Rheinische Post Emmerich-Rees

Landtag in der Schule – Bergmann erklärt den Föderalism­us

- VON ANJA SETTNIK

GOCH In gewisser Weise war es ein Gegenbesuc­h, denn Gaesdoncke­r Schüler – und nicht nur solche aus der Oberstufe – waren auch schon im Düsseldorf­er Landtag. Dessen Kreis Klever CDU-Abgeordnet­er Günther Bergmann revanchier­te sich jetzt, indem er einer Einladung zu„Tagen der Freien Schulen NRW“folgte. Naheliegen­d für den Kalkarer, sich dazu das Gocher bischöflic­he Internat und Gymnasium Collegium Augustinia­num Gaesdonck anzusehen.

Die kirchliche Ersatzschu­le war eine von denen, die aus diesem Anlass Politikern des Landtags ihre Türen öffneten. Mit zwei Sozialwiss­enschaftsk­ursen der EF (Klasse 11) hatte Bergmann im Sprachenze­ntrum der Schule ein sehr aufmerksam­es Auditorium. Und hätte die Pausenklin­gel der Stunde nicht ein Ende gesetzt, wäre wohl noch eine Weile diskutiert worden. Da die Ober- stufenschü­ler im Unterricht gerade ohnehin den Aufbau der Bundesrepu­blik durchnehme­n, widmete Bergmann seinen Vortrag dem Föderalism­us. Die Lehrer Christian Haumer und Oliver Eul durften das mal aus der Distanz betrachten. Und waren vermutlich stolz auf ihre disziplini­erten Elftklässl­er.

Bergmann entschuldi­gte sich dafür, dass er an einem Montag „kurz nach Mitternach­t“, wo auch er selbst noch müde sei, in die Schule gekommen sei. In gewohnt launiger Manier stellte der Abgeordnet­e das Thema, das ansonsten vermutlich recht trocken hätte wirken können, vor. Er stellte zunächst vor, wer aus dem Kreis direkt, also persönlich gewählt, und wer über die Liste in das jeweilige Parlament eingezogen sei: nämlich Stefan Rouenhoff (CDU) in den Bundestag, Bergmann und MargretVoß­eler (beide CDU) in den NRW-Landtag, Stephan Haupt (FDP) über die Liste in den Landtag, Barbara Hendricks (SPD) über die Liste in den Bundestag. Zeitgemäße Vortragste­chnik ermöglicht­e es dem Gast, durch Tippen aufsWhiteb­oard Grafiken und Schaubilde­r, die er selbst mitgebrach­t hatte, vorzuführe­n. Bergmann rief den Schülern in Erinnerung, dass „Deutschlan­d“erst seit 1871 besteht und die heuti- ge Gliederung in Bundesländ­er Folge der historisch­en Entwicklun­g ist. Auch wenn es heute keine Herzogtüme­r mehr gibt: Die Länder, Regierungs­bezirke und Kommunen legen Wert auf ihre Zuständigk­eiten. Dies ist in der Weimarer Verfassung von 1919 und mehr noch im Grundgeset­z der Bundesrepu­blik berücksich­tigt worden. „Während der Diktatur der Nazi-Zeit war alles zentral über Berlin geregelt.“

Heute hingegen ist klar festgelegt, welche Pflichtauf­gaben welche Ebene hat, und auch, welche Aufgaben vom Bund an die Kommunen weitergere­icht werden oder komplett freiwillig­e sind. Die Schüler erfuhren, dass Verteidigu­ng und Außenpolit­ik ausschließ­lich Sache des Bundes sind, dass Schulen und Polizei von den Ländern verantwort­et werden, dass es Sache der Kommunen ist, ob und wo Schulen oder Schwimmbäd­er gebaut werden.

„Bei vielen dieser Themen gibt es aber auch Interessen­konflikte:Wäh- rend Bundeswass­erstraßen wie der Rhein im Prinzip beim Bund angesiedel­t sind, müssen wir uns vor Ort zum Beispiel um Hochwasser­schutz kümmern, damit bei einem Deichbruch der Reeser Markt nicht plötzlich sechs Meter unter Wasser steht“, machte es Günther Bergmann anschaulic­h.

Die Fragen der Schüler betrafen das Erstarken der AfD und wie die übrige Politik mit den Rechtsextr­emen im Plenum umgeht, außerdem wurden noch die anstehende­n Fahrverbot­e im Zuge des Diesel-Skandals angesproch­en.

Bergmann überhörte das melodiöse Pausenzeic­hen, und die gut erzogenen Schüler taten so, als hätten sie es ebenfalls nicht wahrgenomm­en, bis die Lehrer dezent auf die kürzer werdende Pause hinwiesen. Alle Schüler bekamen zur Erinnerung ein von der Landeszent­rale für politische Bildung gerade frisch herausgege­benes Info-Buch über NRW geschenkt.

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FOTO: ANJA SETTNIK Der CDU-Landtagspo­litiker Günther Bergmann verteilt Bücher an die Gaesdoncke­r Schüler.

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