Rheinische Post Emmerich-Rees

Bund ruft Städte zu neuem Diesel-Gipfel

Am 3. Dezember soll es ein Krisengesp­räch im Kanzleramt geben. Der Bund will den Kommunen erlauben, automatisc­he Diesel-Kontrollen per Video durchzufüh­ren. Ausgerechn­et die Grünen schreien auf.

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BERLIN (dpa/jd) In der Dieselkris­e hat Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer angesichts immer neuer Fahrverbot­e an die Städte appelliert, mehr Verantwort­ung zu übernehmen.„Wir werden auch die Kommunen in die Pflicht nehmen“, sagte der CSU-Politiker. Angela Merkel und mehrere Fachminist­er wollen nun am 3. Dezember im Kanzleramt mit Vertretern von Kommunen zu einem erneuten „Diesel-Gipfel“zusammenko­mmen. Dabei soll es vor allem um das „Sofortprog­ramm Saubere Luft“gehen, das die Umrüstung von Bussen oder bessere Angebote für den öffentlich­en Nahverkehr vorsieht.

Am Dienstag kam der Verkehrsau­sschuss des Bundestage­s zu einer Sondersitz­ung zusammen. Thema war der Dieselgipf­el vom 8. November. Das Ergebnis stieß auf breite Kritik: Nur in 15 Städten, wo die Stickoxid-Belastung im Jahresmitt­el höher als 50 Mikrogramm liegt, wollen Daimler und Volkswagen den Eigentümer­n älterer Dieselfahr­zeuge bis zu 3000 Euro für Hardware-Nachrüstun­gen zahlen. „Scheuer weiß bis heute nicht, was Hardware-Nachrüstun­gen eigentlich kosten, aber trotzdem gibt er sich mit den Hersteller­zusagen in Höhe von 3000 Euro pro Auto zufrieden“, kritisiert­e Stephan Kühn, verkehrspo­litischer Sprecher der Grünen-Fraktion. „Wenn Hardware-Nachrüstun­gen teurer werden, bleiben Autofahrer auf den Mehrkosten sitzen.“

In der nicht-öffentlich­en Sitzung des Ausschusse­s ging es auch um die Teilnehmer­liste des Gifpels, ausländisc­he Hersteller waren aber nicht dabei. „Wiederholt kritisiert Scheuer die vermeintli­che Untätigkei­t der ausländisc­hen Hersteller, doch zum Dieselgipf­el hatte er sie gar nicht eingeladen“, sagte Kühn.

Weil Grenzwerte in vielen Städten nicht eingehalte­n werden, haben mehrere Gerichte Fahrverbot­e für ältere Diesel verhängt. In Hamburg gibt es bereits Streckensp­errungen. Erstmals hatte in der vergangene­n Woche ein Gericht Fahrverbot­e für eine Autobahn, die A 40 in Essen, angeordnet. Heute verhandelt das Verwaltung­sgericht Wiesbaden über Fahrverbot­e für Darmstadt.

Scheuer sagte, er habe kein Verständni­s dafür, dass Kommunen mit alten Luftreinha­lteplänen vor Gericht scheitern und dann Fahrverbot­e verhängt werden. „Es gibt aus diesem Ministeriu­m für Kommunen künftig nur noch Förderunge­n, wo aktuelle Luftreinha­ltepläne vorgelegt werden.“Es könne auch nicht sein, dass in Kommunen Messstatio­nen direkt an Kreuzungen aufgebaut würden oder an Busbahnhöf­en. Das Minsiteriu­m werde dies kontrollie­ren. Die Kommunen seien mitverantw­ortlich dafür, dass die Bürger mobil blieben.

Die Kommunen beschäftig­t deerweil die Frage, wie sie verhängte Fahrverbot­e künftig kontrollie­ren sollen. Bisher werden händische Stichprobe­n-Kontrollen angepeilt. So macht es auch Hamburg vor, wo es bereits ein erstes Diesel-Fahrverbot gibt. Eein neues Bundesgese­tz könnte aber die automatisi­erte Analyse ermögliche­n. Die Gewerkscha­ft der Polizei würde automatisi­erte Kontrollen begrüßen, Datenschüt­zern und Grünen dies ab. Das Bundesverk­ehrsminist­erium betont, die Daten von korrekt fahrenden Bürgern sollten unverzügli­ch gelöscht werden.

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FOTO: RTR An der Hamburger Stresemann­straße stehen bereits Fahrverbot­sschilder für alle Diesel der Euronorm V und darunter.

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