Rheinische Post Emmerich-Rees

Eisenbichl­er fehlen 22 Zentimeter zum Sieg

Beim Auftaktspr­ingen der Vierschanz­entournee springt der Allgäuer Markus Eisenbichl­er auf einen starken zweiten Platz und landet knapp hinter dem Favoriten Ryoyu Kobayashi. Andreas Wellinger verpasst den zweiten Durchgang.

- VON ERIK ROOS UND CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

OBERSTDORF (sid) Markus Eisenbichl­er brüllte vor Freude, auf der Tribüne feierten 25.000 Fans ihren „Super-Adler“: Mit einem furiosen zweiten Platz hat der Allgäuer in Oberstdorf einen Traumstart in die 67. Vierschanz­entournee erwischt. „Die Tournee, und dann das erste Podest in der Saison - das ist einfach ein geiles Gefühl. Ich bin gerade ein bisschen emotional“, sagte der WM-Dritte, dem umgerechne­t nur 22 Zentimeter auf den Tagessiege­r Ryoyu Kobayashi fehlten.

Während Andreas Wellinger und Severin Freund am Schattenbe­rg ein Desaster erlebten und den zweiten Durchgang verpassten, hielt Eisenbichl­er den Traum vom ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor 17 Jahren am Leben. „Ich bleibe ganz entspannt. Ich weiß, dass ich in einer guten Form bin“, sagte der von seinen Kollegen nur „Eisei“genannte Topflieger, der ganz nebenbei das beste Ergebnis seiner Karriere einstellte.

Vor 25.500 Zuschauern segelte Eisenbichl­er auf 133,0 und 129,0 Meter, mit 281,9 Punkten lag er direkt hinter Weltcup-Spitzenrei­ter Kobayashi aus Japan (282,3). „Ich freue mich riesig für Markus. Am Schluss war es ein Nervenspie­l. Markus hat das Potenzial zu gewinnen. Jetzt kommen Schanzen, wo er im Schlaf springen kann“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster.

Dritter wurde Doppel-Weltmeiste­r Stefan Kraft aus Österreich (280,5), direkt dahinter folgte der Norweger Andreas Stjernen (278,2). Titelverte­idiger Kamil Stoch (Polen/267,6), der die vorherigen fünf Tournee-Springen allesamt gewonnen hatte, musste sich mit dem achten Rang begnügen.

Die übrigen DSV-Adler blieben hinter den Erwartunge­n zurück. Lokalmatad­or und Geheimfavo­rit Karl Geiger kam zwei Wochen nach seinem Sieg in Engelberg als zweitbeste­r Deutscher auf Rang zwölf, direkt vor Stephan Leyhe (Willingen). Richard Freitag (Aue), im vergangene­n Jahr Zweiter in Oberstdorf, landete auf Rang 16.

Eine große Enttäuschu­ng gab es für die Team-Olympiasie­ger Wellinger (Ruhpolding) und Freund (Rastbüchl), für die das Springen vorzeitig beendet war. Vor allem für Wellinger war Rang 39 eine herbe Enttäuschu­ng. „Das muss ich erst einmal sacken lassen, so etwas macht keinen Spaß. Die Kopfnuss für den Scheiß habe ich mit selbst gegeben“, sagte Wellinger.

Enttäuscht war auch Freund, obwohl von dem Ex-Weltmeiste­r nach langerVerl­etzungspau­se keineWunde­rdinge zu erwarten gewesen waren. „Das war eine ganz schlechte Leistung, schade. So einen Tag wie heute hätte ich mir nicht gewünscht“, sagte der 30-Jährige nach Rang 36. Freund hatte 2015 am Schattenbe­rg für den bislang letzten deutschen Tournee-Tagessieg gesorgt. Punkte sammelten auch deutscher Sicht immerhin David Siegel (Baiersbron­n/17.), Pius Paschke (Kiefersfel­den/21.) und Constantin Schmid (Oberaudorf/24.).

Sieger Kobayashi sollte sich derweil nicht in Sicherheit wiegen, zu oft stürzten die Oberstdorf-Sieger am Ende noch ab: Seit 1993 brachten nur 15 von 25 Springern ihre am Schattenbe­rg eroberte Führung in der Gesamtwert­ung bis nach Bischofsho­fen.

Zeit zum Durchschna­ufen bleibt Eisenbichl­er, Geiger, Freitag und Co. derweil nicht. Wie schon im Vorjahr gibt es zwischen Oberstdorf und Garmisch-Partenkirc­hen keinen Ruhetag. Knapp 20 Stunden nach dem Auftakt geht es schon am Montag auf der Olympiasch­anze von 1936 (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) mit der Qualifikat­ion zum Neujahrssp­ringen weiter.

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FOTO: DPA In Oberstdorf hat Markus Eisenbichl­er allen Grund zur Freude. Er springt auf den starken zweiten Platz.

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