Rheinische Post Emmerich-Rees

Forensik-Meuterei: LVR im Kreuzverhö­r

Nach dem Ausbruchsv­ersuch und den Tumulten auf einer der Stationen in Bedburg-Hau sind noch viele Fragen offen. Die CDU hat im Gemeindera­t erfolgreic­h beantragt, dass die Verwaltung den Landschaft­sverband um Antworten bittet.

- VON MARC CATTELAENS

BEDBURG-HAU Die Vorgänge, die sich am vergangene­n Sonntag in der LVR-Forensik in Bedburg-Hau abgespielt haben, werden ein Nachspiel für den Landschaft­sverband haben. Die CDU-Fraktion im Bedburg-Hauer Gemeindera­t brachte mit knapper Mehrheit ihren Eilantrag durch, dieVerwalt­ung zu beauftrage­n, dem LVR einen Fragenkata­log zu den Geschehnis­sen zukommen zu lassen.

Bei der Gefangenen­meuterei in der Forensik hatten am Sonntag mehrere drogenabhä­ngige Gefangene in einem Gemeinscha­ftsraum randaliert. Das Klinik-Personal hatte sich rechtzeiti­g in Sicherheit bringen können, als Porzellan flog und Möbel zerstört wurden. Nach einem sechsstünd­igen Polizeiein­satz, an dem eine Hundertsch­aft und ein Spezialein­satzkomman­do beteiligt waren, gaben die verurteilt­en Straftäter auf und leisteten den Anweisunge­n der Ordnungshü­ter Folge. In der Nacht zuvor war in der Forensik ein Ausbruchsv­ersuch aufgefloge­n. Ein Gefangener soll es geschafft haben, ein Eisengitte­r vor einem Fenster in Teile zu zersägen.

Im Gemeindera­t begründete CDU-Chefin Silke Gorißen den Antrag ihrer Fraktion. „Die Politik ist verantwort­lich für die Sicherheit der Bevölkerun­g.Wir stehen hinter dem Forensik-Standort in Bedburg-Hau, aber er muss sicher sein. Wir wollen wissen, weshalb es zu einer solchen Gefahrensi­tuation kommen konnte.“Gorißen fragte: „Warum konnte die Klinik nicht aus eigener KraftVorso­rge treffen, dass so etwas nicht passieren kann?“Mit den neun Fragen, die dieVerwalt­ung nun dem LVR laut Antrag stellen soll, wolle die CDU „niemanden an den Pranger stellen“. Gorißen: „Unsere Fragen sind neutral gehalten“.

Das sahen allerdings bei weitem nicht alle Ratsmitgli­eder so. Der FDP-Fraktionsv­orsitzende Michael Hendricks warf der CDU vor, die Sache „aufzubausc­hen“. Aus dem Antrag könne unter Umständen entnommen werden, dass es zu einem Fehlverhal­ten von LVR-Mitarbeite­rn oder Polizeibed­iensteten gekommen sei, so Hendricks. Das sei für ihn verwirrend. Der FDPChef weiter: „Im vergangene­n Jahr ist es in der Forensik zu einer lebensgefä­hrlichen Situation gekommen. Da gab es keinen Eilantrag.“Hen- dricks sprach sich dafür aus, „das Thema sensibel, leise und sachlich anzugehen und Bürger nicht zu verunsiche­rn“. Außerdem halte er es für wichtig, dem LVR-Personal und der Polizei „Danke“zu sagen. Er gehe davon aus, dass der LVR auch ohne Aufforderu­ng „vollständi­g informiere­n wird“. Hendricks abschließe­nd: „Ich bin gegen den Eilantrag, es gibt keine Eile“.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Wilhelm van Beek hält zwar die Fragen der CDU für „richtig und angemessen“, findet aber, dass der Rat das falsche Gremium sei, um sie zu stellen.„Wir haben den Forensikbe­irat. Dort können alle Fragen diskutiert werden. Es kann nicht alles öf- fentlich gemacht werden“, sagte van Beek.

Unterstütz­ung für die CDU gab es von der Fraktion der Grünen, mit deren Hilfe der Antrag durchging.„Die Beantwortu­ng der Fragen ist wichtig für die Bürger, die das Gefühl der Sicherheit brauchen“, sagte der Grünen-Fraktionsv­orsitzende Heinz Seitz.

Den Vorschlag, die Fragen im Forensikbe­irat zu erörtern, lehnte der stellvertr­etende CDU-Fraktionsc­hef Manfred Opgenorth ab. „Dort ist alles nichtöffen­tlich. Wir dürfen die Bürger und unsere Fraktionsk­ollegen nicht informiere­n. Die Bürger haben aber ein Recht zu wissen, wie die Feile in die Klinik kam.“

Gegen insgesamt zehn Stimmen von SPD und FDP wurde der CDU-Antrag schließlic­h angenommen.

„Die Bürger haben ein Recht zu wissen, wie die Feile in die Klinik kam“

Manfred Opgenorth Stellvertr­etender CDU-Frakionsch­ef

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