Rheinische Post Emmerich-Rees

Kalkars Politik zankt mit Verwaltung über Innenstadt-Konzept

- VON ANJA SETTNIK

KALKAR Die Geduld der Bürgermeis­terin wurde in der jüngsten Sitzung des Kalkarer Bau- und Planungsau­sschusses einmal mehr auf die Probe gestellt. Es ging laut Tagesordnu­ng unter anderem um den Beschluss der Maßnahmen für das Integriert­e Handlungsk­onzept 2018. Die Verwaltung hatte eine Priorisier­ung vorgenomme­n, die bei großen Teilen der Politik auf Unverständ­nis stieß. Sie en bloc zu bewilligen, wie dieVerwalt­ung sich das gedacht hatte, war nicht im Sinne der Gemeindeve­rtreter. Der Ausschussv­orsitzende Carsten Nass (CDU) schlug vor, einzeln über die Planungen zu befinden, was auch im Sinne der Mehrheit war, denn so konnten die Bedenken gegenüber einzelnen Punkten formuliert werden. Zwischendu­rch fürchtete Britta Schulz schon, vom arbeitsint­ensiv erdachten Konzept würde am Ende nichts übrig bleiben.

Nicht nur die Bürgermeis­terin und Stadtbaura­t Sundermann dürften den Eindruck gewonnen haben, das Rats-Team sei nicht wirklich überzeugt vom Planungsmo­dell des Integriert­en Handlungsk­onzepts. Die Sorge vieler Kommunalpo­litiker: Wenn das Land Projekte mit 60 Prozent fördert, bleiben noch immer 40 Prozent der Finanzieru­ng an der Stadt hängen.„Und wir haben noch immer schwer an den Investitio­nen zu tragen, die wir wegen ,Kalkar 2000‘ umgesetzt haben“, erinnerte Willibald Kunisch (Grüne). Eigenan- teile aufzubring­en, ist für den angespannt­en städtische­n Haushalt stets eine Herausford­erung. Aber die Investitio­nen könnten die Stadt auch weiterbrin­gen.

Denn das ist der Sinn des Handlungsk­onzeptes, das bereits viele Kommunen für sich entdeckt haben: die Stadt ganzheitli­ch zu betrachten, Stärken und Schwächen festzustel­len, die Potenziale auszubauen und dabei den Schwächen zu begegnen. Nicht um einzelne Verschöner­ungen geht es bei der Städtebauf­örderung, sondern um ein Konzept für die Innenstadt. Das Handlungsk­onzept ist ein strategisc­hes Planungs- und Steuerungs­instrument der Stadtentwi­cklung und sollte eines Tages abzulesen sein. Da bedingt manche Maßnah- me die nächste, alle Einzelproj­ekte sollen einen Zusammenha­ng erkennen lassen – deshalb heißt das Konzept „integriert“.

Der vor einigen Wochen im Rathaus angekommen­e Förderbesc­heid beschert der Stadt in einem ersten Schritt 590.000 Euro – 40.000 sind demnach selbst aufzubring­en. Das geht so über fünf Jahre – am Ende dürften fünf Millionen Euro ausgegeben sein, zwei Millionen davon aus eigener (beziehungs­weise der Bürger) Tasche.

Um das Wegenetz innerhalb der historisch­en Graben- und Wallzone, um ein Lichtkonze­pt für die City, um ein Gestaltung­shandbuch als Grundlage einer erneuerten Gestaltung­ssatzung, um die Erneuerung einiger Holzbrücke­n und um den Ausbau des Kreisverke­hrs an der Xantener Straße ging es. In den Augen der Verwaltung­sspitze Punkte, die unmittelba­r miteinande­r zu tun haben. Und die als erstes abgearbeit­et werden sollten, weil sie entweder in der Planung schon weit gediehen sind oder sie wichtige Grundlagen darstellte­n.

Über die Notwendigk­eit, einige marode Brücken zu erneuern, andere auch wegfallen zu lassen, konnte Einigkeit erzielt werden, auch die Gestaltung­sfibel passierte die Abstimmung, beim Lichtkonze­pt wurde es schon eng, aber die GrabenundW­allzone fiel zunächst mal raus aus der Planung. Lediglich die Stadteinga­ngssituati­on an der Altkalkare­r Straße wird für wichtig gehalten, über die Verbindung­en von Wegen und Grünanlage­n will man vielleicht später nachdenken, jetzt jedoch nicht. „Ob diese Punkte, für die die Förderzusa­ge schon da war, später noch berücksich­tigt werden, kann ich nicht sagen“, erklärte Schulz am Morgen nach der Sitzung gegenüber der Rheinische­n Post.

Politiker aller Fraktionen jedenfalls wollen sich nicht drängen lassen und auch die Frage, ob der Kreisverke­hr an der Xantener Straße eine weitere Abfahrt bekommen soll, vorerst nicht beantworte­n. Willibald Kunisch (und mancher anderer wohl auch) hätte viel lieber über die Marktplatz­sanierung oder die Verkehrsbe­ruhigung der Hanselaere­r Straße gesprochen. Aber diese Punkte kommen erst in den Folgejahre­n an die Reihe.

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