Wer hilft, wenn ein Kind schwer erkrankt?
Die Ärzte der Pädiatrie im Gelderner St.-Clemens-Hospital kümmern sich um die ganz jungen Patienten. Vor allem im Winter haben die Mediziner der Kinderheilkunde viel zu tun.
KREIS KLEVE Eines wissen die Ärzte in der Pädiatrie ganz genau: Kinder sind keine kleinen Erwachsene. Sie unterscheiden sich in vielen Punkten von ausgewachsenen Menschen. „Und so müssen wir auch in der Kinderheilkunde unsere Patienten ganz anders behandeln als auf anderen Stationen“, sagt Karsten Thiel. Er ist leitender Chefarzt der Pädiatrie im Gelderner St. Clemens Hospital – das ist die Station, auf der die ganz kleinen Patienten behandelt werden. „Bei Kindern steht immer das Gedeihen, die mentale und körperliche Entwicklung im Mittelpunkt“, sagt Thiel. „Ganz anders als bei ausgewachsenen Menschen.“
Das Team der Pädiatrie kümmert sich um alle Kinder und Jugendliche, von Frühgeborenen ab der 32. Schwangerschaftswoche bis zu Teenagern bis zum 17. Lebensjahr. „Kleine Kinder sind aber unsere Hauptklientel“, sagt Thiel. Von den Arten der Krankheiten sei wirklich alles dabei, sagt der Chefarzt. Schnupfen und Husten bis zu chronischen Krankheiten und lebensbedrohlichen Infektionen.
4000 Kinder behandeln die Ärzte jährlich ambulant, etwa 1800 Kinder stationär. Kinder, die auf den Kopf gefallen sind, und sich dabei verletzt haben. Andere, denen ein Gegenstand in der Speiseröhre steckt. Es gebe aber auch Krankheiten, die speziell für Kinder gefährlich werden können. „Zum Beispiel der Pseudo-Krupp-Husten“, sagt Thiel. Bei dieser Atemwegserkrankung ist die Schleimhaut an Kehlkopf und- Stimmbändern entzündet und angeschwollen. „Erwachsene werden davon meist nur heiser“, sagt der Arzt. „Bei Kindern hingegen ist die Anatomie viel kleiner. Sie bekommen Atemnot.“
Vor allem im Winter seien die 30 Betten auf der Station meist voll belegt. Denn dann grassieren Atemwegsinfektionen, die für Kinder schnell gefährlich werden können. „Vergangenes Jahr hatten wir eine schlimme Grippewelle“, sagt der Chefarzt. „Dieses Jahr geht es gerade erst los.“Werden die Kinder stationär aufgenommen, bleiben sie meist zwei Tage im Krankenhaus. „Erst dann können wir wirklich einschätzen, wie sich der Gesundheitszustand entwickelt“, sagt Thiel.
Eine weitere Besonderheit der Pädiatrie: Anders als auf anderen Stationen müssen die Kinderheil- kundler die Dosen der Medikamente immer auf das Körpergewicht ihrer Patienten herunterrechnen. Zudem seien viele übliche Medikamente in der Kinderheilkunde gar nicht zugelassen. „Vor allem Antibiotika können starke Nebenwirkungen haben und die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.“
Zudem sei die Kinderheilkunde auch immer zu einem großen Teil mit Betreuung verbunden – der Kinder und der Erwachsenen. „Natürlich sprechen wir mit den Kindern, aber es geht alles nur in Kooperation mit den Eltern.“Die ließen sich in zwei Lager einteilen: Die einen, die sehr vorsichtig seien, und die anderen, die möglichst schnell ihr Kind wieder nach Hause holen wollen. „Es gibt durchaus Eltern, die ihr Kind entgegen unseren Rat mit nach Hause nehmen“, sagt der Chefarzt. „Aber in der Regel schaffen wir es, genug Vertrauen aufzubauen, sodass die Eltern auf uns hören.“
Typische Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Keuchhusten seien meist Sache des Hausarztes. Erst wenn es Komplikationen gibt, sind die Ärzte der Pädiatrie an der Reihe. „Das passiert aber nicht allzu häufig. Zum Glück sind die meisten Kinder geimpft.“Karsten Thiel bezeichnet sich selbst als klaren Impfbefürworter. „Wenn man einmal Komplikationen und die nicht therapierbaren Konsequenzen erlebt hat, dann ist man für das Thema sensibilisiert“, sagt er. Das sei wichtig für das eigene Kind, als auch für andere, die angesteckt werden könnten.„Für mich ist es eine gesellschaftliche Verantwortung.“