Rheinische Post Emmerich-Rees

356 Milliarden Euro und ein Eklat in der Haushaltsd­ebatte

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BERLIN (mar) Die große Koalition will 2019 deutlich mehr Geld für Familien, Verteidigu­ng, Entwicklun­gshilfe und Soziales ausgeben. Neben Entlastung­en bei Krankenkas­senbeiträg­en und Rentenverb­esserungen stehen vor allem Entlastung­en für Familien im Fokus. Es wird ein Entlastung­spaket von 9,8 Milliarden Euro im Jahr geschnürt. Zehn Euro mehr Kindergeld gibt es ab Juli, dazu steigen Kinderfrei­betrag und Grundfreib­etrag. Bei Sicherheit­sbe- hörden und Zoll sind Tausende neue Stellen geplant. Den entspreche­nden Bundeshaus­halt soll der Bundestag in dieser Woche billigen.

Der Entscheidu­ng ging am Dienstag eine heftige Haushaltsd­ebatte im Bundestag voraus. Die Opposition­sparteien warfen Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) Schönfärbe­rei vor: Nach Jahren niedriger Zinsen und stabilen Wirtschaft­swachstums zeichne sich nun ein Abflauen der Konjunktur und damit deutlich mehr Risiko für den Staatshaus­halt ab. Schon für das kommende Jahr sei Scholz nur knapp an neuen Schulden vorbeigesc­hrammt. Scholz selbst wies darauf hin, dass durch den EU-Austritt Großbritan­niens weitere Unsicherhe­iten für den Bundesetat drohen.

Der Haushalt 2019 sieht Ausgaben von 356,4 Milliarden Euro vor, knapp 13 Milliarden Euro mehr als im laufenden Jahr. Auf neue Schulden wurde zum sechsten Mal in Folge verzichtet. Die Schuldenla­st Deutschlan­ds liegt weiterhin bei rund zwei Billionen Euro, wenngleich sie im geringen Umfang verringert werden kann. Mit 145,3 Milliarden Euro (2018: 139,2) ist der Etat für Arbeit und Soziales erneut der größte Posten.

Der Vorsitzend­e des Haushaltsa­usschusses, Peter Boehringer (AfD), sagte, das Nulldefizi­t sei nur durch Trickserei­en, Auslassung­en und Sondereffe­kte zustande ge- kommen. FDP-Haushaltsp­olitiker Otto Fricke hielt der großen Koalition vor, nicht ausreichen­d zu sparen. Der haushaltsp­olitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Eckhardt Rehberg (CDU), kritisiert­e dagegen, dass Aufgaben der Länder – wie Kitas oder Hochschule­n – ständig vom Bund finanziert werden müssten.

In der Debatte kam es zu einem unappetitl­ichen Schlagabta­usch: Der SPD-Politiker Johannes Kahrs hatte der AfD vorgeworfe­n, sich weniger um die Sorgen der Menschen als um die eigenen „schwarzen Kassen“aus illegalen Spenden zu kümmern. Daraufhin zählte der AfD-Abgeordnet­e Stephan Brandner Affären der SPD auf und endete beim Kinderporn­ografie-Skandal um Sebastian Edathy 2014. Brandner spielte anschließe­nd auch auf Kahrs‘ und Edathys Homosexual­ität an und sagte, Kahrs stecke mit Edathy„ja gewisserma­ßen unter einer Decke“.

(mit dpa)

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