100 Jahre Sachlichkeit
Das Bauhaus gab es nur 14 Jahre, doch die berühmte Kunstschule hat mit ihren fortschrittlichen Konzepten die Moderne weltweit geprägt. Jetzt wird 100. Geburtstag gefeiert.
BERLIN (dpa) 1919 gründete der Architekt Walter Gropius in Weimar das „Staatliche Bauhaus“. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs wollte er mit einer neuen Gestaltung alltäglicher Dinge einen anderen modernen Menschen prägen. 1925 zog die Hochschule unter politischem Druck nach Dessau um, 1932 nach Berlin. Dort wurde sie kaum ein Jahr später von den Nazis geschlossen.
Unter dem Titel „Die Welt neu denken“erinnern im kommenden Jahr deutschlandweit mehr als 500 Veranstaltungen an die Gründung der einflussreichen Talentschmiede vor 100 Jahren. Elf Länder, der Bund und die drei Bauhaus-Institutionen in Weimar, Dessau und Berlin haben sich für das Jubiläumsjahr zusammengeschlossen: www. bauhaus100.de.
Eröffnungsfestival vom 16. bis 24. Januar in der Akademie der Künste am Hanseatenweg, Berlin:
Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geht es mit Musik und Theater, Tanz und Film, Vorträgen undWorkshops vor allem um Begegnungen mit der berühmten Bauhausbühne. Insgesamt sind mehr als 25 Produktionen von mehr als 100 Künstlern aus aller Welt zu erleben, darunter zehn Uraufführungen. Besonderer Höhepunkt ist die Virtual Reality Installation „Das Totale Tanz Theater“des amerikanischen Star-Choreographen Richard Siegal mit Musik der Einstürzenden Neubauten.
Bauhaus in aller Welt Abschluss eines internationalen Ausstellungsund Forschungsprojekts vom 15. März bis 10. Juni im Haus der Kulturen der Welt, Berlin:
Eine große Gesamtschau geht so umfangreich wie noch nie dem weltweiten Einfluss des Bauhauses bis in die Gegenwart nach. Unter dem Titel „bauhaus imaginista“liefen dafür seit dem vergangenen Frühjahr an namhaften Museen in Japan, China, Russland und Brasilien Ausstellungsprojekte. In Indien, den USA, Marokko und Nigeria gab es ergänzende Workshops und Symposien. Die Ergebnisse werden in Berlin zusammengeführt und mit einem Kapitel zur experimentellen Arbeit des Bauhauses ergänzt.
Ursprüngein Weimar Jubiläumsausstellung der Klassik Stiftung Weimar vom 6. April 2019 bis 1. April 2029:
Der legendäre Bauhaus-Gründer Gropius hatte schon 1925 eine Sammlung von 160 Werkstattarbeiten angelegt, die besonders für die Handschrift der Schule standen. Sie ist mittlerweile auf 13.000 Objekte angewachsen. Dazu zählen etwa die berühmte Teekanne von Marianne Brandt, der Lattenstuhl von Marcel Breuer und Paul Klees Gemälde „Wasserpark im Herbst“. Die Klassik Stiftung Weimar zeigt zur Eröffnung ihres neuen Museums neben den Design-Klassikern auch viele bislang nicht gesehene Zeitdokumente. Das neue Haus soll zu einem Ort der Begegnung, Offenheit und Diskussion werden.
Ausden Archiven Jubiläumsausstellung des Berliner Bauhaus-Archivs vom 6. September 2019 bis 27. Januar 2020, in der Berlinischen Galerie:
Anders als in Weimar und Dessau steht in Berlin der Neubau für das Museum noch in weiter Ferne – erst für 2023 ist die Eröffnung geplant. Deshalb ist die große Geburtstagsschau im Landesmuseum Berlinische Galerie zu Gast. Zu den Schwerpunkten „Schule machen“, „Geschichte schreiben“und „Iko- ne werden“soll Berühmtes und Bekanntes,Vergessenes undWiedergefundenes aus dem weltweit größten Bauhaus-Archiv gezeigt werden, dazu gibt es besondere Leihgaben aus internationalen Sammlungen.
Die Schule als Versuchsstätte Jubiläumsausstellung der Stiftung Bauhaus Dessau, ab 8. September 2019:
Mit der Eröffnung des neuen Bauhaus Museums in Dessau kann die rund 40.000 Exponate umfassende Sammlung erstmals in ihrer ganzen Vielfalt präsentiert werden. Die Ausstellung auf rund 1500 Quadratmetern Fläche soll vor allem zeigen, wie sehr Bauhaus-Objekte inzwischen selbstverständlich zum Lebensalltag gehören – angefangen von Schrifttypen über Möbel, Textilien und Tapeten bis hin zur Architektur. Das Haus kündigt eine „lebendige Auseinandersetzung“mit dem Bauhaus-Erbe bis ins 21. Jahrhundert an.
Triennale der Moderne Drei Architektur-Wochenenden in Weimar (26.9.–29.9.), Dessau (4.10.–6.10.) und Berlin (11.10.–13.10.):
Die 2013 gegründete Initiative Triennale der Moderne rückt die Architektur des Bauhauses in den Mittelpunkt – ausgehend von den Unesco-Welterbestätten in Berlin, Dessau und Weimar. Im Jubiläumsjahr steht sie unter der Schirmherrschaft des israelischen Botschafters Jeremy Issacharoff.Viele „Bauhäusler“waren unter dem Druck der Nazis nach Israel geflüchtet. In Tel Aviv entstand die sogenannte Weiße Stadt, die seit 2003 ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt. Bei der Triennale sollen zahlreiche Events die Verbindungen nach Israel deutlich machen. Das genaue Programm ist etwa ab Mai 2019 im Internet abrufbar.
40.000 Ausstellungsstücke
allein im neuen Bauhaus-Museum
in Dessau
100 Orte im ganzen Land Ganzjährig deutschlandweit:
Zum Jubiläumsjahr führt eine eigens geschaffene Route die Besucher durch 100 Jahre Geschichte zu 100 Orten quer durch die Republik. Die Adressen reichen von der unter Unesco-Schutz stehenden Weissenhofsiedlung in Stuttgart bis zur Siemensstadt in Berlin, von der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe bis zu dem wegen seines Schalendachs bekannten „Teepott“in Warnemünde, von der Zeche Zollverein Essen bis zum Deutschen Hygienemuseum in Dresden. Eine interaktive Website soll ab April für leichtere Orientierung sorgen. Zudem planen viele Bundesländer eigene Programme. Das für NRW findet sich hier: www.bauhaus100-im-westen.de