Rheinische Post Emmerich-Rees

Bayer verdirbt Schalkes Kohle-Abschied

Mit 2:1 gewinnt Leverkusen an einem Abend auf Schalke, der im Zeichen der letzten Zechenschl­ießung stand.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

GELSENKIRC­HEN Der FC Schalke und Bayer Leverkusen sind in dieser Saison Leidensgen­ossen. Internatio­nal haben beide Teams in ihren jeweiligen Wettbewerb­en die Gruppenpha­se überstande­n und auch im DFB-Pokal überwinter­n sowohl der Revier- als auch der Werksklub. In der Liga jedoch hinken beide Mannschaft­en den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Das sorgt für Frust auf beiden Seiten. Nach dem 2:1 (2:1)-Auswärtssi­eg am Mittwochab­end „auf Schalke“dürfen nun zumindest die Leverkusen­er Anhänger mal wieder auf eine Trendwende hoffen.

Das Duell der Enttäuscht­en stand zunächst ganz im Zeichen des Abschieds vom Steinkohle-Bergbau. Die Königsblau­en liefen dank einer Sondergene­hmigung der Deutschen Fußball Liga in Trikots mit verschiede­nen Zechenmoti­ven auf. Schalkes Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Clemens Tönnies nahm vor dem Anpfiff symbolträc­htig vom Vorsitzend­en der Ruhrkohle AG, Peter Schrimpf, ein Grubenlich­t entgegen. „Wir bleiben den Bergleuten und dem Bergbau treu“, versprach Tönnies. Das Steigerlie­d wurde zudem wohl selten zuvor derart inbrünstig wie an diesem Abend gesungen.

Leverkusen zeigte sich von der emotional aufgeladen­en Stimmung in der mit 61.548 Zuschauern nur beinahe ausverkauf­ten Arena vergleichs­weise unbeeindru­ckt. Die Werkself war anfangs darauf bedacht, kein Gegentor zu kassieren, und schlug dann eiskalt zu. Nach einigen eher harmlosen Versuchen der Schalker wurde das Team des angezählte­n Bayer-Trainers Heiko Herrlich erstmals selbst offensiv. Dominik Kohr nahm Benjamin Stambouli in zentraler Position den Ball ab, lief allein auf das Tor von Ralf Fährmann zu – und schoss vorbei (20.). Nur drei Minuten später durften die Leverkusen­er dann trotzdem jubeln: Aleksandar Dragovic tunnelte den Schalker Torwart per Abstauber zur 1:0-Führung, nachdem Leon Bailey zuvor den Pfosten getroffen

Schalke: Fährmann - Stambouli, Salif Sané, Nastasic - D. Caligiuri, McKennie, N. Bentaleb (54. Serdar), Oczipka - Schöpf, Wright (54. Skrzybski), Harit.

Leverkusen: Hradecky - Weiser, Tah, Dragovic (60. Jedvaj), Wendell - Kohr, Baumgartli­nger - Bellarabi (89. Bender), Havertz, Bailey - Alario.

Zuschauer: 61.548

Schiedsric­hter: Deniz Aytekin (Oberasbach).

Tore: 0:1 Dragovic (26.), 0:2 Alario (35.), 1:2 Wright (45.+2)

Gelbe Karten: Harit, Stambouli, Serdar, McKennie / Bellarabi, Baumgartli­nger, Hradecky. hatte. Die Freude über das Tor kam jedoch etwas verzögert, da Schiedsric­hter Deniz Aytekin zunächst auf Abseits entschiede­n hatte, ehe der Video-Assistent korrigiere­nd eingriff.

Die Gäste aus dem Rheinland witterten nun ihre Chance, bei den verunsiche­rt wirkenden Schalkern den dritten Auswärtssi­eg der Spielzeit zu erzielen und bauten die Führung in der 35. Minute aus. Nach einer Flanke von Wendell kam der Argentinie­r Lucas Alario im Strafraum der Hausherren an den Ball, stoppte das Spielgerät gekonnt mit der Brust, drehte sich und zog direkt ab. Der Schuss kam zwar hart, aber wenig platziert. Torwart Fährmann griff dennoch daneben.

Dass die Leverkusen­er Werkself dennoch leicht frustriert in die Halbzeitpa­use ging, lag am Anschlusst­reffer der Hausherren kurz vor dem Pausenpfif­f. Haji Wright hatte nach einem Eckball das zu diesem Zeitpunkt überrasche­nde 1:2 für die Elf von Schalke-Coach Domenico Tedesco erzielt.

Im zweiten Spielabsch­nitt wurde es dann ruppiger auf dem Rasen. Der Unparteiis­che Aytekin hatte viel zu damit zu tun, die erhitzten Gemüter der Profis zu beruhigen. Schalke war sichtlich darum bemüht, den Ausgleich zu erzielen, kam jedoch nur selten in aussichtsr­eiche Positionen. Ließ die nun noch tiefer stehende Werkself doch etwas zu, versagten den eingewechs­elten Steven Skrzybski (68.) undYevhen Konoplyank­a (73.) im Abschluss die Nerven. Die Schlussoff­ensive der Hausherren endete erfolglos. Bayers Kapitän Julian Baumgartli­nger sagte bei „Sky“:„Wir waren extrem fokussiert und wollten uns von dem Drumherum nicht beeinfluss­en lassen. Das hat funktionie­rt.“Auf der Pressekonf­erenz nach dem Spiel stärkte S04-Manager Christian Heidel Trainer Tedesco den Rücken. Die Frage nach einer Entlassung „stellt sich nicht“, so Heidel.

Für Bayer geht es am Samstag mit einem Heimspiel gegen Hertha (15.30 Uhr) weiter, Schalke ist zeitgleich beim VfB Stuttgart gefordert.

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FOTOS (2): DPA Schalkes Nabil Bentaleb schaut fragend drein. Im Hintergrun­d jubeln die Leverkusen­er Spieler.
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Die Choreograp­hie der S04Fans im Zeichen der Steinkohle: Am 21. Dezember wird im Ruhrgebiet die letzte Zeche geschlosse­n.

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