Rheinische Post Emmerich-Rees

Eine Stiftung soll das Feindbild Digitalisi­erung bekämpfen

Die Menschen müssen bei der Digitalisi­erung mitgenomme­n werden, fordert der Beirat Junge Digitale Wirtschaft. In NRW arbeiten SPD und FDP an Strategien.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Verglichen mit der Geschichte der Menschheit ist das Internet eine junge Erfindung, aber kaum eine technologi­sche Entwicklun­g hat das Leben der Menschen in so kurzer Zeit so rasant verändert – und das nicht nur zum Guten. Plötzlich wird darüber diskutiert, wie sich Wahlen über soziale Netzwerke beeinfluss­en lassen, Staaten rüsten sich für Cyberkrieg­e und Experten prophezeie­n Massenarbe­itslosigke­it, wenn Künstliche Intelligen­z den Menschen überflüssi­g macht.

Die Chancen, die sich durch die Digitalisi­erung bieten rücken an- gesichts all dieser Diskussion­en aus Sicht des Beirats Junge Digitale Wirtschaft (BJDW) des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums zu oft in den Hintergrun­d. In einem Positionsp­apier, das unserer Redaktion vorliegt, fordert der Beirat unter der Leitung des Duisburger Professors Tobias Kollmann daher die Gründung einer nationalen Stiftung, die sich mit den wichtigen gesellscha­ftlichen Zukunftsfr­agen befasst. Diese „Deutsche Stiftung für Digitale Innovation­en“solle sich zum Beispiel mit den Themen Ressourcen, Ökologie und Gesundheit befassen. Das Ziel sind nachhaltig­e Entwicklun­gen zum Wohle des Menschen.

Der Erfolg der Digitalisi­erung in Deutschlan­d werde davon abhängen, heißt es in dem Positionsp­apier, „ob wir die Menschen mitnehmen, angemessen auf ihre Ängste eingehen statt sie zu schüren.“Die Digitalisi­erung müsse so gestaltet werden, dass alle 82 Millionen Menschen in unserem Land davon profitiere­n“, heißt es in dem Papier: „Wir können nur in einer optimistis­chen, technologi­e- und innovation­soffenen Gesellscha­ft erfolgreic­h sein.“

Eine Schlüsselr­olle spielt dabei die Politik, die den gesellscha­ftlichen Diskurs mit prägen und letztlich in Gesetze übersetzen muss. Deswegen rückt beispielsw­eise mo- mentan auch auf Landeseben­e das Thema Künstliche Intelligen­z immer stärker in den Fokus. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) kündigte bereits im Sommer an, man wolle Nordrhein-Westfalen zum führenden Standort der Künstliche­n Intelligen­z weiterentw­ickeln. Nun zog seine Partei nach und veröffentl­ichte ein Positionsp­apier, das diesen Anspruch aufgreift.„Nicht alles, was gemacht werden kann, darf gemacht werden“, sagt der digitalpol­itische Sprecher der FDP-Fraktion, Marcel Hafke: „Wir müssen also einen gesellscha­ftlichen Konsens herstellen über Grenzen der KI – zum Beispiel im militärisc­hen Bereich.“

Ein heikles Thema ist auch der Datenschut­z. Oft sind Mengen an Daten nötig, um maschinell­es Lernen voranzutre­iben. Nicht immer ist die Bereitstel­lung ohne weiteres mit deutschem Recht vereinbar. In dem FDP-Papier heißt es, man wolle unter anderem ein modernes Datenrecht erarbeiten, durch das die Datensouve­ränität der Nutzer gestärkt wird. Gleichzeit­ig wolle man die Forschung zur Nutzung anonymisie­rter bzw. pseudonymi­sierter Daten verstärken. Außerdem will die FDP den Aufbau eines Games-Kompetenzz­entrums prüfen, damit NRW bei der Entwicklun­g von Computersp­ielen deutschlan­dweit führend wird.

Die SPD-Landtagsfr­aktion will am heutigen Mittwoch einen ZehnPunkte-Plan vorstellen, bei dem es unter anderem ebenfalls um die Frage der militärisc­hen Nutzung und die Auswirkung­en auf die Arbeitswel­t gehen soll. „Wir sind der Meinung, dass wir auf die Potenziale Künstliche­r Intelligen­z weder verzichten können, noch verzichten sollten“, sagte die digitalpol­itische Sprecherin Christina Kampmann: „Wir möchten Künstliche Intelligen­z aber so ausgestalt­en, dass die Chancen allen Menschen in NRW zu Gute kommen und dass aus technologi­schem Fortschrit­t sozialer Fortschrit­t wird.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany