„Ich möchte hoch hinaus“
Die Gocherin Laura Meuserova will das internationale Tennis-Parkett erobern. Dafür wechselte die 19-Jährige von Goch nach Kempen.
„Erst einmal schnappt ihr euch einen Ball und haltet ihn mit dem Schläger in der Luft“, trägt Laura Meuserova ihren Schülerinnen auf. „Oh nee“schallt ihr entgegen, „Oh doch“entgegnet sie mit breitem Lächeln. Die Gocherin ist seit beinahe zwei Jahren Übungsleiterin der Tennis-Jugend des VfL Nierswalde. An diesem Samstagmorgen trainiert sie zwei Mädchen im Alter von sechs und neun Jahren, ihre „Mädels“kleben ihr förmlich an den Lippen. Schon in jungem Alter gibt sie ihr Wissen weiter, vor allem aber will sie selber schnellstmöglich im Tennis-Cirquit aufsteigen. Aktuell verfolgt Meuserova zwei Ziele: „Kurzfristig möchte ich in der
„Kurzfristig möchte
ich in der Niederrheinliga
spielen“
Laura Meuserova
Tennisspielerin
Niederrheinliga spielen. Langfristig träume ich aber von internationalen Tennisturnieren. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg“, sagt Meuserova.
Die 19-Jährige, deren Vater Vorsitzender des Nierswalder Sportvereins ist, schlägt aktuell für Rot-Weiss Kempen in der ersten Verbandsliga auf. „Wir sind gerade erst aufgestiegen und wollen daher nun die Klasse halten. Irgendwann aber orientieren wir uns in Richtung Niederrheinliga“, sagt sie. In ihrer Mannschaft spielt sie nominell an vierter Stelle, häufig aber läuft sie weiter vorne auf. Aufgewachsen ist Meuserova in der Slowakei, kam erst mit 12 Jahren in die Weberstadt. Zuletzt machte sie ihr Abitur am Gocher Gymnasium und will im nächsten Jahr Lebensmittelchemie studieren. Während der einjährigen Zwischenzeit plant sie einen Auslandsaufenthalt zur Meeresschildkrötenrettung auf den Galapagos-Inseln, ansonsten will sie die freie Zeit vor allem auf dem Tennisplatz verbringen.
Jahrelang schlug Meuserova beim TC RW Goch unter Trai- ner Horst-Dieter van de Loo gegen die gelbe Filzkugel. Im vergangenen Jahr aber verließ sie ihren Heimatklub gen RW Kempen. „Es war keine einfache Entscheidung für mich, doch in der Bezirksliga habe ich mich nicht gesehen“, erklärt sie. Die Damen von der Jahnstraße stiegen aus der zweitenVerbandsliga ab, weshalb sie sich neu orientierte. „Die Kempenerinnen hatten mich schon mehrmals angesprochen, ich hatte aber immer abgesagt. Nach dem Abstieg war dann der richtige Moment gekommen.“Auch, wenn ihre ehemaligen Mannschaftskolleginnen diesen Schritt nicht vollends nachvollziehen konnten, wie sie anfügt. Verständnis zeigte dahingegen ihr Trainer van de Loo: „Es ist manchmal richtig, einen neuenWeg einzuschlagen. Für die sportliche Entwicklung wie auch für die Entwicklung der Persönlichkeit kann das ein Gewinn sein.“
Dennoch hätte van de Loo sie gerne weiter betreut, er sagt aber auch: „Wir können die Jugendlichen hier nur bis zu einem gewissen Bereich entwickeln. Meistens tun dann die Kontakte nach„außen“ihr Übriges.“So wurde Meuserova auch von den Damen des TC BW Issum umworben, hatte sich zu dem Zeitpunkt aber bereits auf RW Kempen festgelegt.
Der Wechsel der Nachwuchsspielerin zeigt auch ein strukturelles Problem der Tennisszene rund um Kleve auf. Ohnehin ist es schwierig, neue Talente zu gewinnen und an den Sport zu binden. Sie dann aber auch im jugendlichen Alter im Kreis Kleve zu halten, scheint schier unmöglich. Schnell werden sie von Vereinen aus Moers, Mühlheim oder Kamp-Lintfort abgeworben, nur selten finden sie den Weg zurück.
„Für den Anfang ist es im Kreis Kleve in Ordnung“, sagt Meuserova. Die Gründe für den Talenteschwund sind offensichtlich: die Heimatklubs sind hinsichtlich ihrer Mitgliederstärke, Infrastruktur, Trainingsmöglichkeiten und der Spielklasse der Seniorenteams schlicht zu klein. „Dennoch sagen wir in Goch auch selbstbewusst: wir können junge Talente sehr gut ausbilden“, stellt van de Loo klar.
Diese Ausbildung genoss eben jahrelang auch Meuserova. Nun trainiert sie in Kempen bei Christopher Wirtz und weiß genau, an welchen Stellschrauben ihres Spiels sie noch drehen muss:„Mental muss ich viel abgezockter werden. Da lasse ich mich zu häufig aus der Ruhe bringen.“
Ihre Rückhand sei dahingegen ihr absoluter Paradeschlag. Mit der will sie in Zukunft auch auf internationalen Turnieren Fuß fassen:„Bisher lag mein Fokus nicht auf Turnieren. Aber wenn man hoch hinaus will, muss man es dorthin schaffen. Und ich möchte hoch hinaus“, sagt sie überzeugt. Das Wort „Profi-Karriere“aber will sie (noch) nicht in den Mund nehmen.