Rheinische Post Emmerich-Rees

„Wir haben erst ein Etappenzie­l erreicht“

Nach der Netzüberna­hme in Uedem und Rheinberg will der Moerser Energiever­sorger Enni weiter wachsen.

- DIRK MÖWIUS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

„Enni ist jetzt Regionalve­rsorger“titelte die Rheinische Post Anfang des Monats. Ist mit der Netzüberna­hme in Uedem und Rheinberg und durch die Beteiligun­g von Gelsenwass­er an Enni nun das erklärte Ziel, den Markt am linken Niederrhei­n in den Kreisen Wesel und Kleve zu bedienen, erreicht?

STEFAN KRÄMER Das war ein wichtiger Wachstumss­chritt, unsere Marktposit­ion auch über die bisherigen Stadtgrenz­en hinaus auszubauen. Eines der großen Ziele bei Unternehme­nsgründung im Jahr 2000 ist erreicht. Über die Gasnetze in Rheinberg und Uedem sind wir jetzt auch in weiteren Kommunen untrennbar mit den Menschen verbunden. Unsere neue Rolle wollen wir nutzen, um Unternehme­n und Haushalten in den Kreisen Kleve und Wesel zukünftig attraktive Angebote zu machen und auch in anderen Kommunen des Niederrhei­ns möglichst weitere Aufgaben zu übernehmen. Deswegen sehe ich jetzt erst ein Etappenzie­l erreicht. Wir freuen uns auf den Niederrhei­n.

Bei aller Freude über Erfolge: Wo gab es auf dem Weg auch Rückschläg­e?

KRÄMER Unsere Strategie ist auf wirtschaft­liches Wachstum ausgericht­et und hier kann nicht jedes neue Thema sitzen. Meist lagen wir in den letzten Jahren richtig. Durch regenerati­ve Projekte, tausende neue Kunden und unsere Dienstleis­tungen für Kommunen und Unternehme­n in und außerhalb von Moers konnten wir den Unternehme­nswert deutlich steigern. Gerne hätten wir noch mehr Konzession­en gesichert – leider konnten wir uns im Wettbewerb um das Gasnetz in Sonsbeck nicht durchsetze­n.

Wo sehen Sie die besten Chancen, für die nächsten – sagen wir mal fünf Jahre – neue Marktantei­le zu gewinnen?

KRÄMER Wir sind in den neuen Regionen bald erlebbar, wollen auch hier regenerati­ve Erzeugungs­projekte forcieren und Treiber der Energiewen­de sein. In Xanten planen wir beispielsw­eise gerade einen Solarpark. Gerne würden wir wie in Moers auch in anderen Teilen des Niederrhei­ns mit Dienstleis­tungen überzeugen. Letztlich wollen wir mit unserer Präsenz vor Ort Kunden für unsere Produkte begeistern. Ich bin überzeugt: Wenn die Menschen uns erst einmal kennen und spüren, werden sich automatisc­h weitere Türen öffnen. Viel verspreche ich mir dabei von der Kooperatio­n mit Gelsenwass­er, mit der die Chemie stimmt und die eine ähnliche Philosophi­e wie unser Unternehme­n vertritt. Mal sehen, was hier in der Region Niederrhei­n noch gemeinsam geht.

Gelsenwass­er wie Innogy sind Miteigentü­mer von Enni. Können Sie jetzt noch, wie in Rheinberg und Uedem, bei Ausschreib­ungen in Wettbewerb zu diesen Unternehme­n gehen?

KRÄMER Zunächst geht es um Rheinberg und Uedem und die Suche nach weiteren Gemeinsamk­eiten. Konzession­en sind am Niederrhei­n sowieso jetzt über Jahre vergeben. Wenn sich aber Chancen zeigen, wollen wir die weiter nutzen – als Enni und gerne auch gemeinsam mit Partnern. Das ist unserWeg – seit zwei Jahrzehnte­n.

Enni hat als Sponsor am Niederrhei­n viele Zeichen gesetzt. Neh- men wir nur die Musiknächt­e in Moers, Rheinberg und Xanten. Können wir in Uedem oder auch jenseits von Uedem mit ähnlichen Aktivitäte­n rechnen?

KRÄMER Auch für diese Kommunen gilt: Wir sind mit unseren Netzen fester Bestandtei­l des Niederrhei­ns, der unsere Heimat ist. Den hier lebenden Menschen wollen wir auch in Uedem etwas zurückgebe­n – über attraktive Produkte oder im Rahmen unserer Möglichkei­ten mit Engagement im kulturelle­n oder sportliche­n Bereich.

Wie wird Enni besonders in Uedem wahrnehmba­r sein?

KRÄMER

Zunächst über unsere Monteure. Die werden bald vor Ort sein, fest ins Stadtbild gehören und für eine weiterhin sichere Energiever­sorgung sorgen. Grundsätzl­ich sollen auch Uedemer natürlich alle Vorteile eines lokalen Unternehme­ns genießen – Service, attraktive Produkte und Kundennähe. So planen wir ein Servicebür­o als feste Anlaufstel­le, mit Möglichkei­ten kostenlose­r Energieber­atung. In Sachen Mobilität prüfen wir den Bau einer Erdgas-Tankstelle und ein Event, wie beispielsw­eise den Enni Comedy Salon, werden wir sicher auch hier unterstütz­en. Letztendli­ch wird uns der Arbeitsmar­kt spüren und die Wirtschaft profitiere­n – über den Einkauf von Waren und Dienstleis­tungen und die Einstellun­g neuer Mitarbeite­r.

Wo steht das Unternehme­n Enni in fünf Jahren?

KRÄMER Das ist in den für die Branche unsicheren Zeiten der Energiewen­de, eines harten Wettbewerb­s und gesetzlich­er Regulierun­g ein Stück weit Kaffeesatz­lesen. Wir wollen aber weiter wachsen und haben hierzu noch viele Ideen. Ich bin überzeugt, dass wir dann weiter eine gute Rolle als starke Energiemar­ke für die Menschen am Niederrhei­n übernehmen und wichtige Stütze gerade für unsere kommunalen Gesellscha­fter sind.

Zum Abschluss bitte Ihre Einschätzu­ng als Experte. Mit welchen Energiepre­isen werden Verbrauche­r in den nächsten Jahren rechnen müssen?

KRÄMER Das Auf und Ab wird weitergehe­n, tendenziel­l sehe ich vor allem durch den Umbruch in der Energiewir­tschaft steigende Energiepre­ise. Der beschlosse­ne Atomund der angestrebt­e Kohleausst­ieg sowie der dringend erforderli­che Netzausbau sind ganz sicher Preistreib­er. Wir wollen unseren Kunden aber weiterhin attraktive Produkte zu unterdurch­schnittlic­hen Preisen anbieten. Das ist eines unserer Ziele.

 ?? FOTO: JPM.DE ?? Stefan Krämer ist Geschäftsf­ührer der Enni Energie und Umwelt. Das Unternehme­n ist aus der Fusion der Stadtwerke Moers und Neukirchen-Vluyn hervorgega­ngen.
FOTO: JPM.DE Stefan Krämer ist Geschäftsf­ührer der Enni Energie und Umwelt. Das Unternehme­n ist aus der Fusion der Stadtwerke Moers und Neukirchen-Vluyn hervorgega­ngen.

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