Künstliche Intelligenz erreicht den Landtag
SPD und FDP fordern, lernenden Robotern ethisches Verhalten beizubringen. Die Fraktionen ziehen bei dem Thema überraschend an einem Strang.
DÜSSELDORF SPD und FDP im Landtag wollen das Thema Künstliche Intelligenz (KI) voranbringen. Die Oppositions- und Regierungsfraktion sind sich dabei in ihren Positionspapieren bei diesem Thema in manchen Punkten überraschend einig: „Wir brauchen eine Weiterentwicklung der Idee der ‚Roboter-Gesetze’, die KI an ethische Regeln bindet“, sagte der FDP-Sprecher für Digitalisierung, Marcel Hafke. Seine Amtskollegin von der SPD, Christina Kampmann, sieht das ähnlich: Eines der wichtigsten Ziele bestehe darin, KI diskriminierungsfrei zu gestalten. „Wenn zum Beispiel dunkelhäutige Menschen aufgrund der Bilderkennungsfunktion am Flughafen nicht mehr durch die Passkontrolle kommen, weil die Software so trainiert wurde, dann verstärkt KI die Ungleichheiten unserer Gesellschaft“, so Kampmann.
Einig sind sich Sozialdemokraten und Liberale auch darin, dass eine militärische Nutzung abzulehnen ist. Mit KI ist die Fähigkeit von Maschinen und Robotern gemeint, durch das Sammeln und Auswerten immer neuer Informationen zu„lernen“und sich damit autonom vom Menschen weiterzuentwickeln. Dabei gilt: Je mehr Daten eine KI zur Verfügung hat, desto rasanter und besser lernt sie. Beratungsunternehmen wie McKinsey erwarten, dass die globale Wirtschaft hierdurch einen größeren Technologiesprung erfährt als durch die Dampfmaschine.
Diesen Schätzungen zufolge kann KI die globale Wirtschaftsleistung (BIP) bis 2030 zusätzlich um durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr steigern. SPD und FDP sehen auch für Nordrhein-Westfalen große Chancen. In der Krebsforschung sei mit erheblichen Fortschritten zu rechnen, etwa wenn es um die Früherkennung von Hautkrebs gehe, nennt die SPD ein konkretes Beispiel. Die FDP sieht für NRW Potenzial insbesondere bei autonomen Transportmitteln und der denkenden Fabrik („Smart Factory“), aber auch für die hier ansässigen Branchen wie Chemie, Energie, IT, Ver- sicherungen, Handel, Maschinenbau und die Computerspielbranche.
Doch es gibt auch gravierende Unterschiede zwischen den beiden Fraktionen: Während die FDP für mehr Datensouveränität der Nutzer plädiert, fordert die SPD ein „Daten-für-alle-Gesetz“, wonach laut Kampmann Konzerne ab einer bestimmten Größe anonymisierte Daten etwa mit Start-ups oder derWissenschaft teilen sollen.
Auch in der Frage, wie die Folgen für Arbeitnehmer abgefedert werden können, zeichnen sich Unter- schiede ab. Weil in vielen Branchen durch Künstliche Intelligenz der Verlust von Arbeitsplätzen droht, dürfe nicht nur in KI, sondern es müsse auch in die Beschäftigten investiert werden, heißt es bei den Sozialdemokraten. Diese Frage müsse unverzüglich gemeinsam mit den Sozialpartnern erörtert werden. Die FDP hingegen bringt eine „KI-Dividende“ins Spiel, wonach die Effizienzgewinne durch die neue Technologie genutzt werden sollen, „um menschliche Dienstleistungen zu stärken“.