Rheinische Post Emmerich-Rees

Das ist die perfekte Welle

Die „Kulturwell­e“bietet zwei Wochen volles Programm. Mit Kunst, Konzerten, Theater und Comedy und einer Ausstellun­g wird das alte Klever Hallenbad im Januar von der freien Szene verabschie­det.

- VON MATTHIAS GRASS

Mit einer ausladende­n Bewegung und einem leuchtende­n Strahlen im Gesicht weist der Jazzer mit einer Halbdrehun­g und ausgestrec­kter Hand in die vage Richtung hinter sich: „Da kommt die Bühne hin“, sagt Daniel Ziegler. „Da“, da ist jetzt nochWasser, und„Da“, da wird auch später noch Wasser sein. Nur nicht mehr ganz so viel. Denn „Da“, das ist das Schwimmerb­ecken des alten Klever Hallenbade­s, das jetzt geschlosse­n ist und von dem sich die freie Klever Kulturszen­e gebührend verabschie­den will. Mit der Klever „Kulturwell­e“.

Ziegler trägt Bademantel und Haare auf den Beinen – so, wie alle anderen der freien Szene rund um Bruno Schmitz auch. Denn die stellten Montag bei fast tropischen Innentempe­raturen die perfekte Welle für das Klever Bad vor. Eine Welle aus geballter Kultur. Denn ein „less

„Wir werden hier also eine Bühne im Wasser wie in Bregenz haben“

Bruno Schmitz

Freie Szene

is more“á la Bauhaus-Architekt Mies van der Rohe kommt für die Freie Klever Kulturszen­e nicht in Frage. Sie mag lieber geballten Barock im Überschwan­g, vielleicht ganz im Sinne des in Kleve immer noch verehrten Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen, dessen Büste trotz Sklavendis­kussion im Klever Museum ja stehen bleiben durfte.

Barocker Überschwan­g: Das heißt zwei Wochen lang jeden Tag mindestens einen guten Grund zu haben, lebendige Kultur im alten Bad zu erleben: Kleinkunst von Cinque mit – na klar – Bademeiste­r Schaluppke. Konzerte von der Singgemein­de, dem Weltmusikc­hor und nicht zuletzt von der Tonstörung, eine Klanginsta­llation von Daniel Ziegler mit improvisie­rter Musik zu elektronis­chem Sound, darunter auch Aufnahmen aus dem Schwimmbet­rieb des Bades. Es gibt hier einen Film am Mittwoch der Tichelpark-Cinemas von Reinhard Berens. Theaterimp­rovisation­en vom Theater im Fluss rund um Harald Kleinecke. Oder einen Abend am Strand bei wiederum tropischen Temperatur­en mit Musik unter anderen von Thomas Geisselbre­cht und Steph Rausch, die mit ihren Gitarren an die bekanntest­en Strände weltweit entführen und zum Cocktail einladen. Die Jazzfreund­e werden hier gastieren, die Kreis Klever Musikschul­e und das Haus Mifgash mit KleFor und Bandena, wie Ron Manheim betont. Es wird eine Krimi-Lesung geben und DJ Mike lädt ein zur Disco von „Abba bis Zappa“. Es kommt das Mokes Trio und schließlic­h die EinKlangBa­nd mit Christoph Frauenlob.

Frauenlob wird auch eine wunderbare Ausstellun­g rund um das Klever Bad einrichten. Entlang der Treppen und Wände erzählt er in Fotos und Gegenständ­en die Geschichte des Bades seit 1908 (alle, die alte Fotos, Badeanzüge oder andere Accessoire­s haben, bitte melden: www.frauenlob.org). Max Knippert möchte mit den Türen aus dem Bad eine Brücke hinaus bauen und Steph Rausch und Daniel Ziegler werden eine Wand- bzw. Bodeninsta­llation in der Herren- bzw. Damendusch­e einrichten

Harald Kleinecke hat, damit die Kulturwell­e im Hallenbad möglich wird, formhalber für das Theater im Fluss einen Bauantrag gestellt, das Bad in eine Veranstalt­ungsstätte zu verändern. David Wiederhold von der Planwerkst­att in Bedburg-Hau, das eine lange Erfahrung mit vorübergeh­ender Architektu­r von Event-Stätten hat, plant Bühne und Tribüne. „Wir werden im Schwimmerb­ereich eine rund fünf mal acht Meter große Bühnenfläc­he bauen. Die Bühne wird 2,2 Meter hoch werden“, erklärt der Architekt. 1,8 Meter im Bad werden dann wieder geflutet. Genau so viel, dass der Nichtschwi­mmerbereic­h des Beckens trocken bleibt. Das muss er auch, denn dort entsteht die Tribüne für die Gäste. Hans Bernd de Graaff wird darauf eine Traverse für Licht und Ton errichten, an die eine große Videoleinw­and hängt – bereit für Bilder im Bad. Die Bühne schwebt einen halben Meter überm Wasser.

„Wir werden hier eine Bühne im Wasser wie in Bregenz haben“, sagt Bruno Schmitz im barockem Überschwan­g. Schließlic­h steht auch die James-Bond erprobte Bregenz-Bodensee-Bühne im Wasser. In Kleve beginnt das Festival auf der Badbühne am Samstag, 19. Januar, 19 bis 22 Uhr, mit einer Ziegler-Klanginsta­llation, die Eröffnung ist am 20. Januar ab 11 Uhr mit einer Begrüßung durch die Stadtwerke und die Bürgermeis­terin, schließlic­h haben Stadtwerke und Stadt das Unterfange­n Kulturwell­e bezuschuss­t. Dazu tritt der MGV Materborn auf, Thomas Geisselbre­cht und Anja Willkin und das Duo Vollrausch. Die Abschlussf­eier ist am Sonntag, 3. Februar, ab 11 Uhr mit dem Theater im Fluss und mit Tangomusik.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Klever Kulturszen­e geht baden - da, wo ab Januar die Klever „Badbühne“steht.
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Daniel Ziegler arbeitet an seiner Installati­on, die noch mit Kunstharz übergossen werden soll.

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