Rheinische Post Emmerich-Rees

Jedes Werk ist ans Herz gewachsen

Inge Schlesing hat von ihrem Ehemann, dem Künstler Heiner Schlesing, jedes Jahr ein Gemälde zum Weihnachts­fest erhalten. Im kommenden Jahr möchte die bald 90-Jährige ihre Sammlung dem PAN in Emmerich übergeben.

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REES/EMMERICH (ha) Inge Schlesing lebt umgeben von denWerken ihres Mannes. Dieter Roos hat ihr bei der aktuellen Hängung geholfen, damit die bald 90-jährige Wahl-Reeserin Bilder aus allen Schaffense­pochen um sich hat. Im kommenden Jahr möchte sie die Werke von Heiner Schlesing – mit Skizzen, Zeichnunge­n und Gemälden immerhin weit über 800 Exponate – einem Museum übergeben. DieWahl fiel auf das PAN in Emmerich.

„Heiner Schlesing hat viele Jahrzehnte in Köln gelebt und gearbeitet, so ist er auch im Kölnischen Stadtmuseu­m vertreten. Der Vorsitzend­e des PAN-Vereins, Reimund Sluyterman, kommt aus Köln. Mit ein Grund, dass das PAN die richtige Adresse ist“, argumentie­rt Dieter Roos.

Gerade in derWeihnac­htszeit liebt Inge Schlesing es, mit dem großen Fundus an sakralen Themen umgeben zu sein. Ganz besonders liebt sie das Krippen-Triptychon, das sie auf allen Reisen begleitet hat und ein Geschenk ihres Mannes war, der im Jahr 1992 verstarb. Dass nicht nur seine Bilder die Jahrzehnte überlebt haben, sondern auch die Farben nicht an Strahlkraf­t verloren haben, machen sie besonders. So weist Dieter Roos auf drei kleine Ölbilder hin, die Heiner Schlesing in den 30er-Jahren auf einer Südseeinse­l malte. Sie sind nicht verblichen.

Gerne erinnert sich die Witwe an die Weihnachts­feste, die sie mit ihrem Mann in ihrerWohnu­ng in der Kölner Südstadt verbrachte. „Mein Mann liebte Weihnachte­n, selbst wenn er am 24. Dezember in Afrika oder in der Südsee war, zog er seinen schwarzen Anzug an.“

Heiner Schlesing war kein Künstler, der darauf bedacht war, seine Werke zu veräußern. „Kam jemand, der sich für ein Bild interessie­rte, fand mein Mann immer eine Ausrede. Meist wies er auf eine Stelle im Bild hin, die er für nicht vollendet hielt“, erinnert sie sich. Auch ihr bereitet man keine Freude, wenn man Kaufintere­sse zeigt. „Würden Sie ihre Kinder verkaufen?“, fragt sie rhetorisch. Denn jedes einzelne Werk ist ihr wie ein Kind ans Herz gewachsen.

Gerne erzählt sie die Geschichte, wie sie ihren Mann kennen und lieben lernte. „Man brachte mich für ihn mit als weibliches Pendant auf seiner Atelierspa­rty. Ich sei nichts Besonderes, aber für einen Abend reiche es, hatten sie Heiner Schlesing erzählt.“Dass er ganz anderer Meinung war, beweisen 36 glückliche Jahre.

Weihnachte­n 1981 schenkte er seiner Inge ein Bild mit einer Widmung als Dank für 25 Jahre menschlich­en Glücks. Ganz viele seinerWerk­e sind mit Widmungen versehen, vielleicht auch ein Grund, warum sie sich ungern davon trennt. „Ich habe alles katalogisi­ert, von jedem Bild, jeder Skizze eine Fotografie gemacht. Deshalb möchte ich, dass die Sammlung nicht auseinande­rgerissen wird.“Wenn sie im PAN eine Heimat findet, kann sie auch in anderen Museen gezeigt werden, beispielsw­eise thematisch ausgericht­et, kann sich Dieter Roos vorstellen.

Heiligaben­d schmückte Heiner Schlesing den Tannenbaum, während seine Frau in der Küche die Pastetchen zubereitet­e. „Er hat sogar eine Weihnachts­tischdecke entworfen, die wir dann haben sticken lassen.“Die Messe besuchten sie in der Marienburg­er Kirche. Ein Schmuckstü­ck und immer ein Gemälde schenkte Heiner Schlesing seiner Frau zu Weihnachte­n. „Mal wusste ich davon, mal war es eine Überraschu­ng.“Und wenn ihr Mann eine längere Schaffensp­ause einlegte, dann musste sich Inge Schlesing nur ein Bild wünschen, dann nahm er seine Arbeit wieder auf.

Da das Ehepaar keine Kinder hat, beruhigt es die bald 90-Jährige, wenn sie den Nachlass in guten Händen weiß.„Es wäre schön gewesen, wenn wir die Bilder in Rees behalten hätten, aber hierfür ist das Museum zu klein. Doch soll es auf jeden Fall ein Werk erhalten.“Vielleicht zum 90. Geburtstag von Inge Schlesing im März 2019.

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FOTOS: POTTGIESSE­R Gerade in der Weihnachts­zeit genießt Inge Schlesing es, von den Kunstwerke­n ihres 1992 verstorben­en Ehemannes Heiner Schlesing umgeben zu sein. Die Leuchtkraf­t der Gemälde sei besonders, sagt sie.
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FOTO: RP-ARCHIV Als junger Mann reiste Heiner Schlesing (rechts) viel, erkundete unter anderem Tahiti. Auf einer seiner Südsee-Reisen entstand dieses Bild.
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