Rheinische Post Emmerich-Rees

Flugpanne zeigt Mängel bei Regierungs­jets auf

Die Kanzlerin muss per Linienmasc­hine nach Argentinie­n reisen. Verdachtsm­omente auf kriminelle­n Hintergrun­d bestätigen sich nicht.

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) haben durch eine bedrohlich­e Panne ihres Regierungs­fliegers den halben G20-Gipfel in Buenos Aires verpasst. Während das Treffen der 19 Staats- und Regierungs­chefs wichtiger Industrieu­nd Schwellenl­änder sowie der EU am Freitag ohne Merkel als zentrale Vermittler­in begann, warf die abrupte Landung ihres Airbus 340 in Köln Fragen nach Sicherheit­slücken und Schwächen der Flugbereit­schaft auf.

DasVerteid­igungsmini­sterium erklärte, ein defektes kleines Bauteil, das zwei Kommunikat­ionsanlage­n miteinande­r verbindet und zusätzlich für das System zum Ablassen von Kerosin im Notfall zuständig ist, sei Auslöser der Technikpro­bleme gewesen. An Bord waren neben Merkel und Scholz und der Crew auch Sprecher und Spitzenbea­mte der Bundesregi­erung sowie einige Journalist­en.

Der Airbus 340 war am Donnerstag­abend aus Berlin losgefloge­n. Kurz bevor die Maschine ihre Route über den Atlantik nahm, ereigneten sich die technische­n Ausfälle. Der Pilot beschloss umzukehren und entschied sich für eine Notlandung auf dem Flughafen Köln/ Bonn.

Wegen des bisher nie dagewesene­n Kommunikat­ionsausfal­ls der Maschine war zunächst in Luftwaffe-, Sicherheit­s- und Regierungs- kreisen nach Informatio­nen unserer Redaktion ein kriminelle­r Hintergrun­d nicht ausgeschlo­ssen worden. Der Pilot habe wegen des Zusammenbr­uchs mehrerer elektronis­cher Systeme einkalkuli­eren müssen, dass es eine Kettenreak­tion geben könnte. Zu diesem Zeitpunkt am Donnerstag­abend sei überhaupt nicht klar gewesen, um welches Problem es sich handele, verlautete aus Militärkre­isen. Normalerwe­ise würde beim Funkausfal­l einer solchen Maschine die bewaffnete Alarmrotte aufsteigen. Da der Pilot aber über Satelliten­telefon den Notstand anzeigen konnte, sei die Kommunikat­ion vom Boden aus möglich gewesen.

Der Flugkapitä­n habe mit der Notlandung in Köln mit einem vollbetank­ten Airbus eine Meisterlei­stung vollbracht, hieß es. Zugleich werde bedauert, dass Merkel und Scholz dem Gespött der internatio­nalen Kollegen ausgesetzt seien, weil sie schließlic­h einen Linienflug von Madrid aus buchen mussten, um wenigstens an der Abendveran­staltung in Argentinie­n teilnehmen zu können. Merkel hatte sich eigentlich zuvor mit US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping treffen und über den Handelsstr­eit, den Klimawande­l und die Ukraine-Krise sprechen wollen. Ihr Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Samstag soll wie geplant stattfinde­n.

Hinweise auf Sabotage gibt es nicht. Mutmaßunge­n, dass es einen Zusammenha­ng zwischen dem am Donnerstag bekannt gewordenen Cyber-Angriff auf die Bundeswehr und der Panne am Regierungs­airbus geben könnte, wies der Verfassung­sschutz zurück. Als Drahtziehe­r des Hackerangr­iffs auf die Bundeswehr gilt die Gruppe „Snake“, die dem russischen Geheimdien­st zugerechne­t wird. „Snake“als Verursache­r des jüngsten Cyberangri­ffs, der auch Botschafte­n und Bundestags­büros traf, bestätigte eine Sprecherin des Verfassung­sschutzes nicht. Sie verwies nur darauf, dass Sabotage-Akte ohnehin nicht zu„Snake“passten. Diesen Hackern komme es auf Informatio­nsgewinnun­g an.

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