Frühstudium: Neben der Schule ab zur Uni
EMMERICH (AG) „Wenn man etwas gerne macht, dann bekommt man auch viele Dinge unter einen Hut“, sagt Cem Aker. Er fühlt sich noch nicht gestresst. Dabei hat sich der 16-jährige Schüler des Emmericher Willibrord-Gymnasiums einiges aufgeladen: Neben seinem normalen Schulalltag am Gymnasium verbringt er einen Tag in der Woche an der Universität Duisburg-Essen, um dort erste Erfahrungen im Studium zu sammeln. Cem Aker lernt Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der Uni – und das freiwillig.
Er ist bereits im dritten Semester und hat auch schon einige Punkte fürs Studium gesammelt. Die Semesterarbeiten in den BWL- und VWL-Grundkursen hat er mit durchweg guten Noten bestanden. 21 Credits kann er vorweisen und damit schon die ersten Bausteine für ein späteres „richtiges“Studium legen. Die ersten Grundkurse kann er quasi überspringen.
Cem Aker ist einer von durchschnittlich zehn Schülern, die das Frühstudium in Duisburg und Essen in Anspruch nehmen. Lehrer Jörg Brinkmann ist stolz auf seine Truppe. Bereits im zehnten Jahr organisiert er das Programm. Es sei wichtig, frühzeitig Erfahrungen zu sammeln und Ängste vor einem Studium zu nehmen. „Und unsere Schüler lernen auch eine Menge fürs Leben“, sagt er. Zum ersten Mal sind sie in einer Großstadt auf sich alleine gestellt, lernen, wie man sich auf dem großen Uni-Campus zurecht findet oder wie man die öffentlichen Verkehrsmittel richtig nutzt – auch das will gelernt sein, bemerkt Brinkmann.
Die Emmericher Gymnasiasten belegen ganz unterschiedliche Vorlesungen und Seminare. Von Psychologie, Theologie bis hin zu Medizin oder Informatik. Alle Fächer stehen den Schülern offen. Und sie werden von den Professoren voll eingespannt: „Da gibt es für Schüler kein Bällebad“, scherzt Lehrer Brinkmann. Wer in der Vorlesung sitzt, der muss auch damit rech- nen, vom Professor zu seiner Meinung gefragt zu werden.
Für Tanja Josan Lalgi ist das mittlerweile kein Problem mehr. Die 18-Jährige hat Kurse in englischer Linguistik und Labordiagnostik besucht. Bewusst habe sie sich für sehr unterschiedliche Fachrichtungen entschieden, um ein breites Bild von einem Studium zu bekommen. Wie alle anderen auch kann sie sich gut vorstellen, später tatsächlich an der Universität zu lernen.
Wer das Angebot der Schule und der Universität annehmen möchte, der muss gute Noten in der Schule vorweisen. Brinkmann erklärt, dass man mindestens einen Notendurchschnitt von 1,9 haben muss, um tatsächlich die Chance zu bekommen. Denn das Abitur wird einem nicht geschenkt. Die versäumten Stunden müssen nachgearbeitet werden: „Und Klassenarbeiten haben absolutenVorrang“, sagt Brinkmann.
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