Rheinische Post Emmerich-Rees

Wer hilft, wenn das Herz aus dem Takt gerät?

Die Kardiologi­e des Gelderner St.-Clemens-Hospitals kümmert sich um häufig lebensbedr­ohliche Notfälle: Herzbeschw­erden.

- VON VERENA KENSBOCK

KREISKLEVE Sie sind die häufigste Todesursac­he in Deutschlan­d: Herzund Kreislaufe­rkrankunge­n. Allein an Herzinfark­ten sterben jährlich fast 50.000 Männer und Frauen. Um das zu verhindern, arbeitet Dr. Franz Kalscheur in der Kardiologi­e des Gelderner St.-Clemens-Hospitals. Dort kommen alle Patienten hin, deren Herz aus dem Takt gerät.

Ein Herzinfark­t beginnt mit starken Schmerzen in der Brust, aber auch in den Armen, im Oberbauch oder im Rücken. Oft fühlen die Patienten einen heftigen Druck oder ein starkes Engegefühl am Herz. Aber es gibt auch Anzeichen, die für den

„Es ist wichtig, um jede Herzmuskel-Zelle

zu kämpfen“

Dr. Franz Kalscheur

Chefarzt Kardiologi­e St. Clemens Hospital

Herzinfark­t untypisch scheinen: Übelkeit, Erbrechen, Atemnot. Vor allem Frauen, die statistisc­h anfälliger für Infarkte sind als Männer, zeigen diese außergewöh­nlichen Symptome. Das ist gefährlich, denn die Betroffene­n können ihre Schmerzen oft nicht richtig deuten.

„Wer mit diesen Beschwerde­n einen Rettungswa­gen ruft, kommt direkt ans EKG“, sagt Kalscheur. An der Herzspannu­ngskurve sei dann oftmals schon sichtbar, ob es sich um einen Herzinfark­t handelt. Noch bevor der Patient im Krankenhau­s eintrifft, bekommen die Ärzte ein Fax mit dem Ergebnis – sofort steht ein Kardiologe bereit. Ist das EKG nicht eindeutig, untersuche­n die Ärzte das Herz des Patienten mit Ultraschal­l. „Da sieht man eindeutig, ob ein Teil des Herzens nicht mehr arbeitet“, sagt Kalscheur.

Seit 2016 sind im St.-Clemens-Hospital auch Herz-Katheter-Untersuchu­ngen möglich. Über das Handgelenk oder die Leiste wird ein Katheter eingeführt und Kontrastmi­ttel in die Gefäße gespritzt. „So sehen wir, ob und wo ein Gefäß verschloss­en ist.“Mit einem feinen Draht wird ein kleiner Ballon in die Arterie eingeführt und an der verschloss­enen Stelle aufgepumpt, so dass das Blut wieder fließen kann.

Auch wenn der Patient den Herzinfark­t überlebt: EineVereng­ung des Gefäßes bleibt in fast allen Fällen vorhanden. „Darum implantier­en wir sogenannte Stents“, sagt Franz Kalscheur. Das sind etwa drei Millimeter kleine Gitter, die das Gefäß offen halten. Einige Stents setzen auch Medikament­e frei, die einen Verschluss verhindern sollen. Bei der Behandlung ist die Zeit wertvoll. „Je schneller ein Patient behandelt wird, desto besser, denn dann sterben weniger Herzmuskel­n“, sagt Kalscheur. „Es ist wichtig, um jede Herzsmuske­l-Zelle zu kämpfen.“Aber auch nach einigen Stunden muss ein Patient nicht verloren sein. „Dann können wir zumindest verhindern, dass der Infarkt noch größer wird.“

In der Kardiologi­e des Krankenhau­ses gibt es 95 Betten, zwölf Patienten können auf der Intensivst­ation behandelt werden. Nach einem Infarkt müssen Patienten erst einmal weiter Medikament­e nehmen. Vor allem Blutverdün­ner, um weitere Verstopfun­gen zu vermeiden. Im vergangene­n Jahr haben die Ärzte im „St. Clemens“mehr als 1300 kardiologi­sche Fälle behandelt, darunter 673 Notfälle. Mehr als 200 Notfälle waren Herzinfark­te. Notfälle in der Kardiologi­e können auch Herzrhythm­usstörunge­n sein, die sich durch starkes Herzrasen zeigen. Kommt es zum Kammerflim­mern, also zu solch einer Störung, nutzen die Ärzte einen Elektrosch­ock, um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Gleiches gilt im Falle einer sogenannte­n Synkope, also einer plötzliche­n Ohnmacht, die durch einen vorübergeh­enden Blut- und Sauerstoff­mangel im Gehirn verursacht wird.

Auf Dauer hilft allen, die Herzbeschw­erden vermeiden wollen, vor allem eins: den Bluthochdr­uck senken und nicht Rauchen. Auch Cholesteri­n und Diabetes können das Risiko für einen Herzinfark­t erhöhen.

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Dr. Franz Kalscheur ist Chefarzt der Kardiologi­e. Er zeigt, wie Herzschrit­tmacher aussehen.
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FOTOS: EVERS Bei einem Herzinfark­t bekommt der betroffene Patienten eine Herz-Katheter-Untersuchu­ng im OP.

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