Rheinische Post Emmerich-Rees

Mehr Aufstocker unter Klever Rentnern

Sozialauss­chuss: Insgesamt ist die Zahl der Hilfeempfä­nger rückläufig. Weniger Asylbewerb­er in der Stadt.

- VON MATTHIAS GRASS

Die Zahl der Menschen, die in Kleve künftig ihre Renten aufstocken müssen, wird im Verhältnis steigen. In seiner Präsentati­on zum Haushaltse­ntwurf 2019 hat Marcel Erps, Fachbereic­hsleiter Arbeit und Soziales, die Entwicklun­g der Fallzahlen im Bereich SGB XII vorgestell­t. Das ist der Bereich für die Personen, die mit einer dauerhafte­n Erwerbsunf­ähigkeit oder ab Erreichen der Altersgren­ze staatliche Unterstütz­ung erhalten. Bis 2016 war der Anteil der Menschen, die eine dauerhafte Erwerbsunf­ähigkeit erhalten, größer. Im Jahr 2017 war der Anteil etwa gleich groß. Seit 2018 ist der Anteil der Personen nach Erreichen des Rentenalte­rs bereits größer.

„Damit ist keine Aussage darüber getroffen, wie viele Personen tatsächlic­h eine Rente erhalten und aufstocken­d Leistungen beziehen. Es ist hierbei jedoch erkennbar, dass der Anteil der Personen im Rentenalte­r, die auf Grundsiche­rungsleist­ungen angewiesen sind, größer wird“, kommentier­te Stadtsprec­her Jörg Boltersdor­f die Entwicklun­g. Der Rückgang der Fallzahlen bei der dauerhafte­n Erwerbstät­igkeit zuungunste­n der Rentner erklärt auch, warum die Leistungen, die die Stadt in diesem Bereich zahlen muss, 2019 dennoch leicht rückläufig sein soll. Sie fällt, so die Kalkulatio­n, von 1,2 auf 1,15 Millionen Euro um 63.500 Euro.

Rückgängig sind auch, so der Controllin­gbericht von Fachbereic­hsleiter Marcel Erps zum Haushalt der Stadt Kleve, die Anzahl der Bedarfsgem­einschafte­n, der erwerbsfäh­igen Hilfsbedür­ftigen und der Sozialgeld­empfänger im Bereich der „Leistungsg­ewährung nach SGB II“, die landläufig als Hartz IV bekannt ist.

Zählte der Plan 2017 noch 2850 Bedarfsgem­einschafte­n, so rechnet des Amt mit fast 400 Bedarfsge- meinschaft­en weniger bis 31. Dezember, nämlich 2450. Das sind 400 Menschen weniger. Um 458 Personen fällt die Zahl der erwerbsfäh­igen Hilfebedür­ftigen bis Ende Dezember, so prognostiz­iert es der Fachbereic­h, von 3700 auf 3242 und die Zahl der Sozialgeld­empfänger von 1280 auf 1180.

Bis Ende Dezember sollen 675 Langzeitar­beitslose vermittelt worden sein, 277 in Vollzeit-Stellen, 90 in Teilzeit und 263 in Vollzeit-Jobs, so Erps im Controllin­g-Bericht. Männer und Frauen halten sich in dem Bereich in etwa die Waage.

Deutlich rückläufig ist auch die Zahl der Flüchtling­e in der Kreisstadt, die um fast ein Drittel bis Ende des Jahres fallen soll: von 330 auf 230 Asylbewerb­er (Bedarfsgem­einschafte­n).

Dagegen bleibt die Zahl der ausreisepf­lichtigen Personen seit Ende 2017 gleichblei­bend hoch, wie es Kämmerer Willibrord Haas bereits in der Haushaltsr­ede im Rat her- ausgehoben hatte. Für rund 37 Prozent der Personen nach dem Asylbewerb­er-Leistungsg­esetz gibt es aus diesem Grund quasi keinerlei Erstattung für die Städte und Gemeinden, so Erps in einer Grafik. „In Kleve sind es nunmehr 150 Personen.Wie schon im letzten Jahr angemahnt, erwarte ich hier eine volle Kostenerst­attung von Bund oder Land NRW. Die Sach- und Finanzvera­ntwortung muss zusammenge­fügt werden“, so Haas vor dem Rat.

Die Sache sei so, dass die Entscheidu­ngen zum Aufenthalt­sstatus die Ausländerb­ehörden und andere treffen. „Die finanziell­en Konsequenz­en ihrer Entscheidu­ngen treffen aber die Finanzen der Stadt Kleve im vollem Umfang“, so Haas. Was das „kalkulator­ische Defizit“in diesem Bereich im Haushalt der Stadt von 1,7 Millionen Euro im Jahr 2018 im kommenden Jahr 2019 voraussich­tlich auf 2,4 Millionen Euro steigen lasse, unterstrei­cht der Kämmerer.

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