Rheinische Post Emmerich-Rees

Hamminkeln schielt auf Reeser Schüler

Zur Stärkung der Gesamtschu­le will die Stadt Hamminkeln auch um Schüler aus Haldern und Mehr werben – mit verbessert­em Busverkehr. In Rees zeigt der Bürgermeis­ter Verständni­s für diese Form der Anwerbung.

- VON SEBASTIAN PETERS

HAMMINKELN/REES Angesichts der nicht ausreichen­den Schülerzah­len intensivie­rt die Gesamtschu­le Hamminkeln ihre Bemühungen um Schüler aus Nachbarkom­munen. Das geht aus einer Vorlage für den morgen tagenden Ausschuss für Bildung (17 Uhr, Ratssaal Hamminkeln) hervor. Die Stadt schlägt vor, eine Buslinie auszuschre­iben, um Schüler aus den Reeser Stadtteile­n Mehr und Haldern nach Hamminkeln zu bringen. „Eine von der Elternscha­ft ständig gewünschte Optimierun­g der Beförderun­g würde nicht nur den Familien, sondern auch schulische­n Zielen entgegenko­mmen. Positive Auswirkung­en für die städtische Gesamtschu­le im Hinblick auf das Schulwahlv­erhalten von Eltern sowohl für den Einstiegsj­ahrgang fünf wie für die Oberstufe könnten ebenso erzielt werden“, heißt es in der Vorlage der Hamminkeln­er Verwaltung.

Immer mehr Schüler gehen von Rees nach Hamminkeln: Die Zahlen zum Vergleich: Im Schuljahr 2012/2013 kamen noch 20 Schüler aus Rees, zehn aus Haldern, zehn aus Mehr. 2018/2019 sind es schon 110. Perspektiv­isch geht Hamminkeln von 240 Schülern im Schuljahr 2021/2022 aus Rees aus. Drei Busse wären dann nötig

In Rees sieht man die Hamminkeln­er Bemühungen gelassen. Der Reeser Bürgermeis­ter Christoph Gerwers (CDU) verweist darauf, dass er mit Bürgermeis­ter Bernd Romanski (SPD) in einem gutem Austausch sei. Traditione­ll besuchen zum Beispiel viele Schüler aus Mehrhoog auch die Reeser Schulen.

Die Hintergrün­de erläutert die Hamminkeln­erVerwaltu­ng den Politikern in einer Vorlage: Schon seit Start der Gesamtschu­le im Schuljahr 2013/2014 würden aus Rees kontinuier­lich Schüler an der Gesamtschu­le angemeldet. Grund dafür sei auch, dass es in Rees keine Gesamtschu­le gibt. In Rees gibt es wiederum das gut funktionie­rende Schulzentr­um am Westring mit Haupt-, Realschule und Gymnasium Aspel an einem gemeinsame­n Standort. Elf Prozent der Schüler der Gesamtschu­le, so rechnet die Verwaltung vor, kämen mittlerwei­le aus Rees.

Das große Problem ist die Beförderun­g der Kinder. Es gibt keine qualitativ gute Busverbind­ung aus Rees-Mehr, auch von Haldern nach Hamminkeln ist die Situation aus Sicht der Verwaltung nicht zufriedens­tellend. In NRW gilt generell das Schulträge­rprinzip. Der Antrag auf Fahrtkoste­nerstattun­g ist unabhängig vom Wohnsitz beim Schulträge­r der besuchten Schule zu stellen. Hamminkeln muss also für die Kosten aufkommen, sofern der Schulweg länger als 3,5 Kilometer beträgt. Im gesamten Hamminkeln­er Stadtgebie­t gibt es einen Schülerspe­zialverkeh­r. Schüler, die von auswärts kamen, mussten erst auf Hamminkeln­er Stadtgebie­t fahren, um von dort dann den Schülerspe­zialverkeh­r nutzen zu können. Auch aufgrund der Schüler aus Rees sei es schon bisher häufiger zu Kapazitäts­problemen in den Bussen gekommen, teilt dieVerwalt­ung in der Vorlage mit. Die Alternativ­e war also der normale öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV). Für Mehr gab es den allerdings nicht. Von Haldern aus muss man die Linie 95 nach Wertherbru­ch, dann die Linie 96 nach Hamminkeln nehmen. Komplizier­t, unbequem, auch teurer: Hier trugen die Eltern zwölf Euro der Kosten pro Monat am Schokotick­et, die Stadt Hamminkeln wiederum zahlte eine monatliche Pauschale von 60.000 Euro an die Niag. DieVerwalt­ung regte in Gesprächen mit der Niag auch an, eine Buslinie zu kreieren, die Schüler aus Haldern und Mehr auf direkterem­Wege nach Hamminkeln bringt. Eine Lösung wurde aber nicht gefunden.

Der Reeser Bürgermeis­ter Christoph Gerwers (CDU) sagt: „Rees hat ein fantastisc­hes Schulzentr­um, wir freuen uns über jeden Schüler, der hierher kommt.“Faktisch kämen aber auch beim Reeser Schulzentr­um 50 Prozent aus anderen Kommunen, etwa Isselburg oder Emmerich. Das hänge auch mit der Renaissanc­e der Realschule Rees zusammen. Dazu habe Rees als eine von noch wenigen Kommunen der Region eine gut funktionie­rende Hauptschul­e. Gerwers verweist auch auf Gespräche zwischen den Kommunen, die dahingehen­d eine Lösung suchen, dass mehr Schüler die Schulen der eigenen Kommune besuchen.

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