Mountainbike-Sperren im Wald
Ein Mountainbikefahrer (62) verunglückte tödlich im Reichswald bei Goch, ein Junge verletzte sich schwer beim Mountainbiken in Kleve. Im Tiergartenwald wurden jetzt Sperren aufgestellt. Eine legale Strecke betreibt der Emmericher Verein Eintracht 09/20.
KLEVE/EMMERICH Der Spaß ist gefährlich, die Strecken oft illegal, die Regeln sind einfach: Wer am schnellsten unten ist, gewinnt. Ein Freizeitvertreib mit Nervenkitzel-Garantie – und Unfallpotenzial: Im Reichswald zwischen Kranenburg, Goch und niederländischer Grenze verunglückte ein 62-jähriger Mountainbikefahrer tödlich, in Kleve verletzte sich auf einer Mountainbikestrecke ein Junge schwer. Im Wald ist nur auf Waldwegen das Fahrradfahren gestattet – nicht aber dort, wo der Nervenkitzel garantiert ist: abseits der Strecke.
Nicht abseits der Strecke windet sich der Schlangenweg im Tiergartenwald von der Adolfsschlucht hin- unter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Vor acht Jahren hat der Forst die Serpentinen zusammen mit dem Theodor-Brauer-Haus saniert, nachdem Rainer Hoymann vom Klevischen Verein auf den schlechten Zustand des Wegs aufmerksam gemacht hatte. Jetzt hat Förster Joachim Böhmer Sperren an den Spitzkehren der Serpentinen aufstellen müssen: Mountainbiker nutzten die Spitzenkehren, um „downhill“den Berg hinunter zu brettern. Ein Freizeitspaß, der die Wege zerstört. „Der Tiergartenwald ist nicht nur Forst, er ist in Teilen auch Denkmal. Auf jeden Fall ist der Tiergartenwald nichts für Mountainbiker“, sagt der Förster. Ohne den Einbau der Sperren wäre die Substanz der Wege stark gefährdet.
Grundsätzlich habe der Forst aber im Tiergartenwald keine großen Probleme mit illegalen „Downhill“-Strecken. Die seien vor allem im südwestlichen Teil des Reichswaldes. „Bei Grafwegen ist da richtig was los“, sagt Böhmer. Das Biken sei inzwischen ein beliebter Freizeitsport geworden. Mit all dem dazu gehörigen Konfliktpotenzial, wenn Spaziergänger, Reiter und Mountainbiker aufeinandertreffen. „Es gibt immer wieder Beschwerden“, sagt Böhmer. Der Förster ist froh, dass es in Kleve einen legalen Mountainbike-Parcour am Aussichtsturm gibt. Nachdem sich der dafür verantwortliche Klever Verein Ende 2017 aufgelöst hatte, wurden sich Stadt, Forst und der Verein Eintracht Emmerich 09/20 über einen Mountainbike-Parcour einig. Seit einigen Tagen hängen auch Hinweisschilder, die vor der „gefährliche Moutainbikestrecke“warnen.
„Die Verkehrssicherung an der Fahrstrecke und den Anlagen sowie die Kontrolle und die Unterhaltung obliegen demVerein“, sagt Jörg Boltersdorf, Sprecher der Stadt Kleve. Der Verein habe sich verpflichtet, eine Haftpflichtversicherung für Personen und Sachschäden abzuschließen. Auch sei, so Boltersdorf, die Nutzung der Mountainbikestrecke nurVereinsmitgliedern von Eintracht Emmerich gestattet. Tatsäch- lich ist die Strecke mit ihren neuen Bauten – wie einer abenteuerlichen Steilwand – offen zugänglich.
Offen ist auch der Auslauf der Abfahrt – er mündet auf der Kreuzung zweier Wanderwege: die nutzen die Mountainbiker als Brems- und Auslauf. „Das ist eine Konfliktstelle. Wenn sich die Beschwerden häufen, müssen wir eingreifen“, sagt Böhmer. Der Verein sei verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass es dort nicht zu Problemen kommt. Und wenn es dort zu Unfällen kommt? „Dann ist der Betreiber, also der Verein, verantwortlich“, so Böhmer.