Bunte Reeser Geschichte(n) auf 88 Seiten
Der Geschichtsverein Ressa veröffentlicht den zwölften „Reeser Geschichtsfreund“. Themen sind unter anderem der Bahnhof Empel, das Kolpinghaus, Juden in Rees und das Rheinhotel Dresen.
(RP) Zwölf Berichte mit 135 Fotos auf 88 Seiten: Auch für den zwölften „Reeser Geschichtsfreund“hat der Reeser Geschichtsverein Ressa wieder in privaten und öffentlichen Archiven recherchiert und mit vielen Zeitzeugen gesprochen.
„Die Geschichte des Bahnhofs Empel-Rees“ist der erste Beitrag im Buch. Basierend auf Unterlagen des verstorbenen Stadtarchivars Hermann Terlinden schildert Michael Scholten die vor 175 Jahren getroffenenVorbereitungen für den ersten Bahnhof nahe Rees. Dabei wird auch die Legende korrigiert, die Tabakwarenfabrik Oldenkott habe dafür gesorgt, dass die Eisenbahnlinie vier Kilometer am Reeser Stadtzentrum vorbeiführt, damit die Arbeiter nicht zu anderen Firmen fahren konnten.
Agnes Jay beschreibt in einem autobiographischen Beitrag, wie ihr beliebtes „Reeser Platt“-Wörterbuch entstand. 1947 im Notkrankenhaus Aspel geboren und aufgewachsen als Tochter des Landwirts Eugen Lörcks und der Hebamme Else Lörcks, hörte sie viel Mundart, musste aber Hochdeutsch sprechen. Die Liebe zum Platt blieb dennoch erhalten und mündete – unter Mitarbeit der Ressa-Ehrenmitglieder HermannVoß und HermannVenhofen – vor zwei Jahren in einem ersten Wörterbuch, an dessen Fortsetzung das Trio bereits arbeitet.
Aus Anlass des 90. Geburtstags, den Anne Frank im nächsten Jahr hätte feiern können, begaben sich Bernd Schäfer und Michael Scholten auf die Spuren jüdischer Bürger aus Rees, die ebenfalls in den Niederlanden untertauchten. Am Beispiel der Familien Marcus und Sander wird deutlich, wie sehr das Überleben in Zeiten des Nationalsozialismus von glücklichen Zufällen und von der Hilfe niederländischer Familien abhing. Klaus Kuhlen porträtiert den Unternehmer und Heimatdichter Wilhelm van der Ven (1877-1930), der sich um das gesellschaftlich-kulturelle Leben der Stadt Rees verdient machte. Das Buch „Schönheiten am Niederrhein“er- schien im Jahr 1922 und ist bis heute ein wichtiges Zeitdokument. Auf 100 Jahre Gastronomie- und Stadtgeschichte blickt Michael Scholten zurück. Der Patensohn des Reeser Originals Auwi Dresen hat lange Gespräche mit der Witwe Magda Dresen geführt, um eine umfassende Chronik des Rheinhotels Dresen zu schreiben. Alles begann 1919, als die Witwe Wilhelmine Dresen das Hotel Sommer am Rhein kaufte. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Rheinhotel unter Auwi und Magda Dresens Leitung zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.
Auch die Geschichte des Reeser Kolpinghauses wird erzählt, da dort 2019 drei Jubiläen anstehen: Vor 60 Jahren wurde das umfassend renovierte Gebäude als Kolpinghaus wiedereröffnet, vor 50 Jahren hob die Kolpingfamilie ihren Stammtisch aus der Taufe, vor 25 Jahren wurde Heike Beyer neueWirtin des Hauses.
Da sich die erste Mondlandung am 21. Juli zum 50. Mal jährt, schildern der Ressa-Vorsitzende Heinz Wellmann, Schatzmeister Dirk Kleinwegen und weitere Reeser, darunter Bürgermeister Christoph Gerwers, ihre Erinnerungen an die Apollo-11-Mission, abgerundet durch Hannes Heusers Gedicht „Wej häwe in Rääß en eige Mond“.
2018 war das ereignisreichste Jahr seit der Gründung des Reeser Geschichtsvereins. Deshalb nimmt der Rückblick auf 20 Vorträge, Exkursionen und die Eröffnung der aktuellen Ausstellung„Teddy, Märklin, Matchbox: Spielzeug in Rees und im Rest der Welt“im Reeser Koenraad Bosman Museum gleich 13 Seiten im Buch ein.
Die fünf letzten Seiten sind dem Ausblick auf das Jahr 2019 gewidmet, in dem neben Vorträgen auch vier Exkursionen zum Geldmuseum Xanten-Wardt, zum Kriegs- undWiderstandsmuseum Overloon, zum Haus Aspel und zum Brüter-Museum Kalkar geplant sind.