Kuriose Entscheidung hilft dem 1. FC Kleve
Fußball: In der Oberliga stellt sich das Team gegen TuRU Düsseldorf in ausgezeichneter Verfassung vor und gewinnt mit 3:1. Niklas Klein-Wiele, Nedzad Dragovic und Pascal Hühner sind die Torschützen des Gastgebers.
KLEVE Die Kicker des 1. FC Kleve meinten es zum Finale vor der Winterpause gut mit den eigenen Anhängern. Die kamen beim 3:1-Erfolg gegen TuRU Düsseldorf voll auf ihre Kosten: vier Tore, ein Ausflug in die Untiefen der Regelkunde und Spieler zum Anfassen entschädigten die Zuschauer für ihr 90-minütiges Ausharren in der Kälte auf dem Bresserberg. Durch den Sieg rangiert der
„Da müssen wir in Situationen kaltschnäuziger
sein. Dann führen wir zur Pause mit 3:0“
Umut Akpinar
Trainer des 1. FC Kleve
Aufsteiger zu Weihnachten auf einem starken sechsten Tabellenrang. Ein zufriedener Übungsleiter Umut Akpinar sagt: „Jetzt können wir ein wenig die Seele baumeln lassen.“
Ehe die vereinseigene Weihnachtsfeier auf dem Programm stand, zeigten Spielführer Fabio Forster und Co. nämlich eine der besten Leistungen dieser Spielzeit. Von Beginn an dominierten die Klever den Gast aus der Landeshauptstadt nach Belieben. Es schien, als seien die Rot-Blauen immer eine Prise wacher, schneller, fokussierter. Schon nach acht Minuten hatte Forster Außenverteidiger Abdullo Saidov steil in den Strafraum geschickt, der aus spitzem Winkel abschloss und erstmals TuRU-Schlussmann Pierre Mendes da Costa prüfte. Auch Pascal Hühner versuchte es aus der zweiten Reihe (14.), direkt danach landete sein Eckstoß auf der Latte. Das Tor des FC lag in der Luft. „Da müssen wir in manchen Situationen einfach noch zielgerichteter und kaltschnäuziger sein. Dann führen wir zur Pause mit 3:0“, sagt Akpinar. Auch Niklas Klein-Wiele forderte Mendes da Costa zu einer Glanzparade heraus, als er erst seinen Gegenspieler mit einem frechen Tunnel stehen ließ und dann aus zwanzig Metern abschloss. Ein Freistoß Hühners nach einer halben Stunde, mit viel Effet über die orientierungslose Mauer, wehrte der Torwart Düsseldorfs sensationell ab.
Nun besagt eine alte Fußball-Weisheit: „Wer die Tore vorne nicht macht, kriegt sie hinten rein.“So kam es dann auch: Kosuke Hatta verlor auf der rechten Seite Antonio Munoz-Bonilla aus den Augen, der in die Mitte auf Jacub Przybylko flankte. Der klassische „Neuner“stand sträflich frei und machte seinem Jobprofil alle Ehre, als er eiskalt und unhaltbar einköpfte.
Nach dem Seitenwechsel aber drehte die Bresserberg-Elf erneut auf und drückte TuRU weit in die eigene Spielhälfte. Kapital daraus schlug Klein-Wiele, der nach Flanke Hattas seinen Kopf dafür einsetzte, gezielt in die rechte Torecke zu finalisieren. Nach 56 Minuten war so der hochverdiente Ausgleich perfekt. Was dann folgte sorgte für Staunen auf Klever und für Kopfschütteln auf Düsseldorfer Seite. Noch bis wenige Augenblicke vor dem Anpfiff hatte der Vorsitzende des 1. FC Kleve, Christoph Thyssen, Kreide auf die Sportplatzmarkierungen aufgetragen. Die Linien waren gut sichtbar - das sollte sich in der Folge lohnen: Die Ersatzspieler der Elf von Samir Sisic wärmten sich hinter dem Tor von Bjarne Janßen auf, während das Spielgerät gen Toraus kullerte. Einer der Reservisten kam einem folgenschweren Reflex nach und nahm den Ball mit dem Fuß an. Für den Unparteiischen Okan Uyma war klar, dass er den Ball noch im Strafraum, und nicht im Toraus gestoppt hatte. Dem Regelwerk nach zeigte Uyma korrekterweise auf den Punkt. „Wenn das per Video festgehalten wurde und im Internet hochgeladen wird, schauen sich das tausende Menschen an. So etwas habe ich noch nie erlebt. Im Fußball lernt man nie aus“, sagte Sisic. Nedzad Dragovic versenkte den Strafstoß nach einer Stunde humorlos im Gehäuse von Mendes da Costa.
In der Folge ergab sich eine hitzige Schlussphase, in der beide Teams zu Chancen kamen.„Wir haben gerade in der letzten Viertelstunde zu viele Ecken und Freistöße zugelassen, aus denen Düsseldorf Gefahr entwickeln konnte“, sagt Akpinar. Die besseren Gelegenheiten hatte dennoch seine Elf. „Am Ende hätte das 3:1 genauso gut fallen können wie das 2:2“, sagt Sisic.
Den Schlusspunkt setzte aber Pascal Hühner in der Nachspielzeit mit einem sehenswerten Treffer aus der Ferne. „Wir haben dumm verloren, weil wir einfache Tore bekommen haben und dennoch über weite Strecken auf Augenhöhe waren. Es war das Ziel in Kleve, einfach alles reinzuwerfen. Das Ergebnis, das hatte ich den Jungs klar gesagt, würde sich dann schon ergeben“, sagt Sisic, dessen Mannschaft aus den vergangenen drei Spielen nur einen Punkt geholt hat. „Daher muss ich auch harte Worte finden.Wir haben durch Verletzungspech in der letzten Zeit viel umstellen müssen. Heute hätte ich von diesen Spielern aber mehr Spielrhythmus erwartet“, fügt er an.
Auf Schwanenstädter Seite war der Nachmittag dahingegen wie gemalt. Nach Spielende feierten einige Oberliga-Kicker noch gemeinsam mit den Fans. Obergäriges, Pyro-Technik und schrille Gesänge sorgten für ausgelassene Atmosphäre in der Getec-Arena. „Das war ein toller Abschluss für eine gute Hinrunde“, sagt Akpinar. Passend dazu kürte Lukas Verlage, zweiter Vorsitzender der Rot-Blauen, auf der Weihnachtsfeier „Stolz“zum Wort des Jahres: „Auch wenn die Reisen der Oberliga-Mannschaft nun in Großstädte wie Düsseldorf gehen. Wir können stolz sein, in Kleve zu sein. Wir können stolz auf diesen Verein sein.“
Am 14. Januar bittet Akpinar seine „stolzen“Kicker dann wieder zum Aufgalopp auf dem Trainingsplatz.
1. FC Kleve: Janßen – Hatta, van Brakel, Dragovic, Saidov, Haal, Forster, Hühner, Klein-Wiele, Kürkciyan (90. Geurtz), Unoki (46. Wesendonk).