Rheinische Post Erkelenz

H wie Hoffnungst­räger

- VON KARSTEN KELLERMANN

Raffael hofft auf eine baldige Rückkehr, eine Mini-Chance besteht für das Pokal-Halbfinale. Thorgan Hazard ist wohl näher dran, vielleicht auch Fabian Johnson. Und es gibt einen, der beim 2:3 gegen den BVB zumindest effektiv spielte: André Hahn.

Raffael lächelte. Es gehe ihm nach der Innenbandd­ehnung im Knie schon wieder ganz gut, verriet Borussias „Maestro“am Samstag vor dem Borussen-Derby. Dann machte er den Fans Hoffnung. „Vielleicht reicht es sogar für das Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt“, sagte der Brasiliane­r unserer Redaktion. Natürlich würde er sich das wünschen, so ein Spiel will kein Fußballer missen. Er würde am liebsten aktiv dazu beitragen, dass sein Traum wahr wird, das Pokalfinal­e in Berlin zu spielen, in der Hauptstadt, wo er so lange lebte, wo er sich so wohl fühlte, als er bei Hertha BSC war.

Dass Borussia ihn gut gebrauchen könnte, seine Ideen, seine Erfahrung, seine Torgefahr, das ist logisch. Raffael gehört, wie Thorgan Hazard, Fabian Johnson, Christoph Kramer und Tony Jantschke, die allesamt zuletzt fehlten, zu den Spielern, die „von elementare­r Bedeutung für uns sind“, wie es Sportdirek­tor Max Eberl gestern im Fußball-Talk „Doppelpass“sagte.

Borussia hat zwar einen breiten Kader, doch in der Spitze ist sie noch nicht so weit, wie vielleicht vermutet. Das ist eine Erkenntnis der Saison: Einige Spieler sind nicht zu ersetzen. Darum sagt Eberl: „Wir sind nicht so konstant und so stabil, wenn so viele wichtige Spieler wegbrechen.“

Eberl und Trainer Dieter Hecking sind dabei, den neuen Kader zu planen, um derlei Engpässe zu beheben. Sie sind wohl auf der Suche nach einem Cheftypen der Machart Granit Xhakas, einem Anführer und Strategen, einen, der „das Heft des Handelns in die Hand nimmt“. So sagte es Eberl. Für den Moment jedoch, für den Rest dieser Saison, müssen es allein die richten, die da sind – oder die, die bald zurückkehr­en.

Es gibt einige, die den H-Faktor haben, H wie Hoffnungst­räger.

Was Raffael angeht, ist es aber nur eine Miniatur-Hoffnung. Bei zehn, vielleicht 20, bestenfall­s 30 Prozent liegt die Wahrschein­lichkeit, dass er morgen mitwirken kann. „Aber es kann reichen, wenigstens für die Bank“, sagte er. Ein Raffael auf der Bank – das kann schon eine hilfreiche moralische Unterstütz­ung sein, das Wissen, ihn in der Hinterhand zu haben. Das kann dem eigenen Team Sicherheit geben und dem Gegner Respekt einflößen. Allerdings wird Hecking die Karte Raffael nur spielen, wenn er sich sicher ist, dass der 32-Jährige wirklich bereit ist, ansonsten ist das Risiko zu groß, dass wieder etwas passiert. Denn wenn nicht für das Halbfinale, so wird Raffael doch gebraucht für die restlichen Ligaspiele – und vielleicht ein Pokalfinal­e.

Es gibt andere, bei denen eine Rückkehr morgen wahrschein­licher ist. Hazard zum Beispiel. Der Belgier war schon für Samstag ein Thema, doch da reichte es noch nicht für den Kader. Er wäre eine Option für das Angriffsze­ntrum neben Lars Stindl oder für den Flügel, eventuell auch von der Bank aus als Joker. Auf dem Flügel könnte auch Johnson Dienst tun, wenn er nach seinem Muskelfase­rriss zurückkehr­t. Dass es klappen könnte beim Amerikaner, hatte Hecking schon in der vergangene­n Woche angedeutet. Johnson ist ein erfahrener Struktursp­ieler, der das Spiel auch mal beruhigen kann. Er hat aber seit Mitte März nicht mehr gespielt und muss erst wieder seinen Rhythmus finden. Christoph Kramer, wie Raffael in der Stabilisie­rungsphase unter Hecking ein wesentlich­er Teil der Mittel-Achse, wird noch nicht für das Frankfurt-Spiel infrage kommen, wenn, dann frühestens am Samstag in Mainz. Auch Tony Jantschke wird mit seiner Routine helfen, wenn er wieder dabei ist.

Heute ist das Abschlusst­raining, danach wird Hecking wissen, auf wen er gegen die Eintracht setzen kann. Wenn Raffael und Hazard noch keine Startelf-Optionen sind, könnte vorn erneut einer spielen, der am Samstag gegen den BVB als einer der wenigen Gladbacher einigermaß­en ertragreic­h arbeitete: André Hahn. Er spielte gedankensc­hnell den Pass auf Lars Stindl vor dem 1:1, später sorgte er für Druck auf die BVB-Abwehr und holte die Ecke damit heraus, in deren Anschluss das 2:1 fiel. Zwei Torschüsse, zwei Torschussv­orlagen – in beiden Kategorien war Hahn bester Gladbacher. Gerade gegen die durchweg robusten und kampfstark­en Frankfurte­r kann einer wie Hahn eine gute Wahl sein. Hahn wie Hoffnungst­räger?

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Ab durch die Mitte: Marcel Schmelzer und Sven Bender versperren André Hahn den Weg. Doch in der Folge rennen sich die beiden Dortmunder um, Hahn kommt noch zum Schuss, doch BVB-Keeper Roman Bürki klärt zur Ecke.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Ab durch die Mitte: Marcel Schmelzer und Sven Bender versperren André Hahn den Weg. Doch in der Folge rennen sich die beiden Dortmunder um, Hahn kommt noch zum Schuss, doch BVB-Keeper Roman Bürki klärt zur Ecke.

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