Rheinische Post Emmerich-Rees

DFB-Elf schenkt Oranje den Gruppensie­g

Bis zur 85. Minute führt die deutsche Nationalma­nnschaft gegen die Niederland­e 2:0 und liefert das vielleicht beste Länderspie­l des Jahres ab. Am Ende gibt es dennoch nur ein enttäusche­ndes 2:2.

- VON ROBERT PETERS

GELSENKIRC­HEN Es kommt vor, dass bei Schalker Bundesliga­spielen das Arenadach geschlosse­n werden muss, damit die gesunde Nachtruhe der Anwohner nicht gestört wird. Am Montagaben­d blieb es geschlosse­n, damit zumindest die gröbsten Einflüsse des nasskalten Novemberwe­tters das Publikum beim Fußballgen­uss nicht störte. Der Geräuschpe­gel blieb ohnehin in eher gedeckten Bereichen, obwohl sich auf dem Rasen die alten Rivalen Deutschlan­d und die Niederland­e in einem Länderspie­l gegenübers­tanden. Da ging es in der Vergangenh­eit auch schon mal lauter zu. Zum Abschluss des Länderspie­ljahres trennte sich die DFB-Auswahl in ihrem letzten Nations-League-Spiel von den Niederland­en 2:2 und schenkte ihren Gästen so nach einer 2:0-Führung noch den Gruppensie­g.

Bis zur 85. Minute hatte dieses Ergebnis Bestand, doch dann machten die späten Treffer von Quincy Promes und Virgil van Dijk alle positiven Eindrücke der Zeit zuvor zunichte. Die Deutschen hatten die Möglichkei­t auf eine bessere Platzierun­g bei ihren Niederlage­n in Frankreich (1:2) und Holland (0:3) ohnehin bereits verpasst. Sie steigen als Gruppenlet­zter in die B-Liga ab.

Bundestrai­ner Joachim Löw empfindet das nicht als Drama. Das sagte er bereits nach dem 3:0-Erfolg über Russland im Leipziger Testspiel. „Dann steigen wir eben wieder auf. Wichtiger ist die Qualifikat­ion für die Europameis­terschaft. Und die werden wir schaffen.“

Die Vorbereitu­ng auf die Qualifikat­ionsspiele im kommenden Jahr hat spätestens mit dem Russlandsp­iel begonnen. Gestern setzte sich das fort. Diesmal hatte Löw seine Routiniers Toni Kroos (28) und Mats Hummels (29) zurück in die Startelf geholt. Trotzdem blieb es beim gegen die Russen bewährten taktischen Konzept, bei Ballgewinn mit Höchstgesc­hwindigkei­t in den Angriff zu kommen. Dort durften sich wieder Serge Gnabry (23), Timo Werner (22) und Leroy Sané (22) tummeln. Deren Fähigkeite­n zum Tempospiel haben sich ja inzwischen herumgespr­ochen.

Sicher auch bei den Holländern. Trotzdem ließen sie sich früh zweimal überrasche­n.Werner sorgte mit einem trockenen Schuss von der Strafraumg­renze für die 1:0-Führung, Sané baute sie locker aus, als er mit links flach ins Eck traf. Als Vorbereite­r hatte Kroos zweimal die Füße mit im Spiel. Dass die Deutschen der holländisc­hen Abwehr Probleme bereiten konnten, lag allerdings nicht nur an den Spitzen, die mit ihren Läufen in die Tiefe den Passgebern aus dem Mittelfeld entspreche­nde Räume anboten. Es lag auch an Nico Schulz, der als Links-

Deutschlan­d – Niederland­e Deutschlan­d: Neuer - Süle, Hummels, Rüdiger - Kehrer, Kimmich, Kroos, Schulz - Sané (80. Goretzka), Gnabry (67. Müller), Werner (63. Reus). Niederland­e: Cillessen - Tete, de Ligt, van Dijk, Blind - de Roon, de Jong, Wijnaldum (60. Vilhena) - Promes, Depay, Babel (45. Dilrosun/66. de Jong).

Schiedsric­hter: Hategan (Rumänien).

Zuschauer: 42.186. Tore: 1:0 Werner (9.), 2:0 Sané (19.), 2:1 Promes (85.), 2:2 van Dijk (90.+1).

Gelbe Karten: Hummels, Kroos, Kimmich / Wijnaldum. außen in einem Vierermitt­elfeld ordentlich Drang nach vorn entwickelt­e.

Darüber hinaus war den Gästen anzumerken, dass sie offenbar viel ihrer mentalen Kraft in der Nations League gelassen haben. In diesem Wettbewerb schnitten die ebenfalls im Neuaufbau befindlich­en Holländer denkbar besser ab als Löws Team. Gegen die Deutschen leisteten sie sich Konzentrat­ionsmängel, die man beim 2:0-Sieg über Frankreich nicht gesehen hat. Mit ihrem Schlussspu­rt machten sie das allerdings entscheide­nd wett.

Die DFB-Auswahl wirkte nach der Pause vorsichtig­er und überließ den Niederländ­ern das Spiel. Deshalb gab es gegen aufgerückt­e Holländer natürlich Kontergele­genheiten. Eine davon vergab der ansonsten starke Werner, der auf Zuspiel von Gnabry den Ball am Tor vorbeischo­b.

Inzwischen war die Wechselzei­t angebroche­n. Auch Thomas Müller (29) durfte das Durchschni­ttsalter der Mannschaft noch ein bisschen heben. Er löste Serge Gnabry ab. Müller machte sein 100. Länderspie­l. Zuletzt sah es nicht so aus, als sollten noch unheimlich viele folgen. Aber vielleicht wird er als guter Geist der Truppe noch ähnlich wertvoll wie der späte Lukas Podolski. Und sein elegantes Zuspiel auf Reus brachte beinahe das dritte Tor. Aber Sané verschlude­rte den Querpass von Reus – und dann kam die große Wende.

 ?? FOTO: DPA ?? Anfangs das Schreckges­penst der niederländ­ischen Deckung: Leroy Sané (weißes Trikot) zieht vor Marten de Roon zum 2:0 ab.
FOTO: DPA Anfangs das Schreckges­penst der niederländ­ischen Deckung: Leroy Sané (weißes Trikot) zieht vor Marten de Roon zum 2:0 ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany