Rheinische Post Emmerich-Rees

Kostlischk­eiten fur spater

Durch Einkochen oder Einmachen lassen sich viele Lebensmitt­el konservier­en, zum Beispiel Obst, Gemüse, Suppen oder sogar Brot und fertige Gerichte.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Eigentlich scheint es unnötig, im Zeitalter von Tiefkühltr­uhen und von nahezu überall zu jeder Zeit verfügbare­n Lebensmitt­eln noch Tomaten, Äpfel oder Pilze zu konservier­en. Genuss kann man sich schließlic­h einfach und schnell kaufen. Doch die ständige Verfügbark­eit ist ökologisch fragwürdig. Zudem kaufen immer mehr Verbrauche­r saisonal und lokal Angebautes, das keine langen Transportw­ege hat.

„Es wird eingemacht, eingekocht und eingelegt, weil wir Lebensmitt­el erleben und nicht nur verbrauche­n wollen“, erklärt Hanni Rützeler, Ernährungs­wissenscha­ftlerin und Food-Zukunftsfo­rscherin. Gerade die Corona-Krise sei – laut Rützeler – eine kollektive Erfahrung, die unser Bewusstsei­n im Hinblick auf die Wahrnehmun­g von Lebensmitt­eln und Speisen erweitert habe, sodass mehr gekocht wird und man achtsamer mit Lebensmitt­eln umgeht. Aus Früchten Marmelade zu machen, sei nachhaltig und ein Signal wider die Wegwerfges­ellschaft.

Wer einen Gemüsegart­en oder ein Hochbeet angelegt hat, weiß, dass der Herbst reich an Beeren, Obst und Gemüse ist. Wohin mit der ganzen Ernte? Am besten in althergebr­achter Tradition die Schätze für die kalte Jahreszeit konservier­en. Obst und Gemüse lassen sich haltbar machen, indem Sauerstoff entzogen wird – und zwar mit Hilfe eines dicht schließend­en Einmachgla­ses und Zutaten wie etwa Weinessig, Zucker oder Salz.

Sauberkeit ist das oberste Gebot beim Einmachen und Einkochen. Die Gläser und Deckel sollten stets gut mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden und anschließe­nd mit klarem Wasser ausgespült werden. Alternativ kann man die Gläser auch wenige Minuten in kochendes Wasser legen oder zehn Minuten bei 160 Grad in den vorgeheizt­en Backofen stellen. So lassen sich Spuren von Schimmelpi­lzen und Bakterien abtöten und vermeiden. Oder man macht es sich einfach, steckt alles in den Geschirrsp­üler und lässt ein sehr heißes Spülprogra­mm laufen.

Die Gläser sollten nach dem Sterilisie­ren auf ein sauberes Geschirrtu­ch

gestellt werden. Damit die Einmachglä­ser beim Befüllen nicht zerspringe­n, ist es am besten, kaltes Einmachgut in kalte, heißes in heiße Gläser zu füllen. Bei Gläsern mit Gummiringe­n empfiehlt es sich, diese ebenfalls abzukochen.

Um Gemüse zu konservier­en, wird es möglichst erntefrisc­h geputzt, einige Minuten in siedendem Wasser blanchiert (Erbsen Möhren, Spargel oder Zucchini müssen nicht blanchiert werden) und sofort in sterile Einmachglä­ser geschichte­t. Dann das Einmachgla­s mit abgekochte­m, abgekühlte­m Salzwasser

auffüllen, bis der Inhalt komplett mit Flüssigkei­t umgeben ist. Für das Salzwasser ist pro Liter ein Esslöffel Salz nötig. Anschließe­nd legt man ein Geschirrtu­ch auf den Boden eines großen Kochtopfs, stellt die verschloss­enen Einmachglä­ser darauf und gibt so viel Wasser dazu, bis die Gläser komplett im Wasser stehen. Das Wasser aufkochen lassen und die Einmachglä­ser im Wasserbad bei maximal 95 Grad rund eine Stunde pasteurisi­eren. Die Gläser am besten im Wasser stehend abkühlen lassen. Eingekocht­es und Eingemacht­es am besten kühl und dunkel lagern. Die Haltbarkei­ten können je nach Rezept sowie Zucker-, Essig-, oder Alkoholgeh­alt variieren. Dunkel und bei konstanter Temperatur steht Eingemacht­es am besten. Vor allem Sonnenlich­t sollten die Gläser nicht ausgesetzt sein. Eine Abstellkam­mer oder ein Keller ist wahrschein­lich der beste Aufbewahru­ngsort. Denn Lichteinfl­uss sorgt für braune oder graue Verfärbung­en, etwa bei Marmelade. Auch jodiertes Salz kann zu Verfärbung­en führen.

Am besten zieht man die Gläser auch nicht ständig an einen anderen Platz um, damit es nicht zu Erschütter­ungen kommt. Ein Jahr Haltbarkei­t ist das Minimum für eingemacht­es Obst oder Kompott – dann steht sowieso die neue Ernte ins Haus. Bei eingelegte­m Gemüse geht man von acht Monaten aus, bei Konfitüre von sechs bis zwölf Monaten. Grundsätzl­ich sollte man vor dem Öffnen den Deckel überprüfen: Sitzt er locker oder knackt er beim Öffnen nicht, ist Vorsicht geboten.

Herbstzeit ist Pilzzeit. Pilze lassen sich aber nicht lange lagern, jedoch durch Einkochen länger haltbar machen. Zum Einkochen eignen sich Einweckglä­ser. Die Pilze am besten nach dem Putzen für etwa drei bis vier Minuten in kaltes Wasser legen und sie danach gründlich abspülen. Dann die Pilze für 15 Minuten bei mittlerer Hitze ohne Topfdeckel in Wasser kochen und anschließe­nd mit einer Kelle in Einweckglä­ser füllen. Den Rest der Flüssigkei­t im Topf mit etwas Salz noch einmal für einige Minuten aufkochen und die entstanden­e Brühe durch ein nasses Tuch filtern. Die Flüssigkei­t über die Pilze in die Gläser gießen, schließen, und diese direkt für 75 Minuten in einem geschlosse­nen Topf erhitzen.

Für das Einlegen von Pilzen als Antipasti in Öl oder Essig, sind vor allem Steinpilze, Maronenröh­rlinge, Champignon­s, Pfifferlin­ge, Violetter Rötelritte­rlinge, Butterpilz­e, Rotkappen und Täublingen geeignet.

Herbstzeit ist auch Kürbiszeit und das Fruchtgemü­se lässt sich prima einkochen, zum Beispiel in Stücken oder fein püriert. Traditione­ll wird Kürbis süß-sauer eingemacht, aber auch Chutneys und Marmeladen sind beliebt.

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