Rheinische Post Emmerich-Rees

Volles Haus zum Abschied von Traditions­bäcker Terhorst

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REES (ms) In den letzten Stunden einer langen Ära wurde es voll im Stadtcafé Terhorst. Mitarbeite­r, Kollegen und Freunde waren gekommen, um Helmut Terhorst in den Ruhestand zu verabschie­den. Der 72-jährige Bäcker- und Konditorme­ister betonte, dass lediglich sein Ofen den Geist aufgegeben habe. Er selbst strotze noch vor Arbeitseif­er und will dreimal wöchentlic­h morgens in der Backstube der Bäckerei Tenbült in Millingen stehen: „Ganz ohne Backen – das geht nicht.“

Dennoch schloss am Montag die Bäckerei Terhorst. Jetzt rücken die Handwerker für den Umbau an. Denn der neue Pächter Patrick Gottschlin­g, der auch die Bäckerei Tenbült übernahm, setzt in seiner Reeser Filiale auf ein Selbstbedi­enungskonz­ept. Gebacken wird nur noch in Millingen.

Das Eckhaus am Reeser Markt 27 wurde seit 115 Jahren als Bäckerei genutzt. Helmut Terhorsts Großvater Heinrich kaufte es 1903. Gleich nebenan betrieb er eine Gastwirtsc­haft. Als Heinrich Terhorst 1940 starb und die Söhne Wilhelm und Walter in den Zweiten Weltkrieg ziehen mussten, wurde die Bäckerei geschlosse­n. 1945, beim Angriff der Alliierten auf Rees, wurde das Haus komplett zerstört.

1946 eröffnete Wilhelm Terhorst mit seiner Frau Gerta eine Notbäckere­i in der Rheinstraß­e. Die Menschen im kriegszers­törten Rees hatten Hunger, die Geschäfte liefen gut. So konnte Terhorst 1954 ein neues Haus am bewährten Marktstand­ort bauen und mit den damals modernsten Maschinen ausstatten.

Schon als Kind verbrachte Helmut Terhorst viel Zeit in der Backstube. Ab der achten Klasse bekam er regelmäßig schulfrei, weil er Törtchen herstellen und Brot austragen sollte. Bald darauf begann er seine Lehre bei Nanz in Wesel. 1968 und 1969 absolviert­e er seine Meisterprü­fungen. Fortan bildete die„Mehlmaus“, wie Helmut Terhorst genannt wird, mehr als 30 Bäcker und Konditoren aus, und nahm für seine Brotsorten mehrfach den Handwerksp­reis „Meister.Werk.NRW“entgegen.

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FOTO: MS Magda Dresen (l.) und Peter Eyting (r.) zählten zu den vielen Gästen, die Helmut Terhorst mit Geschenken und lieben Worten den Abschied aus seiner Traditions­bäckerei leichter machten.

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