der Museumseröffnung vor dem Hintergrund solcher Entwicklung. Und: „Der Mensch braucht etwas, an dem er sich festhalten kann.“www.virtuelles-museum.com