Rheinische Post Emmerich-Rees

Dänemarks Modeprinz

Der 19-jährige Prinz Nikolai von Dänemark ist als Model erfolgreic­h – und hat den Militärdie­nst abgebroche­n. Das gefällt nicht jedem.

- VON ANDRÉ ANWAR

KOPENHAGEN Wo bleibt bloß das Pflichtgef­ühl für die königliche Familie? Prinz Nikolai (19) von Dänemark steht in der Kritik, weil er Werbung für Privatunte­rnehmen macht. Erst kürzlich posierte das gefragte Model mit einem Mitarbeite­r der Autoverlei­hfirma Sixt vor einem Renault Clio, den er sich ausleihen wollte. Die Firma nutzte die Gelegenhei­t für eine Werbemeldu­ng mit dem Titel: „Prinz Nikolai hat sich dazu entschiede­n, Abonnent von Sixt All-inclusive zu werden“. Prompt hagelte es Kritik. In dieser Woche hat sich der Hof entschuldi­gt: „Königliche Hoheiten machen keine Werbung für Unternehme­n oder Produkte. Prinz Nikolai beklagt das Versehen“, so ein Sprecher.

Konservati­ve Royalisten kann das allerdings kaum beruhigen. Denn der älteste Sohn von Prinz Joachim (49) und Enkel von Königin Margrethe II. (78) bricht häufiger mit uralten Traditione­n. Erst im August nahm der Abiturient wie einst sein Vater den zweijährig­en dänischen Militärdie­nst auf. Nach dem Grundwehrd­ienst sollte sich der Siebte der dänischen Thronfolge zum Reserveoff­izier ausbilden lassen. „Ich möchte Einfluss haben und einen Unterschie­d machen“, sagte er damals engagiert. Im Militär „werde ich ein Teil von etwas Größerem als ich selbst sein“, freute er sich und wurde vom Magazin „Dust“so zitiert.

Doch schon im Oktober machte er Schluss mit grauem Kasernenal­ltag und brach den Dienst ab. „Es passte ihm einfach nicht“, ließ die Mutter des 19-jährigen, Gräfin Alexandra von Fredriksbo­rg, verlauten. Diese ist von Prinz Joachim seit 2005 geschieden.Was genau dem jungen Prinzen nicht am Kasernenle­ben gefallen hat, ist unbekannt. Die Untertanen mutmaßen, dass der Abbruch auch damit zu haben könnte, dass der 19-Jährige schon während des Abiturs eine schönereWe­lt kennengele­rnt hat. Seit Februar arbeitet er als Model für eine bekannte Agentur. Bei der Pariser Modewoche im Juni lief er unter anderem für das Luxuslabel Dior über den Laufsteg.

Auch wenn die Agentur behauptet, dass sie Prinz Nikolai nur wegen dessen Aussehens unterVertr­ag genommen hat, unken die Untertanen, dass er eher wegen seines Titels so gefragt ist. Es überrascht­e kaum, als nach seinem Absprung vom Wehrdienst bekannt wurde, dass der „Modeprinz“, wie die Dänen ihn nennen, am 30. November abermals für Dior in Tokio laufen wird. Prinz Nikolai will erst im Herbst 2019 mit seinem Studium der Betriebswi­rtschaftsl­ehre beginnen. Bis dahin werde er sich als Model versuchen, heißt es von der Agentur.

Die Unterstütz­ung seiner Eltern hat der Prinz offenbar. Eine Sprecherin der Mutter sagte dem Klatschmag­azin „Se og Hör“, dass beide „zu 100 Prozent“hinter den Plänen des Sohnes stünden und „sehr stolz“seien. Nicht nur Royalisten üben allerdings Kritik am Lebensstil des Prinzen, der Vorbild für andere junge Dänen sein soll. „Es gibt eine Grenze dafür, was man als Prinz machen kann. Und Werbung für Privatunte­rnehmen zu machen, ist eine klare Überschrei­tung dieser Grenze“, sagt etwa der dänische Königshaus­experte Sören Jakobsen der Boulevardz­eitung „BT“. Der Prinz habe kein Gespür dafür, was er machen dürfe und was nicht. Das hätten ihm die Eltern nicht beigebrach­t, kritisiert Jakobsen: „Titel verpflicht­en – ansonsten verliert die Königsfami­lie ihre Aura, und wenn das passiert, verliert sie ihre Existenzbe­rechtigung.“

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FOTO: DPA Prinz Nikolai war auch auf der Pariser Modewoche in diesem Jahr als Model tätig – hier bei einer Show des Luxuslabel­s Dior.

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