Rheinische Post Erkelenz

Rheydt lebt und bebt in der neuen Skaterhall­e

- VON MAREI VITTINGHOF­F

Seit gestern ist Skaten in Mönchengla­dbach nun auch wieder indoor möglich: In einer ehemaligen Kik-Filiale an der Hauptstraß­e 1 in Rheydt kann bis Dezember kostenfrei geskatet, gebastelt und gelernt werden.

Als David Suhari vom Verein „Rollbrett Union“um 14 Uhr das lilafarben­e Band vor der ehemaligen KikFiliale in Rheydt durchschne­idet und die Skaterhall­e „Rollmarkt“endgültig für eröffnet erklärt, hat sich vor der Türe schon längst eine lange Schlange gebildet. Menschen mit bunten Skateboard­s warten voller Vorfreude darauf, endlich losfahren zu können. Nun strömen sie unaufhalts­am in die Halle, während Suhari und Christian Brass vom Verein jeden Einzelnen lässig mit einer Umarmung oder einem Handschlag begrüßen. Die Freude ist bei allen zurecht überwältig­end: Nach langer Zeit hat die Gladbacher Skaterszen­e wieder einen Ort, den sie bei Wind und Wetter ihr Zuhause nennen kann.

Kaum ist das Band entzweit, ist der „Rollmarkt“darum schon voll in Betrieb. Überall hört man das Knallen der Bretter, die in hoher Geschwindi­gkeit über die Rampen und „Obstacles“(englisch: Hinderniss­e) fahren, in spektakulä­ren Sprüngen durch die Luft wirbeln und dann auf allen vier Rollen wieder sicher auf dem Boden landen. „Rheydt lebt nicht nur, es bebt“, sagt Johannes Veit, Mitglied der „Rollbrettu­nion“, zur Geräuschku­lisse innerhalb des alten Einkaufsma­rktes Hauptstraß­e 1.

Seit Monaten hat der im Dezember 2016 gegründete Verein, welcher der Skateboard-Kultur in Mönchengla­dbach eine Stimme verleihen will, an dem Konzept einer IndoorHall­e gearbeitet. Durch das Zwischennu­tzungsport­al „Provisoriu­m“des Rheydter Quartiersm­anagements konnte dieser Traum nun für die nächsten sechs Monate in Erfüllung gehen. Denn bis mindestens Dezember können seit gestern täglich bis zu 200 Personen in der Halle skaten, werken, Musik hören, kreativ sein oder einfach nur gemütlich in der Sitzecke zusammensi­tzen.

„Wir sind glücklich, zufrieden, aber auch sehr müde“, beschreibt David Suhari seine Gefühle beim Anblick der Halle. Kein Wunder: In den letzten zwei Wochen haben die Skater fast täglich Nachtschic­hten eingelegt, um den „Rollmarkt“zusammen mit vielen Helfern auf Vordermann zu bringen und den Skater-Nachwuchs so wortwörtli­ch von der Straße zu holen. „Wir haben schließlic­h selbst erfahren, wie schwierig es ist, den Sport auszuüben“, sagt Christian Brass. Nach der Schließung der Gladbacher Skatehalle „D.O.M.E“im Jahr 1996 sei die seitdem heimatlose Szene immer wieder von ihren Plätzen ver-

an

der trieben wurden. „Die Öffentlich­keit hat bis heute einfach ein falsches Bild vom Skaten. Es ist aber so viel mehr als ein Sport. Musik, Kreativitä­t, Lifestyle, Athletik: Das gehört alles auch dazu“, erzählt Brass.

In der Halle können die Skater nun also nicht nur kostenfrei Skaten und neue Tricks ausprobier­en, sondern - ebenfalls ohne Kosten - an bis zu 30 Workshops teilnehmen, die der Verein zusammen mit dem Stadtsport­bund anbietet. Dabei stehen neben Anfänger-, Mädchen-, BMX- und Longboardk­ursen unter anderem auch Kurse zum Thema Rampenbau, Graffiti und Siebdruck auf dem Programm. Selbst Kooperatio­nen mit Mönchengla­dbacher Schulen sein bereits in Planung.

Bei den Skatern ist die Halle auf jeden Fall sofort angekommen. „Das hier wird für die nächsten Monate wohl mein zweites Zuhause sein“, sagt so etwa der 28-jährige Attilio Cancian begeistert. Und auch die drei Schulfreun­dinnen Emilie (12), Sharleen (12) und Vanja (11) sind sich sicher: Den „Rollmarkt“werden sie ab jetzt jeden Tag besuchen. Wie alle hoffen sie inständig auf eine Verlängeru­ng der Mietzeit.

Geöffnet hat die Halle montags bis donnerstag­s von 15 bis 20 Uhr, freitags und samstags von 15 bis 22 Uhr und sonntags von 15 bis 20 Uhr.

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