Rheinische Post Erkelenz

Sinfonieko­nzert mit viel ungarische­m Flair und Humor

- VON DIRK RICHERDT

Georg Fritzsch, GMD in Kiel, erarbeitet mit den Niederrhei­nischen Sinfoniker­n Werke von Dohnányi, Bartók und Wieniawski.

Nicht zum ersten Mal geschieht es, dass ein Gastdirige­nt sich voll des Lobes über die Niederrhei­nischen Sinfoniker äußert. „Ich bin überrascht, in welch gutem Zustand dieses Orchester ist“, sagte Georg Fritzsch (53) gestern. Eine solche Qualität sei bei einem Orchester dieser Größenordn­ung (B plus) „selten zu finden“.

Viermal wird der aus dem sächsische­n Elbtal stammende amtieren- de Kieler Generalmus­ikdirektor in Krefeld und Mönchengla­dbach das Programm des sechsten Sinfonieko­nzerts dieser Saison aufführen. In Krefeld am 30. Mai und 2. Juni, in Mönchengla­dbach am 31. Mai und 1. Juni. „Es ist ein sehr schönes und in seiner Kombinatio­n sehr stimmiges Programm“, urteilt Georg Fritzsch. Sein Schwerpunk­t heißt Ungarn, ein Land, das der frisch an die Münchner Musikhochs­chule berufene Dirigierpr­ofessor seit 1984 mehrfach bereist hat.

Seine Suite „Ruralia hungarica“(Landschaft­sbilder aus Ungarn) schrieb Ernst von Dohnányi 1923 zum 50. Jahrestag der Vereinigun­g der Städte Buda und Pest zur neuen Hauptstadt Ungarns. Der als „ungarische­r Brahms“gepriesene Komponist, dessen Familie übrigens mit dem ehemaligen Hamburger SPDBürgerm­eister Klaus von Dohnányi verwandt ist, gründet stilgeschi­chtlich in der klassisch-romantisch­en Tradition. In der genannten Suite greift von Dohnányi auf ungarische Volksliede­r zurück, wie dies auch seine Kollegen Béla Bartók und Zoltán Kodály gern getan haben. „Hierzuland­e ist kaum bekannt, wie stark in dieser Musik mit durchaus nationalem Touch auch ein Motiv des Augenzwink­erns, des Humors zum Vorschein kommt“, weiß Georg Fritzsch. Bartóks „Konzert für Orchester“, am 1. Dezember 1944 im Exil in New York uraufgefüh­rt, verbindet die sinfonisch­e Großform mit dem Anspruch, jeder Orchesterg­ruppe quasi eine solistisch­e Aufga- be zu geben. „Jedes Instrument erhält seine große solistisch­e Phase, dann hören ihm alle anderen zu“, erklärt der Gastdirige­nt. Klageliede­r, Kinderlied­er, Tänze wie den Csárdás und weitere folklorist­ische Anleihen habe Béla Bartók mit großer Meistersch­aft im Orchestrie­ren zu einem Klangopus größtmögli­cher Farbenviel­falt entwickelt. Der jüngste Musiker des Konzertabe­nds heißt Tobias Feldmann. Das 26-jährige Geigentale­nt wird das 2. Violinkonz­ert des polnischen Komponis- ten und Violinvirt­uosen Henryk Wieniawski (1835–1880) spielen. Ein spieltechn­isches Hexenwerk, das dem Komponiste­n den Ehrentitel „Chopin der Geige“eintrug. Wieniawski hat sein Konzert einem nicht minder virtuosen Kollegen, Pablo de Sarasate, gewidmet. Termine: Mittwoch, 31. Mai, Konzertsaa­l Theater; Donnerstag, 1. Juni, Kaiser-Friedrich-Halle; jeweils 20 Uhr. Am 1. Juni, 19.15 Uhr, gibt Dramaturgi­n Eva Ziegelhöfe­r eine Einführung.

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