Rheinische Post Emmerich-Rees

„Das Vertrauen nicht enttäusche­n“

Im Januar tritt Heinzgerd Schott bei der Lebenshilf­e die Nachfolge von Werner Esser an.

- (HA)

Als Vorsitzend­er der Lebenshilf­e kommt ein ehrenamtli­cher FullTime-Job auf Sie zu.

Heinzgerd Schott Als Schulleite­r und CDU-Stadtverba­ndsvorsitz­ender in Wesel hatte ich tatsächlic­h einen Full-Time-Job. Doch jetzt, ohne berufliche Verpflicht­ungen, kann ich mir die Zeiten besser einteilen. Eine Aufgabe zu haben, ist für mich etwas sehr Positives.WieWerner Esser schon im Rückblick zu seinem Vorsitz sagte: ,Es hat mir etwas gegeben.’ Ich werde ein- bis zweimal in der Woche in Rees sein und natürlich auch repräsenta­tive Aufgaben wahrnehmen, wie jetzt der Besuch der drei Nikolausbä­lle.

Wie kam der Kontakt zur Lebenshilf­e zustande?

Schott Unser Sohn Tim, der jetzt 32 Jahre alt ist, hat ein Handicap. Mit Hilfe der Lebenshilf­e hat er heute einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz bei der Gemeinde Alpen. In Rees spielte er immer gerne Fußball und bei Turnieren haben wir uns als Eltern eingebrach­t. Eddi Irro, der gute Geist im Reeser Behinderte­nsport, hat mich dann gefragt, ob ich im Organisati­onsteam mitarbeite­n möchte. Das mache ich seit rund sechs Jahren, organisier­e und moderiere Turniere. Bei einem die- ser Spiele hat michWerner Esser zur Seite genommen.

Um Sie dann in den Vorstand zu holen?

Schott Genau, das war 2016, im darauffolg­enden Jahr trug er mir die Bitte vor, seine Nachfolge anzutreten. Ich bat darum, mir noch ein Jahr Zeit zu geben, um mich in die vielen Details der Aufgabe einzuarbei­ten.

Nicht nur Sie sind neu bei der Lebenshilf­e, sondern auch die Geschäftsf­ührer.

Schott Ja, Verena Birnbacher hat 13 Jahre die Lebenshilf­e nach vorne gebracht und viele neue Ideen entwickelt und Impulse gesetzt. Ich hätte mir gewünscht, dass sie geblieben wäre, um gemeinsam mit Herrn Töller die nun sehr große Lebenshilf­e zu führen. Doch sie wollte sich mit 50 Jahren noch einmal verändern. Das habe ich sehr bedauert.

Was bedeutet der Vorsitz für Sie?

Schott Es ist eine große Verantwort­ung, vor der ich gehörigen Respekt habe. Würde man die Arbeit der Lebenshilf­e in der Sprache des Einzelhand­els benennen, würde man vom Vollsortim­enter sprechen. Beginnend im Kindergart­en bis ins Rentenalte­r begleitet sie die Menschen mit Handicap. Aber ich habe eine kompetente Riege von Hauptamtli­chen mit zwei Geschäftsf­ührern und einen Vorstand mit viel Erfahrung an meiner Seite, die mir helfen, den guten Weg fortzusetz­en.

Meinen Sie mit Verantwort­ung die hohen Umsätze der Lebenshilf­e?

Schott Ein Umsatz von 52 Millionen Euro der beiden GmbHs und des Vereins ist schon eine Hausnummer. Aber noch größer ist die Verantwort­ung für die Menschen, die nie in der Lage sein werden, ihr Leben ganz selbststän­dig zu meis- tern, die immer auf Hilfe angewiesen sind. Immerhin betreuen wir rund 900 Menschen mit Handicap.

Durch Ihren Sohn ist Ihnen der Umgang mit Menschen mit Handicap vertraut.

Schott Betroffenh­eit hilft nicht nur, Betroffenh­eit schafft Erwartunge­n. Eltern können viel leisten und sind im ständigen Kontakt mit dem Kind, aber irgendwann ist die Zeit und die Kraft am Ende. Als Lebenshilf­e haben wir die soziale Verantwort­ung, den Menschen mit Handicap eine Gemeinscha­ft und ein Zuhause zu geben. Und es ist ganz wichtig, dass sie Empathie erfahren. Die Menschen sind sehr offen und haben oft ein grenzenlos­esVertraue­n, das darf man nicht enttäusche­n. Persönlich­e Zuwendung ist da ganz wichtig und dafür sind die Menschen dankbar.

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FOTO: WEISSENFEL­S Heinzgerd Schott ist neuer Vorstandsv­orsitzende­r der Lebenshilf­e Unterer Niederrhei­n.

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