Bischof stellt Bedburg-Haus Pfarrer frei
Gegen den Leitenden Pfarrer der katholischen Großgemeinde Heiliger Johannes der Täufer wurde ein strafrechtliches Verfahren eingeleitet. Die Leitung der Gemeinde übernimmt von nun an Pastor Theo Kröll.
„Da ein strafrechtliches Verfahren eingeleitet wurde, darf ich den Fall nicht kommentieren.“Das waren die erstenWorte, die Pfarrer Theo Kröll am Dienstagmorgen auf Anfrage unserer Redaktion sagte. An diesem Tag wurde bekannt, dass der Bischof von Münster, Felix Genn, den Leitenden Pfarrer der Pfarrei Heiliger Johannes der Täufer in Bedburg-Hau mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres vom priesterlichen Dienst freigestellt hat. Kröll erklärt: „Das heißt, er ist nicht mehr im Dienst.“Christian Breuer von der Bischöflichen Pressestelle mit Sitz in Xanten wird etwas konkreter: „Der nun freigestellte Pfarrer wird Bedburg-Hau unmittelbar verlassen und darf bis auf Weiteres sein priesterliches Amt in der Öffentlichkeit nicht mehr ausüben, also zum Beispiel keine Gottesdienste feiern und keine Sakramente spenden.“
Die Gemeindemitglieder selbst, allen voran Kirchenvorstand und Pfarreirat, wurden am Montagabend darüber informiert. Weitere Gruppen und Verbände innerhalb der fusionierten Großgemeinde wurden am Dienstag über den Fall in Kenntnis gesetzt. In einem Brief (liegt der Redaktion vor) heißt es: „Die Nachricht hat uns alle sehr überrollt und wird für viel Unruhe sorgen. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich nicht um einen Missbrauch Minderjähriger handelt.“Absender ist Kröll, der sich zuvor um die Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde gekümmert hat. Bis ein neuer Pastor ernannt wird, wird er die komplette Pfarrverwaltung übernehmen. Er schreibt: „Als Gemeinde sind wir nun sehr stark gefordert und vertrauen auf unseren bisherigen guten Zusammenhalt.“Kröll ist jetzt, nach der Freistellung des 50-Jährigen, mit zwei weiteren Pastoren sowie einem Pfarrer im Ruhestand und der Pastoralreferentin für die Seelsorge in Bedburg-Hau verantwortlich.
Auch die Pressestelle des Bistums betont, dass sie zu dem laufenden Verfahren nichts Konkretes bekannt geben darf. Ein Sprecher der Diözese erklärte jedoch, dass die Staatsanwaltschaft Kleve informiert und eingeschaltet sei.
Nach Informationen unserer Redaktion soll es sich um einen ähnlichen Fall handeln, wie er Anfang des Jahres in Materborn bekannt wurde. Der Priester Christoph Grosch hatte fast zwei Jahre lang zum Teil intime Whatsapp-Nachrichten mit einem Minderjährigen ausgetauscht. Der damals 15-Jährige engagiert sich stark in der Gemeindearbeit. Auch über die Beziehung zu einer Frau schrieb der Geistliche dem Jugendlichen. Das Bistum Münster stufte die Vorfälle damals als „unangemessenes Kommunikationsverhalten“ein. Der Geistliche wur-
de sofort von seinen Aufgaben in der Pfarrgemeinde „Zur Heiligen Familie“entpflichtet. Das Bistum erklärte damals, dass nichts strafrechtlich Relevantes geschrieben worden sei und es sich bei den Kontakten nicht um sexuelle Belästigung handelt. Dies scheint nach Ansicht der Diözese in dem aktuellen Fall anders zu sein, da die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wurde.
Der ehemalige Geistliche hatte nach der Entpflichtung in seinem Namen einen Brief in den Gottesdiensten verlesen lassen, in dem er unter anderem auch mitteilen ließ, dass er eine Auszeit brauche, um sich einiger Dinge klar zu werden. „Nach Kleve werde ich nicht mehr als Pfarrer zurückkehren“, hieß es in seiner Mitteilung. Er wollte die Gemeinde zügig verlassen. Dennoch blieb er monatelang im Pfarrhaus wohnen. Diese Situation empfanden auch das Bistum als unbefriedigend. Mittlerweile wohnt Grosch in Nütterden.