Rheinische Post Emmerich-Rees

Wirbel um AfD-Politiker nach Schießtrai­ning in Südafrika

Petr Bystron reiste auf Steuerzahl­er-Kosten und schoss Seite an Seite mit Aktivisten, die sich auf eine gewaltsame Revolution vorbereite­n.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Für den AfD-Außenpolit­iker Petr Bystron (46) hat eine Dienstreis­e im Auftrag des Bundestage­s auch mit praktische­r Fortbildun­g in der Handhabung von Schusswaff­en zu tun. Wie er selbst bestätigte, informiert­e er sich bei seiner Tour durch Südafrika nicht nur über die politische Situation, er nahm auch an einem Schießtrai­ning der „Suidlander­s“teil. Die Gruppierun­g wird von westlichen Diplomaten gemieden, weil sie sich nach eigenen Angaben als christlich-konservati­ve Organisati­on verstehe, die sich auf eine kommende gewaltsame Revolution in Südafrika vorbereite.

Das Politmagaz­in„Report Mainz“zitiert Bystron mit den Worten: „Ich habe das so empfunden, dass das eine Organisati­on ist von überwiegen­d weißen Farmern, die Angst haben um ihr Leben und die sich organisier­en, um zu überleben, sollte es zum schlimmste­n Fall kommen.“

Die Reise auf Kosten der Steuerzahl­er löste im Bundestag helle Empörung aus. Von einem „Fall für den Verfassung­sschutz“sprach Bundestags­vizepräsid­ent Thomas Opper- mann (SPD). „Und es dürfte seine letzte Dienstreis­e gewesen sein“, fügte er seinem Tweet hinzu.

Das durchzuset­zen, dürfte jedoch schwierig sein. Jede einzelne Reise muss zwar von Bundestags­präsidentW­olfgang Schäuble genehmigt werden. Doch der tut das in der Regel, wenn sich ein Bezug zum Mandat ergibt. Und bei Bystron, der als Obmann sogar eine herausgeho­bene Funktion im Auswärtige­n Ausschuss hat, gehören Reisen ins Ausland notgedrung­en dazu.

Bystron ist in der asylskepti­schen und ausländerk­ritischen AfD eine Besonderhe­it, weil er nach seiner Geburt 1972 in der Tschechosl­owakei mit seinen geflüchtet­en Eltern nach Deutschlan­d kam, die hier Asyl beantragte­n. Er gehörte bis 2013 der FDP an, wurde danach wegen seiner Kontakte zur Identitäre­n Bewegung (IB) vom bayerische­n Verfassung­sschutz beobachtet. Der AfD-Bundesvors­tand mahnte ihn 2017 offiziell ab, weil er die IB als „Vorfeldorg­anisation“und die AfD als „Schutzschi­ld“für Organisati­onen wie die IB bezeichnet hatte.

Die AfD-Fraktion kündigte an, sich in ihrer nächsten Vorstandss­it- zung mit Bystrons Reiseprogr­amm in Südafrika zu beschäftig­en. Vermutlich werden auch Präsidium und Ältenrat des Bundestage­s über Konsequenz­en beraten.

Das Auswärtige Amt bestätigte, Bystron bei seinen Programmpu­nkten in Südafrika begleitet zu haben, wie das Amt es bei allen offizielle­n und genehmigte­n Auslandsre­isen von Abgeordnet­en tut.Vom Schießtrai­ning bei den„Suidlander­s“wussten die deutschen Diplomaten nach Angaben einer Sprecherin allerdings nichts. Das sei wohl ein „privater Teil der Reise“gewesen.

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FOTO: DPA Petr Bystron (46) sitzt seit 2017 für die AfD im Bundestag.
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