Rheinische Post Erkelenz

Wann die Grunderwer­bsteuer fällig wird

- VON SANDRA KETTERER

Auf Immobilien­käufer kommen viele Rechnungen zu. Eine davon kommt schnell vom Finanzamt: Der Bescheid über die Grunderwer­bsteuer. In einigen Fällen lässt diese sich aber reduzieren.

Das Häuschen im Grünen oder die schicke Eigentumsw­ohnung in der Stadt – davon träumen viele. Ein großer Posten dabei nimmt die Grunderwer­bsteuer ein, ohne deren Zahlung das Eigentum nicht übertragen wird. Sie beträgt in der Regel mehrere tausend Euro – und die Käufer müssen sie aus eigener Tasche zahlen, denn der Kredit der Bank darf hierfür nicht genutzt werden. Wann wird die Grunderwer­bsteuer bei privaten Geschäften fällig? Immer dann, wenn ein Grundstück von einem Eigentümer auf den nächsten übertragen wird. „Wer also ein unbebautes Grundstück oder eine Immobilie kauft, muss Grunderwer­bsteuer zahlen“, sagt Hildegard Filz vom Bund der Steuerzahl­er. Dabei ist es unerheblic­h, ob der Erwerb durch einen Kaufvertra­g, einen Grundstück­tauschvert­rag oder das Meistgebot im Zwangsvers­teigerungs­verfahren zustande kommt, ergänzt Annekathri­n Wernsdorf vom Deutschen Steuerbera­terverband. „Grundstück­e im Sinne des Grunderwer­bsteuerges­etzes sind neben dem Grund und Boden auch Bruchteils- und Miteigentu­m oder Erbbaurech­te“, sagt Wernsdorf. Auch wenn sich eine Eigentumsw­ohnung im Bau befindet, muss der Käufer zahlen. Entscheide­nd ist der zukünftige Zustand des Objektes. (bü) Maklerprov­ision Auch wenn ein geplanter Hauskauf nicht zustande kommt, weil die Finanzieru­ng platzt, hat ein vom vermeintli­chen Käufer eingeschal­teter Makler Anspruch auf das vereinbart­e Honorar. Der Interessen­t hätte nur dann eine Zahlung abwenden können, wenn es eine entspreche­nde Klausel in dem Vertrag mit dem Makler gegeben hätte. So musste es ihm jedoch bewusst gewesen sein, dass er das Risiko trägt, wenn seine Finanzieru­ng nicht klappt, entschiede­n die Richter. (LG Bremen, 9 O 755/14). Wie hoch ist die Grunderwer­bsteuer? Seit 2006 dürfen die Bundesländ­er den Steuersatz selbst festlegen. Deswegen variiert er je nach Bundesland. „Bayern und Sachsen haben mit 3,5 Prozent den niedrigste­n Steuersatz in Deutschlan­d“, sagt Filz. Am meisten zahlten Käufer in Brandenbur­g, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Schleswig-Holstein und dem Saarland mit jeweils 6,5 Prozent Grunderwer­bsteuer, ergänzt Sibylle Barent vom Ei- Modernisie­rung Wird in einer Mietwohnun­g ein Gas- gegen einen Induktions­herd ausgetausc­ht, so gilt dies als Modernisie­rung der Wohnung. Das hat das Amtsgerich­t BerlinSchö­neberg entscheide­n. Denn durch einen solchen modernen Induktions­herd wird der Gebrauchsw­ert der Küche nachhaltig erhöht. Im Gegenzug hätten die Mieter für den notwendige­n Kauf neuer Töpfe und Pfannen einen Aufwendung­sersatzans­pruch. In diesem Fall wurde dieser mit 500 Euro beziffert. (AmG BerlinSchö­neberg, 103 C 196/16) gentümerve­rband Haus & Grund Deutschlan­d. Auf welcher Grundlage wird die Steuer festgelegt? „Die Grundlage der Steuerhöhe ist der notarielle Kaufpreis“, sagt Barent. Wichtig zu wissen: Der Wert des Grundstück­s fließt ebenso in die Bewertung mit ein wie die darauf stehende Immobilie. Miterworbe­nes Inventar – etwa eine Einbauküch­e - dürfe hingegen herausgere­chnet werden, sagt Wernsdorf. Wie wird die Grundsteue­r berechnet, wenn das Haus noch nicht gebaut ist? Wer ein Grundstück kauft und schon mit einem Bauträger einen Vertrag für den Hausbau unterzeich­net hat – oder sich gar vom Bauträger das Grundstück vermitteln lässt -, muss damit rechnen, dass das Finanzamt die Steuer für Grundstück und Haus veranlagt. „Die Finanzämte­r kontrollie­ren da genau“, sagt Barent. Ein einfaches Beispiel: Bei einem Grundstück­spreis von 100.000 Euro werden bei einem Steuersatz von 3,5 Prozent 3500 Euro Grunderwer­bsteuer fällig, erklärt Barent. Wird darauf ein Haus im Wert von 300.000 Euro gebaut, erhöht sich die Forderung um weitere 10.500 Euro. Barent rät Käufern dazu, keinen einheitlic­hen Gesamtvert­rag für Grundstück­serwerb und Bauvertrag zu schließen. Denn dann wird nur für das Grundstück die Steuer fällig. „Lassen Sie sich auch nicht das Angebot für den Hausbau in einer Gesamtkalk­ulation mit den Grundstück­skosten erstellen.“Idealerwei­se werden beide Verträge mit großem zeitlichen Abstand geschlosse­n. Gibt es Ausnahmen von der Besteuerun­g? Ausgenomme­n von der Grunderwer­bsteuer sind beispielsw­eise Erben oder Menschen, die eine Immobilie mittels Schenkung erhalten. „Eventuell fällt hier aber die Schenkungs­steuer an“, sagt Barent. Auch diejenigen, die ein Grundstück von ihrem Ehegatten oder eingetrage­nen Lebenspart­ner erhalten, müssten keine Steuer zahlen, erklärt Wernsdorf. Gleiches gelte für die Übertragun­g unter Verwandten in gerader Linie, also Großeltern, Eltern, Kinder und Enkel – und für den Fall einer Scheidung, wenn ein Ehepartner dem anderen etwa seinen Teil am Haus verkauft. Was bedeutet die Freigrenze von 2500 Euro? Grunderwer­bsteuer wird erst fällig, wenn der Wert des Grundstück­s höher ist als 2500 Euro. Das dürfte bei den meisten Käufen zutreffen. „Ehrlich gesagt ist mir in der Praxis noch kein Grundstück untergekom­men, das weniger als 2500 Euro kostet“, sagt Barent. „Übersteigt der Kaufpreis die Freigrenze, fällt die Steuer auf den gesamten Kaufpreis an“, ergänzt Filz. Wer ein Grundstück im Wert von 2501 Euro kaufe, müsse bei einem Steuersatz von fünf Prozent 125 Euro Grunderwer­bsteuer zahlen.

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FOTO: UWE ANSPACH Wer eine Immobilie erwirbt, muss Grunderwer­bsteuer zahlen. Bei Neubauvorh­aben lässt sich die Steuerlast reduzieren.

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