Rheinische Post Emmerich-Rees

Forensik-Patient trennte Gitter mit eingeschle­usten Sägeblätte­rn

Nach dem Ausbruchsv­ersuch in Haus 38 der LVR-Klinik werden Details bekannt. Die Polizei vernimmt die Straftäter. Jetzt schaltet sich auch die Politik ein.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

BEDBURG-HAU Nach dem Ausbruchsv­ersuch am Samstag und der versuchten Gefangenen­meuterei in der Forensik Bedburg-Hau sind Polizei und Landschaft­sverband um Aufklärung bemüht. Am Dienstag wurde bekannt, dass der Patient, der gemeinsam mit sechs weiteren verurteilt­en und drogenabhä­ngigen Straftäter­n ausbrechen wollte, zwei Streben eines Eisengitte­rs vor einem der Fenster an Haus 38 mit mehreren Sägeblätte­rn durchtrenn­t hat.

Der schmächtig­e und einschlägi­g polizeibek­annte Straftäter war in der Nacht zu Sonntag bei dem Versuch erwischt worden, aus dem Fenster zu klettern. Das Klinik-Personal hatte ihn daraufhin von den 18 weiteren Gefangenen in der Forensik isoliert. Auch die sechs weiteren Täter, deren Namen der ertappte Patient genannt hatte, sollten wegen ihrer Ausbruchsp­läne verlegt werden. In der Folge ist es zu den Tumulten in dem Gebäude gekommen, die einen mehrstündi­gen Großeinsat­z der Polizei auslösten. „Wir ermitteln wegen versuchter Gefangenen­meuterei, Sachbeschä­digung und Beleidigun­g. Die Vernehmung­en des Klinik-Personals sind weitgehend abgeschlos­sen, jetzt folgen die der Patienten“, berichtet Poli- zei-Sprecher Achim Jaspers von der Arbeit der eigens eingericht­eten Ermittlung­skommissio­n.

In Bezug auf den Ausbruchsv­ersuch ist die Rede von mehreren Sägeblätte­rn. Woher diese stammen, ist unklar. NRW-Maßregelvo­llzugsbeam­ter Uwe Dönisch-Seidel wusste am Dienstag nur von einem Sägeblatt. Er geht davon aus, dass es von außen in die Forensik getragen wurde, vielleicht durch einen Besu- cher. „In der Werkstatt gibt es solche Sägeblätte­r nicht“, sagte er. Zudem würden die Patienten nach Verlassen der Klinik-Werkstatt mit einem Metalldete­ktor kontrollie­rt.

Die Vorfälle rufen auch die Politik auf den Plan: Die CDU Bedburg-Hau hat einen Eilantrag für die Ratssitzun­g am Donnerstag eingebrach­t.Die Fraktionsm­itglieder wollen wissen, wie es zu dem Ausbruchsv­ersuch kommen konnte, ob Sicherheit­svorkehrun­gen missachtet und ob Gefahr für die Bevölkerun­g bestanden hat. Sie fordern eine Stellungna­hme des LVR.

In Haus 38 ist derweil Ruhe eingekehrt. Das zersägte Eisengitte­r ist geschweißt worden, außerdem wurden die Verwüstung­en in dem Gebäude beseitigt. Nach Auskunft von LVR-Sprecherin Karin Knöbelspie­s sind die in die Ausbruchsp­läne involviert­en Patienten weiterhin separat voneinande­r untergebra­cht.

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