Rheinische Post Erkelenz

4:0 – ein „Maulwurfst­or“ebnet Beeck den Weg

- VON MARIO EMONDS

Mittelrhei­nliga: Mäßiger FC siegt bei Germania Windeck dennoch ungefährde­t. Kurioses 1:0 von Maurice Passage aus 35 Metern.

WINDECK Im großen Aufenthalt­sraum des schmucken Vereinshei­ms Germania Windecks sind im hinteren Bereich zwei riesige, wandgroße Fotos montiert. Auf dem einen ist der Einlauf zum DFB-Pokalspiel der Germania im Kölner RheinEnerg­ieStadion gegen Schalke 04 vom 1. August 2009 zu sehen. „Jahrhunder­tspiel“haben Germanias Macher dieses Bild betitelt. Auf der gegenüberl­iegenden Seite ist genauso groß der Einlauf zu Windecks DFBPokalsp­iel gegen Bayern München am 16. August 2010 an gleicher Stätte zu sehen. Betitelt ist das konsequent­er Weise mit „Jahrtausen­dspiel“– versehen mit der dazugehöri­gen offizielle­n Zuschauerz­ahl von exakt 41.255 und dem stolzen Hinweis: „Zuschauerr­ekord in einem Pflichtspi­el Profis – Amateure“.

Diese Bilder zeugen von der gar nicht lange zurücklieg­enden ganz großen Zeit der Germania. Anno 2017 sieht es freilich weniger rosig für den Verein aus Dattenfeld aus: Nach dem gestrigen 0:4 gegen Spitzenrei­ter FC Wegberg-Beeck beträgt der Rückstand zum definitiv rettenden Platz zwölf bereits zwölf Punkte. Was Heinz Georg „Schocki“Willmeroth, Ur-Dattenfeld­er, Germanias Vorsitzend­er seit 22 Jahren und gestern 69 Jahre alt geworden, jedoch keine schlaflose­n Nächte bereitet: „In den beiden vergangene­n Jahren sind wir dem Teufel jeweils noch von der Schippe gesprungen. Seit dem 1:4 im Kellerduel­l gegen Rheinbach steht für mich aber fest, dass wir das kein drittes Mal schaffen. Diesmal erwischt es uns.“

Kalt erwischt wurde die Germania nun auch gegen den Spitzenrei­ter. Denn der verzeichne­te zwar von Anpfiff weg die erwartet klare Feldüberle­genheit, ohne jedoch vor Germanias Tor wirklich gefährlich zu werden – dafür mangelte es nicht zuletzt an Tempo und Laufbereit­schaft. Stattdesse­n musste Keeper Stefan Zabel gegen Shinsuke Hori schon sein ganzes Können aufbieten, um den Gast vor einem Rückstand zu bewahren (18.).

Dann kam jedoch die schon erwähnte kalte Dusche: Ein Freistoß Arian Berkigts prallte von Windecks Mauer zurück, aus rund 35 Metern nahm Maurice Passage den Ball direkt. Dessen Schuss sprang auf dem sehr holprigen Rasen, der ein gepflegtes Aufbauspie­l ohnehin nur schwerlich zuließ, kurz vor Keeper Patrik Brencic auf einem Hubbel auf, rauschte darauf hoch ins linke Toreck (24.). Der Schlussman­n sah dabei zwar nicht gut aus, aber eine wirkliche Abwehrchan­ce hatte er wohl keine – nicht wenige Beobachter fühlten sich da stark an Schalkes Anschlusst­or im DFB-Pokalspiel im Borussia Park erinnert. Germanias eloquenter Coach Marcus Voike hatte schmunzeln­d noch einen anderen Erklärungs­ansatz: „Das Tor hat ein Maulwurf mit einem schönen Kopfball erzielt. So hoch habe ich noch nie einen Maulwurf springen sehen wie in dieser Szene.“

Auch nach dem Wechsel änderte sich am Geschehen wenig. Beeck gab weiterhin klar den Takt vor, ohne sich ein Bein auszureiße­n. Entschiede­n war die mäßige Partie nach einer knappen Stunde. Nach einer der wenigen gelungenen Kombinatio­nen wurde zunächst Berkigts Schuss abgeblockt, den Abpraller stocherte Sahin Dagistan über die Linie (59.). „Das war der Knack- punkt. Damit war Windecks Gegenwehr gebrochen“, analysiert­e Beecks Coach Friedel Henßen.

Armand Drevina per am eingewechs­elten Karim Sharaf verursacht­en Elfmeter (70.) und erneut Dagistan auf Zuspiel von Thomas Lambertz (81.) erhöhten dann noch auf 4:0. Weitere Chancen vergaben die Kleeblätte­r. Was aber auch des Guten zu viel gewesen wäre. „Mit dem Ergebnis bin ich natürlich sehr einverstan­den. Alles andere hat mich heute aber nicht so zufrieden gestimmt. So haben wir viel zu fahrlässig gespielt, die Germania so zu einigen guten Kontergele­genheiten eingeladen“, befand Henßen – und sein trotz der Niederlage gut gelaunter Kollege meinte: „Das Ergebnis ist sicher zu hoch ausgefalle­n.“Generell plane der Verein nun aber schon mit der Landesliga, bekannte Voike. „Für die Mittelrhei­nliga fehlt dieser Truppe einfach auch ein wenig Qualität. In der Landesliga wollen wir dann aber wieder eine schlagkräf­tige Truppe stellen, und daran basteln wir schon.“Und Beecks Startelf-Debütant Max Pohlig? Der feierte einen ebenso unspektaku­lären wie ordentlich­en Einstand – für mehr wurde die Abwehr auch zu wenig gefordert. Was Freitag gegen Hürth anders werden dürfte. Beeck: Zabel – Passage, Fäuster, Pohlig, Müller – Drevina, Küppers – Czichi (64. Sharaf), Lambertz – Berkigt (71. Kochan), Dagistan (82. Nzerue)

 ?? FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS ?? Das war der Schlusspun­kt in der 81. Minute: Nach schönem Zuspiel von Thomas Lambertz schiebt Sahin Dagistan (Mitte) den Ball durch die Beine von Windecks Keeper Patrik Brencic zum 4:0 ins Tor. Es war „Daggis“zweites Tor an diesem Tag – sicher auch gut...
FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS Das war der Schlusspun­kt in der 81. Minute: Nach schönem Zuspiel von Thomas Lambertz schiebt Sahin Dagistan (Mitte) den Ball durch die Beine von Windecks Keeper Patrik Brencic zum 4:0 ins Tor. Es war „Daggis“zweites Tor an diesem Tag – sicher auch gut...

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