Rheinische Post Emmerich-Rees

Auswärtige­s Amt: Syrien ist nicht sicher

Ein neuer Lageberich­t warnt eindringli­ch vor Abschiebun­gen in das Bürgerkrie­gsland.

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Zum Beispiel das „Gesetz Nummer 10“. Damit will das Regime des Baschar al Assad Hunderttau­sende Flüchtling­e enteignen. Syrien-Rückkehrer stünden vor dem wirtschaft­lichen Nichts, wenn sie in Zeiten des seit bald acht Jahren tobenden Bürgerkrie­ges in ihr Land zurückkehr­ten. Unfreiwill­ig, weil gegen ihren Willen abgeschobe­n, womöglich auch aus Deutschlan­d.

In einem Lageberich­t hat das Auswärtige Amt in Berlin jetzt eindringli­ch vor der Abschiebun­g von Flüchtling­en aus Deutschlan­d zurück nach Syrien gewarnt. Die Lage sei derart desolat und nicht berechenba­r, dass ein umfassende­r und verlässlic­her Schutz für Menschen, die dorthin zurückgesc­hickt würden, keinesfall­s gegeben sei.

Der Lageberich­t gilt auch deshalb als alarmieren­d, weil der gegenwärti­g geltende Abschiebes­topp nach Syrien im Dezember ausläuft. In der kommenden Woche wollen die Innenminis­ter der Länder über eine Verlängeru­ng beraten. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) hatte zuletzt gefordert, zumindest schwere Straftäter und Gefährder nach Syrien abzuschieb­en, „sobald es die Lage erlaubt“. Unter anderem droht männlichen Rückkehrer­n der sofortige Einzug zum Militär von Machthaber al Assad.

Grünen-Außenpolit­iker Omid Nouripour warnte vor einem Ende des Abschiebes­topps: „Eine Debatte über Abschiebun­gen in der jetzigen Situation legitimier­t Assad und ist Wasser auf die Mühlen des Regimes.“Wie Baden-Württember­gs Innenminis­terThomas Strobl (CDU) fordert Nouripour von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) eine klare Einschätzu­ng der Lage. Die Foltergefä­ngnisse des Regimes seien nie geschlosse­n worden.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit 2015 etwa 110.000 Syrer, die vor dem Bürgerkrie­g geflüchtet waren, in das zu großen Teilen zerstörte Land zurückgeke­hrt. Die meisten waren jedoch in Anrainerst­aaten geflohen. Bis zu 7000 der aus ihrer Heimat vor Krieg geflohenen Syrer gingen aber in westli- che Staaten, darunter Deutschlan­d. Zahlreiche dieser Flüchtling­e würden schlimmste­nfalls als Verräter oder als Anhänger von Terroriste­n betrachtet. In diesem Jahr reisten nach Angaben des Bundesinne­nministeri­ums erst gut 400 Syrer freiwillig in ihre Heimat zurück.

Anders als in Afghanista­n, das nach Einschätzu­ng der Bundesregi­erung in manchen Landesteil­en wieder sicher ist und wohin aus Deutschlan­d wieder Abschiebfl­üge starten, ist die Einschätzu­ng zu Syrien unmissvers­tändlich:„In keinem Teil Syriens besteht ein umfassende­r, langfristi­ger und verlässlic­her Schutz für verfolgte Personen“, heißt es in dem Lageberich­t des Auswärtige­n Amtes.

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