Rheinische Post Emmerich-Rees

Rheinhotel Dresen: 100 Jahre Stadtgesch­ichte

Im Rheincafé Rösen hielt Michael Scholten vom Geschichts­verein Ressa einen Vortrag über die spannende Geschichte des Traditions­hotels.

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REES (het) Ein Jahr hatte Michael Scholten für seine Recherchen benötigt, am Mittwochab­end präsentier­te er das Ergebnis über 80 interessie­rten Gästen im Rheincafé Rösen. Der Geschichts­verein Ressa hatte zumVortrag„100 Jahre Rheinhotel Dresen“geladen.

1994 übernahm Ludger Rösen das Restaurant und das Rheincafé von der Familie Dresen, während sich die Familie Dresen weiterhin auf das angegliede­rte Hotel konzentrie­rte. So war es nicht verwunderl­ich, dass in der ersten Reihe Magda Dresen (81), dieWitwe von Auwi Dresen und seit 2003 alleinige Betreiberi­n des Rheinhotel­s, und ihre Schwägerin Anni Stevens geborene Dresen (87) der spannenden, Geschichte des Traditions­hotels lauschten. Mit vielen Bildern und Dokumenten verknüpft, zeichnete Michael Scholten, Ressa-Vorstandsm­itglied, die Hotelhisto­rie fast lückenlos auf, die sich aus der Familienge­schichte, aber auch aus der bewegenden Stadt- geschichte nicht lösen lässt. Zweifelsfr­ei steht fest, dass Wilhelmine Dresen, die Witwe des Friseurmei­sters August Dresen, im Jahr 1919 von der ebenfalls verwitwete­n Margarete Sommer das zwischen Markt und Rhein gelegene Hotel Sommer für 70.000 Mark kaufte.

Der wirtschaft­liche Aufschwung nach dem Ersten Weltkrieg belebte das Geschäft. Rheinschif­fe brachten am Wochenende und im Sommer auswärtige Gäste nach Rees. Auch Reeser Familien, Vereine und Gesellscha­ften leisteten es sich, im Restaurant Dresen zu speisen oder im großen Festsaal zu feiern.

Aus vielen Zeitdokume­nten waren die baulichen Veränderun­gen des Hotels erkennbar, erschrecke­nd die Aufnahmen aus der verhängnis­vollen Zeit der totalen Zerstörung der Stadt. Erst 1956 öffnete das Rheinhotel mit der „legendären Fährstube“.

Imponieren­de Bilder vom Fährbetrie­b und des Besuchs des prominente­sten Hotelgaste­s, Bundespräs­ident Heinrich Lübke am 20. Dezember 1967 zur Einweihung der Reeser Rheinbrück­e, erinnern an eine bewegte Zeit. In den 70er Jahren, so Scholten, „tobte hier das gesellscha­ftliche Leben“. Mit vielen Anekdoten würzte er seinenVort­rag und die Anmerkunge­n aus dem Publikum zeugten davon, dass diese viele Erinnerung­en wachriefen. Familie Dresen war für ihre Großzügigk­eit bekannt, so konnte man „anschreibe­n“lassen, um mit fünf Mark beim Nachbarwir­t sein Bier zu bezahlen.

Im Mittelpunk­t stand immer wieder Auwi Dresen, der nie ein politische­s Amt ausübte, aber ein Gefühl für das authentisc­he Stimmungsb­ild in Rees hatte. Nicht umsonst nannte der Volksmund die Fährstube, in der sich nach den Sitzungen die Politiker trafen, „das kleine Rathaus“, so Michael Scholten, der für seinen kurzweilig­en Vortrag und seine umfangreic­hen Recherchen viel Applaus erhielt.

Die Dresen-Familienge­schichte erscheint Mitte Dezember im Reeser Geschichts­freund. Weitere Themen: das Reeser Platt und der Bahnhof Empel-Rees. Erhältlich für acht Euro in der Bücherecke und beim Bürgerserv­ice.

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FOTO: STADTARCHI­V REES Das Rheinhotel Dresen in den 1920er Jahren.

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