„Ihr stehlt uns unsere Zukunft“
Eine 15-Jährige schwänzt die Schule für die Umwelt. Auf dem Klimagipfel erhebt sie schwere Vorwürfe.
KATTOWITZ (ubg) Drei Minuten und wenige Sekunden – länger braucht Greta Thunberg für ihre Botschaft nicht. Die 15-Jährige steht beim Klimagipfel in Kattowitz hinter dem Rednerpult. „Euch gehen die Entschuldigungen aus. Und uns geht die Zeit aus“, sagt die Schwedin selbstbewusst. Ihre Zuhörer sind die Spitzenpolitiker von jenen 200 Staaten, die dort beschließen wollen, wie das Pariser Klimaabkommen umgesetzt werden soll. „Ihr seid nicht einmal erwachsen genug, dieWahrheit zu sagen“, wirft das Mädchen ihnen vor. Es werde Zeit, endlich die Notbremse zu ziehen.
Greta Thunberg ist längst keine Unbekannte mehr: Es war im Au- gust, als die 15-jährige beschloss, nicht mehr zur Schule zu gehen und stattdessen für das Klima zu schwänzen. Bis zur schwedischen Parlamentswahl saß sie jeden Tag auf den Stufen des Regierungsgebäudes. Mittlerweile geht sie wieder zur Schule – nur der Freitag wird bestreikt. Ihre Aktion verbreitet sie über Twitter und Instagram, dort stellt sie sich als „Klimaschutzaktivistin mit Asperger“vor – eine Form des Autismus.
Auch die Medien berichteten über ihren Protest. „Warum sollten Junge für eine Zukunft lernen, wenn niemand genug tut, damit diese überhaupt sicher ist?“, fragte Greta Thunberg. Sie war neun Jahre alt, als sie zum ersten Mal vom Klimawandel hörte. In Interviews erzählt sie, dass sie nicht begreifen konnte, warum nicht viel mehr Menschen versuchen, etwas zu verändern. Sie selbst hörte auf, Fleisch zu essen und beschloss, nicht mehr mit dem Flugzeug zu fliegen. Auch ihre Eltern – den Vater Svante Thunberg und ihre Mutter Malena Ernman, eine bekannte Opernsängerin – konnte sie überzeugen. Die Familie fährt nun E-Auto und nutzt Solarenergie.
Auch Gleichaltrige steckt die 15-Jährige an. Weltweit machen es ihr Schüler nach und demonstrieren unter dem Stichwort „Fridays for Future“. Das „Time“-Magazine zählt Greta zu einem der einflussreichsten Teenager des Jahres 2018. Und so hat die 15-Jährige vor allem eine Botschaft:„Wenn ein paar Kinder auf der ganzen Welt Schlagzeilen machen können, weil sie einfach nicht zur Schule gehen, dann stellt euch vor, was wir gemeinsam erreichen könnten, wenn wir es wirklich wollen würden.“