Rheinische Post Emmerich-Rees

Mit 84 Jahren mit dem Jollenkreu­zer unterwegs

-

(reif ) Karl Seesing ist 84 Jahre alt. Diese Zahl hindert ihn aber nicht daran, sein Segelboot Sucrimi, das er 1976 selbst gebaut hatte, eigenhändi­g zu überholen. Warum? Die Liebe zum Wasser und zum Segeln ist übermächti­g. So restaurier­t der Halderner Stellen seines eigenen Werkes, die in die Jahre gekommen sind und der Sanierung bedürfen.

In all den Jahren lag das Segelboot außer Betrieb auf dem Anhänger im Garten. Nun ist der knapp acht Meter lange Jollenkreu­zer mit Kajüte immer noch aufgebockt, steht aber nun mit seiner Fracht unter dem Obdach neben der Schreinere­i und dem Haus der Seesings. Dort wartet es auf die frische Lackierung des Rumpfes, den Abschliff des Holzdecks und die Einfettung der Lager, Arbeitsgän­ge, die alle noch auf der To-DoListe stehen. Dafür nutzt Seesing Geräte und Materialie­n aus der alten Schreinere­i seiner Familie. Genau wie sein Vater ist er gelernter Schreinerm­eister, was zusammen mit Ratschläge­n von diesem und eigenen Lebenserfa­hrung bei seiner Arbeit hilfreich ist

Der Name des Schiffs erläutert bereits, für wen das Schiff entstanden ist: Sucrimi sind die zusammenge­setzten Anfangsbuc­hstaben der Vornamen seiner Kinder. Seine gesamte Familie sollte untereinan­der verteilt Aufgaben bei den Bootstoure­n übernehmen. Das war bei dem ersten Motorboot nicht möglich.

So entstand die Idee des Baus eines Segelschif­fs, welche der Handwerker bald anfing zu realisiere­n. Das alte Boot wurde zur Finanzieru­ng des Projektes 1975 verkauft, allerdings wollte Seesing selbst in der Bauzeit nicht auf den Wasserspor­t verzichten. Es wurde also für diese Zeit ein anderes Boot angeschaff­t, mit dem er den Kindern das Segeln beibrachte. „Der Weg ist das Ziel“, sagt er und macht so seine Vorliebe für die Arbeit, die hinter einer Segelschif­ffahrt steckt, klar – noch ein Grund für sein Vorhaben.

Bequemer zu fahrende Motorboote hatte er allerdings auch, weil seine Frau aus gesundheit­lichen Gründen nicht mit ihm segeln konnte und kann. Sein letztes Motorboot verkaufte er erst vor kur- zem, da das Paar keine größeren Touren damit mehr unternahm und die Pflege anstrengte.

Auf der überholten Sucrimi will er zukünftig mit seiner Familie aufs Wasser hinaus fahren, um dort für ein paar Stunden zu ankern. Das Segeln will er zwar versuchen, aber stellt auch seine Fä- higkeit dazu in Frage. „Wenn es um Boote geht, habe ich viele Geschichte­n“, sagt er und denkt wohl an die sechs Schiffe, die im Laufe der Zeit ihm gehörten, aber auch an seinen Vater, der ihm das Segeln beibrachte und dessen Leidenscha­ft dafür er von ihm vererbt bekommen hat.

 ?? FOTOS: REIF ?? Karl Seesing aus Haldern hat seinen Jollenkreu­zer selbst gebaut. Nun soll das Boot überholt werden.
FOTOS: REIF Karl Seesing aus Haldern hat seinen Jollenkreu­zer selbst gebaut. Nun soll das Boot überholt werden.
 ?? FOTO: DM ??
FOTO: DM
 ??  ?? Auch die Kajüte soll für seine Enkelkinde­r wieder hergericht­et werden.
Auch die Kajüte soll für seine Enkelkinde­r wieder hergericht­et werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany