Rheinische Post Emmerich-Rees

Auf der Suche nach den Fachkräfte­n

Unternehme­n müssen sich als attraktive Arbeitgebe­r präsentier­en, um auch künftig Nachwuchs zu finden, raten Experten.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Einem Thema kann sich auch der Kreis Kleve nicht entziehen: „Gute Mitarbeite­r sind überall gesucht, auch bei uns natürlich“, sagt Hans-Josef Kuypers, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung Kreis Kleve, beim Roundtable „RP im Dialog“. Aber der Kreis habe in den zurücklieg­enden Jahren „mächtig aufgeholt“. Die Zahl der Beschäftig­ten sei von 78.000 im Jahr 2008 auf aktuell 100.000 gestiegen. Dabei setzt man auf die Potenziale in der Region:„Die Unternehme­n wissen: Wir bekommen nur gute Mitarbeite­r, wenn wir sie selbst ausbilden.“

Einen sichtliche­n Fachkräfte­mangel spüre man im Handwerk, den Gesundheit­sberufen und im technische­n Bereich. „Aber hier passiert viel“, sagt Kuypers. Im Kreis gebe es die größten Berufskoll­egs im Land und die Hochschule RheinWaal, die demnächst ihr zehnjährig­es Bestehen feiert. „Wir lassen keine Chance aus, junge Menschen für diese Berufe zu interessie­ren“, betont der Wirtschaft­sförderer.

Ein besonderes Interesse an der Diskussion zeigt Christoph Dammermann. Der Staatssekr­etär im NRW-Wirtschaft­sministeri­um besuchte den Dialog anlässlich der Verleihung des Gründerpre­ises.„Wir müssen die nächste Generation sowohl motivieren als auch qualifizie­ren, um in den Arbeitsmar­kt einzusteig­en“, betont der Staatssekr­etär. Beides sei wichtig, eines reiche nicht ohne das andere.

Bei der Berufsorie­ntierung gebe es mitunter eine große Desorienti­erung, beklagt Dammermann. Vieles sei zu bürokratis­ch, „die Schüler müssten mehr Praxis kennenlern­en, direkt in den Unternehme­n.“Wichtig für die Nachwuchsg­enerierung sei zudem eine Gleichwert­igkeit von berufliche­r und akademisch­er Bildung, ebenso ein Azubi-Ticket.

Einen Vorteil hat der Kreis Kleve: Die Bevölkerun­g wächst. „Das sieht im Kreis besser aus als anderswo“, stellt Thomas Müller (Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze) fest. „Allerdings werden in den nächsten Jahren mehr Menschen aus der Beschäftig­ung gehen als nachfolgen.“Das spüre auch die Sparkasse: „Wir bilden konsequent aus, aber die Situation ist nicht mehr so gut wie früher.“

Nur Unternehme­n mit motivierte­n und guten Mitarbeite­nden können langfristi­g erfolgreic­h sein. Mit den richtigen Instrument­en lässt sich die Arbeitgebe­rattraktiv­ität steigern. Hierzu empfiehlt Michael Buchmann (Sparkasse Krefeld) betrieblic­he Lösungen für die Altersvors­orge oder Krankenver­sicherung. „Wir haben dafür passende Angebote“, wirbt Buchmann für die Banken. Die Region sei attraktiv, aber man müsse alle individuel­len und regionalen Aktivitäte­n zur Fachkräfte­sicherung noch besser verzahnen.

„Unternehme­n müssen gute Mitarbeite­r nicht nur gewinnen, sondern auch halten“, wirft Wilfried Bosch (Volksbank an der Niers) ein. Unternehme­n könnten etwa bei der Wohnungssu­che helfen oder die Weiterbild­ung unterstütz­en. „Wir unterstütz­en nebenberuf­liche Studiengän­ge und beteiligen uns an den Kosten. Gehalt und Sozialleis­tungen werden natürlich weiter vergütet“, nennt Bosch als ein Beispiel.

„Wir bieten jungen Mitarbeite­rn nach der Ausbildung Traineepro­gramme an oder auch, Studiengän­ge zu besuchen“, berichtet Peter Reichhold (Sparkasse Rhein-Maas). Solche Angebote helfen bei der Mitarbeite­rbindung.Wenn aber nach 2020 die geburtensc­hwachen Jahrgänge auf den Arbeitsmar­kt kommen, werde auch die Region ein Problem bekommen.

Frank Ruffing (Volksbank Kleverland) hält daher ein Einwanderu­ngsgesetz für dringend erforderli­ch, und Peter Schau (Volksbank Emmerich-Rees) rät dazu, das Arbeitgebe­rmarketing auszubauen: „Unternehme­n müssen ihre Stärken noch mehr nach draußen tragen.“

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NRW-Staatssekr­etär Christoph Dammermann lobte die wirtschaft­liche Lage im Kreis Kleve.

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