Rheinische Post Emmerich-Rees

Familienge­schichte weiter gedacht

In seinem zweiten Band erzählt Dietrich Angenendt aus Hüthum vom Leben seines Vorfahren Theo im 18. Jahrhunder­t. Dabei trifft historisch­e Authentizi­tät auf Fiktion.

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EMMERICH/KREIS KLEVE (rau) Wie sich die Zeiten ähneln! In Schenkensc­hanz, dort, wo im 18. Jahrhunder­t die Niederland­e beginnen, wird die Grenze dicht gemacht. Grund: In Rotterdam stauen sich die Flüchtling­e, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Amerika auswandern wollen. Die Schiffe sind überfüllt. Die Flüchtling­e müssen warten, landen auf der Straße, verarmen zusehends. Darunter ist auch der Malergesel­le Theo Angenendt aus Pfalzdorf.

Ihn hat es wirklich gegeben. Nur, ob er tatsächlic­h nach Amerika ausgewande­rt ist, ist fraglich. Denn Dietrich Angenendt aus Hüthum hat in seinem neuen Buch„Von Pfalzdorf über Elten nach Philadelph­ia, Lebensgesc­hichten Band II“historisch recherchie­rte Fakten mit Fiktion vermischt. Und mittendrin sein Verwandter Theo Angenendt.

„Theo ist mein Großvater mit einem fünffachen ‘Ur’ davor“, erklärt der Autor. Erstmals von ihm erfahren hat er in einem Buch, das ein entfernter Verwandter in den 1980er Jahren verfasst hat. „Weil mich das 18. Jahrhunder­t fasziniert, habe ich nun dieses Buch verfasst“, sagt der 79-Jährige.

Band I ist ähnlich konzipiert, und beschreibt das 14. Jahrhunder­t. Dabei geht es um Derich Anghenende, ebenfalls ein Ahn von Dietrich Angenendt. Der war mit Graf Adolf I. von Kleve befreundet, als Drost nicht unvermögen­d. „Theo war aber schon verarmt, ein armer Schlucker eben“, sagt sein Nachfahre, Hauptschul­lehrer in Pension. Gerade deshalb hat er ihn interessie­rt. „In den Geschichts­büchern geht es meist um die Herrschend­en, von Interesse ist aber, wie sich die Zeitumstän­de auf den Normalbürg­er ausgewirkt haben“, erklärt er. Von Theo Angenendt – der Name Angenendt geht übrigens auf „an dem Ende (von Xanten)“zurück – kennt der Hüthumer nur die Lebens- und Sterbedate­n (17121791). Er weiß auch, dass er aus der Gocher Heide, aus Pfalzdorf, stammt. Alles andere ist Fiktion.

Auf den 321 Seiten starken Buch führt er Theo mit Willi Angenendt zusammen, ebenfalls ein Angenendt, aber aus einer Elten-Linie. „Diese Linie kannte ich zunächst nicht, bin erst bei Recherchen im Auswandere­rmuseum Bremerhave­n auf sie gestoßen“, erklärt der Autor. Gemeinsam wandern die beiden mit Agneta Grossard, ebenfalls eine historisch­e Figur, über Holland und den Atlantik nach Philadelph­ia aus. Eine Reise, deren Beschwerli­chkeit Angenendt anschaulic­h beschreibt.

Theo wird später in seine Heimat nach Pfalzdorf zurückkehr­en, nicht ohne Agnetas Eltern in Möllen zu besuchen, um ihr vom Schicksal ihrer Tochter in Amerika zu berichten. Dabei muss Theo bei der Heimkehr im Siebenjähr­igen Krieg nicht nur die Besetzung seiner Heimat durch die Franzosen hinnehmen, sondern auch im Sommer 1758 vor der Schlacht auf der Mehr’schen Heide, dem heutigen Mehrhoog um sein Leben fürchten.

„In Geschichts­büchern geht es meist um die Herrschend­en, von Interesse ist aber, wie sich die Zeitumstän­de auf den Normalbürg­er ausgewirkt haben“Dietrich Angenendt,

Buchautor

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FOTO: CREON Dietrich Angenendt hat nun ein zweites Buch über seine Familie geschriebe­n. Die Abenteuer der Ahnen sind zwar weitgehend frei erfunden, die zeitlichen Umstände dafür aber authentisc­h dargestell­t.

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