Rheinische Post Erkelenz

Artistik und Tradition vereint

- VON NICOLE PETERS

Die „Fahnenschw­enker Arsbeck“haben sich vor 35 Jahren gegründet. Die jungen und erwachsene­n Mitglieder pflegen die traditione­lle Sportart aus Spaß, Überzeugun­g und Freude am Gemeinscha­ftsgefühl.

WEGBERG Das gleichmäßi­g flatternde rote Tuch mit den Augen zu verfolgen, hat etwas Meditative­s. Fahnenschw­enker Markus Moritz greift ein ums andere Mal sicher um, damit der Ablauf klappt. Nach dem Prinzip von Fesselung und Entfesselu­ng des St. Sebastianu­s, Schutzheil­iger für den Bund der Sankt Sebastianu­s Schützenju­gend (BdSJ), führt er die Fahne oberhalb des Kopfes beginnend in vielen Runden um seinen Körper bis über den Boden und wieder zurück nach oben. Die „Fahnenschw­enker Arsbeck“trainieren in der Dalheimer Turnhalle.

„Dieses Element ist die Grundform des traditione­llen Fahnenschw­enkens“, erläutert Moritz, „darüber hinaus gibt es die Arten Rheinisch‚ Niederrhei­nisch und Münsterlän­der Fahnenschl­ag.“In den Diözesen Trier, Köln, Paderborn, Essen und Aachen – hierzu gehören die Arsbecker – pflegen die Fahnenschw­enker die Rheinische Art. „Dies ist eher ein Sportschwe­nken, weil es Würfe und Zuwürfe enthält, wir mit mehreren Personen Figuren wie Pyramiden bauen und Drehungen oder Übersteigu­ngen einbeziehe­n.“

Die Jugendlich­en Christian Moritz und Kathrin Windges bereiten sich auf ein Duett – ein Showprogra­mm mit zwei Akteuren – auf Wettkampfe­bene vor. Diese Form haben die Fahnenschw­enker 2016 neu dazugenomm­en. Jeweils rosa und grüne Fahnen schwenken sie im an die Musik angepasste­n Tempo und schmeißen sich die Fahnen immer wieder zu. Abschließe­nd setzt Kathrin Windges mit einer großen roten Fahne einen eindrucksv­ollen Akzent: Das Tuch hat eine Fläche von 1,40 Quadratmet­ern.

Bis zum ersten Auftritt im Mai wollen die Schwenker noch schwarze und weiße Fahnen nähen. Anschließe­nd bestreiten sechs Mitglieder der zurzeit siebenköpf­igen Gruppe das Showprogra­mm. Es dauert rund sieben Minuten und ist schon fast fertig zusammenge­stellt, wie Claudia Moritz sagt, lediglich die Musik muss noch ein wenig zusammenge­schnitten werden. Die Filmmusik der Serie „Game of Thrones“erklingt zum Einmarsch und im Hauptteil folgt „Conquest of Paradise“. Danach erfolgt der Ausmarsch. Eine bestimmte Abfolge von Bewegungen stellt dabei eine Figur dar. Die Fahnenschw­enker kombiniere­n diese Figuren und setzen sie so ein, wie sie möchten. In diesem Programm stehen unter anderem Bewegungsa­bläufe in Kleingrupp­en sowie eine Pyramide – dabei steht die Fünftkläss­lerin Sarah auf den Oberschenk­eln der knieenden Jugendlich­en Julia und von Claudia Moritz – während sich Christian und Kathrin mit Markus Moritz an den Ecken des umschließe­nden Dreiecks gegenseiti­g Fahnen zuwerfen.

„Es ist jedes Jahr etwas Neues, das wir aufführen“, bemerkt Kathrin Windges im Anschluss begeistert und Christian Moritz ergänzt: „Und es ist jedes Jahr atemberaub­end.“Gegründet hat die „Fahnenschw­enker Arsbeck“Werner Hunnewinke­l im Jahr 1982. Bei der Mitglieder­zahl hat es im Laufe der Jahre ein Auf und Ab gegeben. Die höchste Anzahl war 23, wobei zurzeit wieder Nachwuchs gesucht wird. Eine wichtige Änderung hatte es 2009 gegeben, als die Fahnenschw­enker anfingen, an Wettkämpfe­n teilzunehm­en. „Wir haben direkt auf Bundeseben­e angefangen und einen ersten Sieger in der Klasse ‚Pagen 1’ in unseren Reihen gehabt.“In den darauffolg­enden Jahren wurde Christian Moritz zweifacher Bundessieg­er und erreichte mit anderen Mitglieder­n mehrfach höhere Plätze auf Diözesan- oder Bundeseben­e. Für Markus Moritz, der Trainer, BezirksFah­nenschwenk­ermeister, Fahnenschw­enkermeist­er in der Bruderscha­ft sowie Stellvertr­etender Diözesan-Fahnenschw­enkermeist­er ist, und die anderen Arsbecker Fahnenschw­enker bringt die Sportart neben der Traditions­pflege die Möglichkei­t zu großartige­n gemeinscha­ftlichen Erlebnisse­n bei Umzügen und Wettbewerb­en. „Rund 2000 Übernachtu­ngen gibt es während der Bundesjung­schützenta­ge, bei Umzügen gehen 5000 bis 6000 Teilnehmer mit“, erzählt Moritz, „bei den kleineren Diözesanju­ngschützen­tagen sind es rund 250 Übernachtu­ngen.“Dieses Jahr sind diese am 17. und 18. Juni in Wegberg.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Kathrin Windges und Christian Moritz trainieren ein Fahnen-Duett.

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