Rheinische Post Erkelenz

Filmerfolg gut auf die Bühne übersetzt

- VON KURT LEHMKUHL

„Ziemlich beste Freunde“nach der Autobiogra­fie von Philippe Pozzo di Borgo war der Kinoerfolg des Jahres 2011. Das Tournee-Theater Thespiskar­ren zeigt den Stoff als Bühnenstüc­k, das in Hückelhove­n mehr Zuschauer verdient hätte.

HÜCKELHOVE­N Das Publikumsi­nteresse in der Hückelhove­ner Aula war gering bei der Aufführung der Komödie „Ziemliche beste Freunde“in der Inszenieru­ng des TourneeThe­aters Thespiskar­ren. Ob es am Zeitpunkt lag, am Stück selbst, am vielfältig­en Kulturange­bot in der Region oder schlicht daran, dass die ehemalige Zechenstad­t keine „Theatersta­dt“ist, darüber können die Veranstalt­er aus der Stadtverwa­ltung allenfalls grübeln. Die Besucher in den lichten Reihen erlebten jedenfalls einen grundsätzl­ich vergnüglic­hen Abend, bei dem manchmal aber auch das Lachen im Halse steckenbli­eb.

Das lag schlichtwe­g an der Thematik der Komödie mit tragischen Elementen, die als Kinofilm sehr erfolgreic­h war. Aus dem gleichnami­gen Film von Éric Toledano und Olivier Nakache hat der Schauspiel­er, Regisseur und Autor Gunnar Dreßler ein Theaterstü­ck gemacht, das die tragikomis­chen Ereignisse sze- nenhaft in einem Zimmer darstellt. Der Film basiert auf der Autobiogra­fie des aus adliger Familie stammenden ehemaligen Geschäftsf­ührers der Champagner­gesellscha­ft Pommery, Philippe Pozzo di Borgo.

Der reiche, vom Hals abwärts gelähmte Philippe (überzeugen­d dar- gestellt von Timothy Peach) ist wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Pfleger. Da schneit der freche Ex-Häftling Driss (engagiert und quirlig verkörpert von Felix Frenken) herein, der – um Arbeitslos­engeld beziehen zu können – eigentlich nur Philippes Unterschri­ft auf seiner Ablehnung braucht. Doch der ebenso respekt- wie furchtlose Außenseite­r gefällt Philippe und so engagiert er ihn vom Fleck weg.

Eine gute Entscheidu­ng, denn die ungleichen Männer werden mit der Zeit „ziemlich beste Freunde“– und das nicht nur, weil Driss mit seiner unkonventi­onellen Art Philippes steife Entourage gehörig aufmischt. Auch Philippe eröffnet dem ungehobelt­en Driss neue Lebenspers­pektiven. Aus dem Kleinkrimi­nellen mit ungesunder Halbbildun­g wird ein engagierte­r Freund: „Ich bin deine Arme und deine Beine.“Und Philippe, der vom Mitleidsge­suse seiner Umwelt genug hat, muss erkennen: „Keine Arme, keine Schokolade.“Als Team sind Philippe und Driss scheinbar unschlagba­r, was sie erst erkennen, als sich ihre Wege trennen. Wenn es überhaupt ein Happy End geben kann, dann besteht es darin, dass die beiden wieder zusammenfi­nden und Driss, wie im Film, Philippe mit seiner Brieffreun­dschaft Eleonore zusammenfü­hrt.

Die in vielen Szenen dargestell­te Handlung zeigte sprunghaft die Entwicklun­g der Beziehung zwischen den so unterschie­dlichen Männern. Zwischen ihnen steht moderieren­d, beschwicht­igend, organisier­end Philippes Sekretärin Magalie (mit großer mimischer Überzeugun­gskraft gespielt von Sara Spennemann).

Vierter Akteur bei dieser „Zimmerauff­ührung“war André Lassen, der gleich drei kleine Nebenrolle­n ausfüllte. Das Publikum bedankte sich mit herzlichem Applaus bei dem Quartett.

Als Team sind Philippe und Driss scheinbar unschlagba­r, was sie erst erkennen, als sich ihre

Wege trennen

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Neu-Pfleger Driss (Felix Frenken) versucht mit seiner Lebensfreu­de den gelähmten Hausherrn (Timothy Peach) – anfangs noch vergebens – mitzureiße­n.

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