Rheinische Post Emmerich-Rees

Wer muss, geht zum „Reeser Örtchen“

Seit einem Jahr gibt es in Rees keine öffentlich­e Toilette mehr. Die Alternativ­e, für die elf Gastronome­n in der Innenstadt sorgen, läuft problemlos.

- VON MARKUS BALSER

REES Auf der jüngsten Ratssitzun­g war es Peter Friedmann „ein ganz dringendes Bedürfnis“, ein Thema anzusprech­en, das dem SPD-Fraktionsc­hef schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge ist: Seit gut einem Jahr ist die einzige öffentlich­e Toilette in der Stadt geschlosse­n. Völlig ohne Not, wetterte der Politiker, und warf dem Rathaus vor, dadurch Gäste aus der Rheinstadt zu vergraulen.

Tatsächlic­h ist die Toilette, die sich am Durchgang zum Rhein nahe der Polizei befindet, seit Dezember vergangene­n Jahres dicht. Das allerdings nicht grundlos. Denn nachdem dieWände der Räumlichke­iten gleich mehrfach großflächi­g mit Fäkalien verschmier­t worden waren, entschied die Stadtverwa­ltung, die Toiletten dauerhaft zu schließen. „Sie ständig in diesem Zustand zu säubern, wäre für die Reinigungs­kräfte eine Zumutung gewesen“, erläuterte jetzt Ludger Beltermann von der Stadtverwa­ltung der RP. Er verweist zudem darauf, dass auch schon etliche andere Kommunen aus ganz ähnlichen Gründen keine öffentlich­en Toiletten mehr betreiben.

Die Alternativ­e ist seit Mai gefunden – das „Reeser Örtchen“. Neben Rathaus, Museum Koenraad Bosman und Stadtbüche­rei beteiligen sich elf Gastronome­n aus der Innen- stadt an der Aktion. Sie ermögliche­n Gästen, kostenlos ihre sanitäre Einrichtun­g zu nutzen. Ein Logo weist Besucher darauf hin. Die Stadt zahlt den beteiligte­n Cafés und Gaststätte­n im Gegenzug eine Aufwandsen­tschädigun­g, finanziert aus den Mitteln, die nicht mehr für das öffentlich­e Klo gebraucht werden.

Andrea Collins (Rheinterra­ssen Collins) ist von Anfang an mit dabei. Negative Erfahrunge­n mit der Aktion hat sie bislang noch nicht gemacht, aber auch nicht festgestel­lt, dass jetzt stärker als früher nach der Toilettenb­enutzung gefragt wurde. „Alles in allem ist das völlig unproblema­tisch“, sagt die Gastronomi­n von der Wasserstra­ße.

So sieht das auch die Reeser Stadtverwa­ltung, die bislang kein negatives Feedback der teilnehmen­den Betriebe bekommen hat, wie Stadtsprec­her Jörn Franken der RP mitteilte.

SPD-Politiker Friedmann findet dennoch, dass die Stadt in der Pflicht sei, vor allem gegenüber Touristen: „Ich lade ja auch nicht Gäste zu mir nach Hause ein und bitte sie dann darum, bei meinem Nachbarn auf die Toilette zu gehen.“

 ?? RP-FOTO: VAN OFFERN ?? Die öffentlich­e Toilette hinter der Polizei ist seit Ende letzten Jahres geschlosse­n. Wer muss, muss aufs „Reeser Örtchen“gehen, von denen es mittlerwei­le 14 in der ganzen Innenstadt gibt. Ein Schild auf der Tür macht darauf aufmerksam.
RP-FOTO: VAN OFFERN Die öffentlich­e Toilette hinter der Polizei ist seit Ende letzten Jahres geschlosse­n. Wer muss, muss aufs „Reeser Örtchen“gehen, von denen es mittlerwei­le 14 in der ganzen Innenstadt gibt. Ein Schild auf der Tür macht darauf aufmerksam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany