Bayer verdirbt Schalkes Kohle-Abschied
Mit 2:1 gewinnt Leverkusen an einem Abend auf Schalke, der im Zeichen der letzten Zechenschließung stand.
GELSENKIRCHEN Der FC Schalke und Bayer Leverkusen sind in dieser Saison Leidensgenossen. International haben beide Teams in ihren jeweiligen Wettbewerben die Gruppenphase überstanden und auch im DFB-Pokal überwintern sowohl der Revier- als auch der Werksklub. In der Liga jedoch hinken beide Mannschaften den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Das sorgt für Frust auf beiden Seiten. Nach dem 2:1 (2:1)-Auswärtssieg am Mittwochabend „auf Schalke“dürfen nun zumindest die Leverkusener Anhänger mal wieder auf eine Trendwende hoffen.
Das Duell der Enttäuschten stand zunächst ganz im Zeichen des Abschieds vom Steinkohle-Bergbau. Die Königsblauen liefen dank einer Sondergenehmigung der Deutschen Fußball Liga in Trikots mit verschiedenen Zechenmotiven auf. Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies nahm vor dem Anpfiff symbolträchtig vom Vorsitzenden der Ruhrkohle AG, Peter Schrimpf, ein Grubenlicht entgegen. „Wir bleiben den Bergleuten und dem Bergbau treu“, versprach Tönnies. Das Steigerlied wurde zudem wohl selten zuvor derart inbrünstig wie an diesem Abend gesungen.
Leverkusen zeigte sich von der emotional aufgeladenen Stimmung in der mit 61.548 Zuschauern nur beinahe ausverkauften Arena vergleichsweise unbeeindruckt. Die Werkself war anfangs darauf bedacht, kein Gegentor zu kassieren, und schlug dann eiskalt zu. Nach einigen eher harmlosen Versuchen der Schalker wurde das Team des angezählten Bayer-Trainers Heiko Herrlich erstmals selbst offensiv. Dominik Kohr nahm Benjamin Stambouli in zentraler Position den Ball ab, lief allein auf das Tor von Ralf Fährmann zu – und schoss vorbei (20.). Nur drei Minuten später durften die Leverkusener dann trotzdem jubeln: Aleksandar Dragovic tunnelte den Schalker Torwart per Abstauber zur 1:0-Führung, nachdem Leon Bailey zuvor den Pfosten getroffen
Schalke: Fährmann - Stambouli, Salif Sané, Nastasic - D. Caligiuri, McKennie, N. Bentaleb (54. Serdar), Oczipka - Schöpf, Wright (54. Skrzybski), Harit.
Leverkusen: Hradecky - Weiser, Tah, Dragovic (60. Jedvaj), Wendell - Kohr, Baumgartlinger - Bellarabi (89. Bender), Havertz, Bailey - Alario.
Zuschauer: 61.548
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach).
Tore: 0:1 Dragovic (26.), 0:2 Alario (35.), 1:2 Wright (45.+2)
Gelbe Karten: Harit, Stambouli, Serdar, McKennie / Bellarabi, Baumgartlinger, Hradecky. hatte. Die Freude über das Tor kam jedoch etwas verzögert, da Schiedsrichter Deniz Aytekin zunächst auf Abseits entschieden hatte, ehe der Video-Assistent korrigierend eingriff.
Die Gäste aus dem Rheinland witterten nun ihre Chance, bei den verunsichert wirkenden Schalkern den dritten Auswärtssieg der Spielzeit zu erzielen und bauten die Führung in der 35. Minute aus. Nach einer Flanke von Wendell kam der Argentinier Lucas Alario im Strafraum der Hausherren an den Ball, stoppte das Spielgerät gekonnt mit der Brust, drehte sich und zog direkt ab. Der Schuss kam zwar hart, aber wenig platziert. Torwart Fährmann griff dennoch daneben.
Dass die Leverkusener Werkself dennoch leicht frustriert in die Halbzeitpause ging, lag am Anschlusstreffer der Hausherren kurz vor dem Pausenpfiff. Haji Wright hatte nach einem Eckball das zu diesem Zeitpunkt überraschende 1:2 für die Elf von Schalke-Coach Domenico Tedesco erzielt.
Im zweiten Spielabschnitt wurde es dann ruppiger auf dem Rasen. Der Unparteiische Aytekin hatte viel zu damit zu tun, die erhitzten Gemüter der Profis zu beruhigen. Schalke war sichtlich darum bemüht, den Ausgleich zu erzielen, kam jedoch nur selten in aussichtsreiche Positionen. Ließ die nun noch tiefer stehende Werkself doch etwas zu, versagten den eingewechselten Steven Skrzybski (68.) undYevhen Konoplyanka (73.) im Abschluss die Nerven. Die Schlussoffensive der Hausherren endete erfolglos. Bayers Kapitän Julian Baumgartlinger sagte bei „Sky“:„Wir waren extrem fokussiert und wollten uns von dem Drumherum nicht beeinflussen lassen. Das hat funktioniert.“Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel stärkte S04-Manager Christian Heidel Trainer Tedesco den Rücken. Die Frage nach einer Entlassung „stellt sich nicht“, so Heidel.
Für Bayer geht es am Samstag mit einem Heimspiel gegen Hertha (15.30 Uhr) weiter, Schalke ist zeitgleich beim VfB Stuttgart gefordert.