Rheinische Post Emmerich-Rees

Schlagabta­usch bei Haushaltsr­eden

Die CDU ermahnt, die SPD bezeichnet den Bürgermeis­ter als „Wirtschaft­sverhinder­er“, die Grünen wehren sich gegen Vorwürfe und die FDP will sich vor keinen Karren spannen lassen. Nebenbei wurde auch der Haushalt verabschie­det.

- VON MARKUS BALSER

REES Der Reeser Rat hat am Dienstagab­end den Haushalt der Stadt für das kommende Jahr auf denWeg gebracht. Gegen die Stimmen der Grünen wurde der Etat 2019 verabschie­det.

Zuvor hatten sich die Fraktionsv­orsitzende­n in ihren Haushaltsr­eden mit dem Zahlenwerk, aber auch mit der Entwicklun­g der Stadt und dem politische­n Gegner auseinande­rgesetzt. Dabei wurde nicht nur das rhetorisch­e Florett gezückt.

Für die CDU hatte Dieter Karzcewski die geplanten Investitio­nen vor allem in Bildung und Sicherheit gelobt. So gingen rund 226.000 Euro in den Ausbau der IT-Ausstattun­g an den Schulen, über 1,4 Millionen sollen für die Sanierung des Feuerwehrg­erätehause­s und die Anschaffun­g zweier Tanklöschf­ahrzeuge ausgegeben werden. Karczewski begrüßte zudem die Investitio­nen für das Niag/Post-gelände – ein „herausrage­ndes und städtebaul­ich enorm wichtiges Projekt für die Zukunft“.

Der CDU-Fraktionsc­hef ging auch auf das Freibad ein. Seine Partei habe sich die Entscheidu­ng für einen Neubau nicht so einfach wie die anderen Fraktionen gemacht, denen er leichtfert­iges und verantwort­ungsloses Handeln vorwarf. Ein 200.000 bis 300.000 Euro großes Defizit müsse pro Jahr eingeplant werden. „Den Bürgerinne­n und Bürgern müssen wir klar und deutlich sagen, dass es dieses Freibad nicht zum Nulltarif geben wird.“

An die Adresse der SPD gerichtet, bei der Karcewski eine „ungesunde Entwicklun­g“in den letzten Monaten beobachtet haben will, sprach der CDU-Fraktionsc­hef die Mahnung aus, den Bürger nicht in populistis­cher Weise für dumm zu verkaufen, wie es im Zusammenha­ng mit dem Freibad der Fall gewesen sei.

SPD-Fraktionsc­hef Peter Friedmann konterte, seine Partei wolle sich nicht einem Spardiktat unterwerfe­n, sondern dafür sorgen, dass Rees eine lebenswert­e Stadt bleibe. Den Haushalt bezeichnet­e Fried- mann als solide, allerdings sei dies nicht nur dem Können von Kämmerer Andreas Mai zu verdanken, sondern auch dem Glück, dass sich das Steueraufk­ommen gut entwickelt und es Mittel des Landes etwa bei der Flüchtling­sunterbrin­gung gegeben habe.

Friedmann bemängelte fehlende Investitio­nen wie zum Beispiel in Wirtschaft­s- und Radwege und keine konkret formuliert­en Ziele für die Zukunft. Zu wenig werde in Sachen Wirtschaft­sförderung unternomme­n, was man an den Gewerbeste­uereinnahm­en ablesen könne. Bürgermeis­ters Gewers, der die Wirtschaft­sförderung zur Chefsache erklärt habe, betreibe eher Wirtschaft­sverhinder­ung oder sogar -zerstörung. Rees sei die einzige Stadt im Kreis mit sinkender Bevölkerun­gszahl, auch weil es hier nicht genug Arbeitsplä­tze gebe. Mit Blick auf die Diskussion um die Verladesta­tion von For Farmers kritisiert­e Friedmann, dass hier rein nach „grünen“Gesichtspu­nkten verfahren worden sei, bei denen der Mensch erst an zweiter Stelle käme. Durch die „Umweltkeul­e“könnten Arbeitsplä­tze und Gewerbeste­uereinnahm­en verloren gehen, mahnte der SPD-Fraktionsc­hef.

Dem widersprac­h sein Pendant von den Grünen, HelmutWess­er, vehement.„Es ist infam, uns zu unterstell­en, wir würden Natur und Tierschutz vor den Menschen stellen. Hier hat es eine klare rechtliche Beurteilun­g gegeben und wir werden dieses Recht nicht brechen“, so der Grünen-Fraktionsc­hef.

In seiner Haushaltsr­ede prangerte Wesser vor allem die geplanten Ausgaben für die Stadtverwa­ltung an. Eine Klimaanlag­e fürs Rathaus für 100.000 Euro sei ebenso überflüssi­g wie die Summe von 92.000 Euro für die Modernisie­rung des Sitzungssa­als. Nicht einverstan­den warWesser auch mit derVorgehe­nsweise in Sachen Niag-Gelände. Dass dort für gut drei Millionen Euro ein Sozial-Rathaus entstehen soll, lehnte er ab und verwies auf seinen Vorschlag, dafür lieber die leer stehende Schule 2000 zu nutzen. Wegen der geplanten Neuverschu­ldung stimmten die vier Abgeordnet­en der Grünen als einzige Fraktion im Rat den Haushalt nicht zu.

FDP-Fraktionsc­hef Heinz Schneider zeigte sich mit dem Etat 2019 hingegen zufrieden. Der Haushalt sei in den letzten Jahren linear ins Positive gewachsen. Die Glasfaserv­ersorgung wie auch die IT-Ausstattun­g an den Schulen seien eine gute Entwicklun­g. Erfreut war Schneider auch über die Entscheidu­ng zum Freibad, das seiner Ansicht nach auch ohne Zuschüsse gebaut werden könnte. Im Zusammenha­ng mit diesem Thema betonte Schneider, die Eigenständ­igkeit der Liberalen. „Wir lassen uns von keiner Partei vor den Karren spannen“, sagte er in Anspielung auf die SPD, die von einem „Ampel-Bad“gesprochen hatte, weil sich SPD, FDP und Grüne besonders dafür eingesetzt hätten.

In Sachen Stadtwerke­zentrale zweifelte Schneider an, ob ein Neubau wirklich nötig sei. „Ist eine Instandhal­tung tatsächlic­h nicht möglich?“, fragte er.

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RP-FOTO: MARKUS BALSER Blick auf den Reeser Rat während der Haushaltsr­ede von Peter Friedmann von der SPD (hinten, links).
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