Rheinische Post Erkelenz

Hilfe aus Gladbach für Schiffbrüc­hige

- VON MAXIMILIAN KRONE

Der europaweit tätige Verein „ Jugend rettet“ist nun auch mit einem Botschafte­r in Mönchengla­dbach vertreten. Die Organisati­on hilft Flüchtling­en in Seenot auf dem Mittelmeer. In Gladbach sind Info-Aktionen zum Thema geplant.

Manövrieru­nfähig vor der Küste Libyens, an Bord mehrere hundert Menschen: Zuletzt geriet die Hilfsorgan­isation „Jugend rettet“durch den Zwischenfa­ll ihres Schiffes Iuventa in die Schlagzeil­en. Das Schiff hat die Organisati­on vor gut einem Jahr gekauft, um in Seenot geratenen Menschen auf dem Mittelmeer zu helfen. Europaweit haben die Organisato­ren inzwischen ein Netzwerk aufgebaut, um auf die Situation der Geflüchtet­en vor den Küsten aufmerksam zu machen und Spenden für ihre Rettungsmi­ssionen zu sammeln. Zuletzt auch in Mönchengla­dbach.

Seit März gibt es in Pascal Eschweiler auch hier einen von europaweit 60 so genannten Botschafte­rn, die den Verein am Ort vertreten und über die Situation in der Mittelmeer-Region informiere­n. Der 22-Jährige hat bereits bei der Flüchtling­shilfe des Deutschen Roten Kreuzes gearbeitet und kennt sich in diesem Bereich aus. Durch ein Treffen mit anderen Mitglieder­n von „Jugend rettet“kam er zum Verein. „Wir wollen unsere Arbeit auch in Mönchengla­dbach bekannt machen und im besten Fall Spenden sammeln, um den Menschen auf dem Mittelmeer weiter helfen zu können“, sagt er.

Denn das sei weiterhin dringend notwendig. „Allein im vergangene­n Jahr haben wir mehr als 6500 geflüchtet­e Menschen aus dem Was- ser gerettet“, sagt Eschweiler. In diesem Jahr seien es bereits mehrere Hundert – ein Ende ist nicht in Sicht. Für den Rettungssa­nitäter kann das nicht so weiter gehen. „Europa sollte bei der Seenotrett­ung selber aktiv werden, statt diese Aufgabe privaten Organisati­onen zu überlassen.“

Die Europäisch­e Grenzschut­zagentur Frontex kritisiert­e indes die Arbeit privater Organisati­onen. Diese ermutigten Menschen zur Überfahrt über das Mittelmeer. „Damit sich die Menschen nicht weiter auf die gefährlich­e Reise über das Mittelmeer begeben, sollte die EU sich in den Herkunftsl­ändern engagieren und Fluchtursa­chen bekämpfen“, sagt Eschweiler. Auf der Internetse­ite des Vereins heißt es: „Mit unserer Iuventa machen wir das, was die Regierung nicht schafft – die Rettung von Menschen aus Seenot.“Mittelfris­tig sieht Eschweiler kein Ende der Einsätze von „Jugend rettet“. Die Zahlen sprächen für sich. Im Jahr 2016 sind nach Angaben der Organisati­on mindestens 4620 Menschen bei dem Versuch, über das Meer nach Europa zu gelangen, ums Leben gekommen.

Wie wichtig die Arbeit des Vereins sei, zeige auch kürzlich der Zwischenfa­ll, bei dem das Rettungssc­hiff der Organisati­on mit mehreren Hundert Geflüchtet­en selbst in Seenot geriet. Ohne den Einsatz von „Jugend rettet“wären diese Menschen vermutlich ertrunken, sagt der Botschafte­r des Vereins in Mönchengla­dbach.

Obwohl immer weniger Flüchtling­e Deutschlan­d erreichen, ist es für ihn daher wichtig, die prekäre Situation weiter anzusprech­en. Daher plant Pascal Eschweiler auch Aktionen in Mönchengla­dbach. „Wir planen für die kommenden Monate Infostände und haben unter anderem beim Minto angefragt, ob wir dort über unsere Arbeit informiere­n können“, sagt er. Auch eine Zusammenar­beit mit den Hochschule­n in der Region hält er für möglich. Wünschen würde der 22-Jährige sich für die Zukunft, dass das Infomateri­al von „Jugend rettet“auch in Shops in Gladbach ausliegt und sich Privatleut­e und Unternehme­n dazu bereiterkl­ären, die Arbeit der Hilfsorgan­isation zu unterstütz­en.

Derzeit zählt der Verein mehr als 1300 Unterstütz­er.

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FOTO: JULE MÜLLER Um auf dem Mittelmeer helfen zu können, kaufte die Hilfsorgan­isation im vergangene­n Jahr das Schiff Iuventa.
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FOTO: MAXK Pascal Eschweiler vertritt den Verein „Jugend rettet“in Gladbach.

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