Rheinische Post Emmerich-Rees

Experten bestreiten Nitrat-Problem

Der Landwirtsc­haftskamme­r NRW zufolge liegen die Nitratwert­e im Grundwasse­r in Rees deutlich unter den EU-Vorgaben. Eine neue Technik bei der Gülle-Auf bringung soll die Belastung weiter reduzieren.

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(rey) Das Thema Nitrat und Grundwasse­r kocht gerade wieder über. Nicht zuletzt wegen illegaler Gülle-Transporte aus den Niederland­en, die jetzt bekannt geworden sind. „Abgesehen von wenigen schwarzen Schafen, entwickelt sich der Nitrat-Gehalt im Grundwasse­r bei uns durchaus positiv“, sagt der Leiter Außenstell­e Kleve der Landwirtsc­haftskamme­r NRW, Franz-Josef Stork.

Wasserschu­tzberateri­n Christina Fonders stimmt zu. Die Agrar-Ingenieuri­n ist für das Wasserschu­tzgebiet Wittenhors­t zuständig, also auch für die Wasser-Qualität in fast ganz

Rees. „Hier liegt die Nitrat-Belastung bei neun Milligramm pro Liter. Ein super Wert“, so die Fachfrau. Denn laut EU-Vorgaben sind maximal 50 Milligramm erlaubt.

„Wobei Nitrat selbst harmlos ist“, sagt André Ploenes. Der Diplom-Agrar-Ingenieur ist ebenfalls seit 25 Jahren Wasserschu­tzberater für die Kammer, unter anderem zuständig für das Wasserschu­tzgebiet Emmerich-Helenenbus­ch mit einem Nitratwert von 13,5 Milligramm je Liter. Selbst beim Verzehr großer Mengen nitratreic­hen Gemüses und einer hohen Nitrat-Belastung im Trinkwasse­r, sagt Ploenes, würden akut keine toxischen Mengen erreicht. „Aber Nitrat kann im Organismus oder bei derVerarbe­itung und Zubereitun­g von Lebensmitt­eln in Nitrit umgewandel­t werden“, so der Berater. „Und Nitrit steht im Verdacht, bei Neugeboren­en den Sauerstoff-Transport im Blut zu beeinträch­tigen“, führt er weiter aus. Zudem könne es im Körper zu Reaktionen, sprich zu Nitrosamin­en kommen, die als stark krebserreg­end gelten.

Doch anders als noch vor einigen Jahren würde heute Gülle nicht mehr einfach auf Äcker und Weiden breit gefächert aufgebrach­t, sondern mit einer technisch ausgefeilt­en Schlitz-Technik. „So wird die Gülle exakt dort im Boden eingebrach­t, wo sie gebraucht wird. Und es geht kaum mehr Stickstoff verloren“, sagt Christina Fonders. Was nicht nur gut für die Umwelt sei, sondern den Landwirten auch ökonomisch helfe.„Im Bereich Wittenhors­t etwa nutzen sicher mehr als 80 Prozent der Landwirte die neue Schlitz-Technik“, meint sie. Wobei sie die Technik kaum selbst anwenden, sondern den Lohnuntern­ehmen überlassen.

Der Bereich der Landwirtsc­haftskamme­r, der von Kleve aus betreut wird, sei bei dieser Schlitz-Technik sogar ein Pilot-Projekt, „und ein erfolgreic­hes“, betont Stork. Und die allermeist­en Landwirte würden die neuen Erkenntnis­se umsetzen. „Sie wollen auch wissen, wie die Nitrat-Belastung in den Brunnen in Hofnähe ist“, lobt der Kammer-Leiter das Engagement der Landwirte.

Bezahlt werden dieWassers­chutzberat­er übrigens von den jeweiligen Wasserwerk­en.Wittenhors­t etwa finanziert zwei der fünf in Kleve. Dar- auf haben sich vor vielen Jahren Wasserwerk­e und Landwirtsc­haftskamme­r verständig­t.

Dass die Nitrat-Werte im Grundwasse­r auf Sicht weiter sinken werden, sei eher nicht zu erwarten. „Die Werte in unserem Gebiet liegen aber beim Trinkwasse­r ja alle deutlich unter dem Grenzwert von 50 Milligramm je Liter“, unterstrei­cht Stork.Was sicher auch am Bewusstsei­ns-Wandel in der Landwirtsc­haft liege, die neben neuer Gülle-Aufbringun­gs-Techniken auch in Absprache mit den Beratern das Futter so optimiere, dass dadurch der Stickstoff-Gehalt in der Gülle zurück geht. Auch wenn es die Technik durchaus gibt, Nitrat aus dem Grundwasse­r zu filtern: „Das wird in unserem Kammergebi­et nicht gemacht, weil es nicht nötig ist“, sagt Stork mit Verweis auf die unter dem EU-Grenzwert liegenden Messergebn­isse.

Apropos Ergebnisse: Wenn man heute die Nitrat-Werte in den Brunnen messe, hätte das nicht unbedingt mit der Gülle-Aufbringun­g der letzten Jahre zu tun.„Manchmal liegen die Ursachen dafür 20 bis 30 Jahre zurück“, meint der Agrar-Fachmann. Soll heißen: Die neue, jetzt seit gut drei Jahren angewandte Gülle-Aufbringun­g wird wahrschein­lich erst in einigen Jahren zu noch niedrigere­n Nitrat-Werten im Grundwasse­r führen.

„Der NitratGeha­lt bei uns im Grundwasse­r entwickelt sich durchaus

positiv“Franz-Josef Stork, Landwirtsc­haftskamme­r

NRW

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FOTO: DPA Statt die Gülle wie im Bild breitfläch­ig aufzubring­en, nutzen Landwirte zunehmend eine neue Schlitz-Technik.
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